Zedler:Mühle, (Hand-)

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Mühle, (Hammer-)

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Mühle, (Hand-) zum Kupferdrucken schwärtzen

Band: 22 (1739), Spalte: 123–126. (Scan)

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Mühle, (Hand-). Die Hand-Mühlen, welche die kleinesten, und entweder auf eine oder zwey Personen, von denen sie getrieben werden müssen, eingerichtet sind, braucht man zum Getrayde-mahlen, man hält sie auch nicht unbillig vor die älteste Invention von Mühlen, massen unsere Alten vor undenckl. Jahren nicht mit so leichter Mühe und geringer Arbeit, als wie bey ietzigen unsern Zeiten geschiehet, ihr Korn und Früchte, welche sie zum Brod gebraucht, mahlen, und Mehl machen können, sondern, weil sie von solchen kunstreichen Mahlen nichts gewust, als haben sie im Anfang das Korn mit grosser Mühe zum backen zugerichtet, selbiges zerknirschet, zermalmet, zerstossen und zerstampft, bis hernach die Hand-Mühlen erfunden worden, auf welchen jedoch, weil sie, wie leicht zu erachten, nicht in so guten Stand, als die heutigen gewesen, das Mahlen eine dermassen harte und sauere Arbeit war, daß die Leibeigenen Knechte und diejenigen, so etwas verwürcket hatten, zur Strafe mahlen müssen. Bey unsern Zeiten sind sie noch an vielen Orten, sonderlich aber in Litthauen sehr gemein, und werden dergestalt künstlich zugerichtet, daß man mit besondern Vortheil lange darauf mahlen, und solche, vornehmlich zu Kriegs-Zeit, in Festungen wohl gebrauchen kan. Bey Land-Güthern, welche keine eigenen Wasser- oder Wind-Mühlen, und auf andere Mühlen weit zu fahren haben, oder die an Oertern liegen, da die Bäche und Mühl-Graben in heissen trockenen Jahren vertrocknen, oder im Winter zufrieren, thun die Hand-Mühlen sehr gute Dienste. Man hat deren verschiedene Arten, doch müssen sie alle mit ihren Schwung-Rädern, Schwengeln, Zieh-Armen, Well-Bäumen, Stirn-Rädern, Rumpfen, Steinen, Kästen, Beuteln, und andern Mühl-Nothdurfften versehen seyn. Es werden auch wohl an etlichen Hand-Mühlen die Schwung-Räder mit drey anhängenden Gewicht-Steinen, zu besserer Beförderung des Umtreibens, vernünfftig beschweret. Wo man grössere Wercke haben will, welche von Menschen Händen nicht getrieben werden können, pflegt man an die Hand-Mühle ein grosses hängendes oder flachliegendes Tret- oder Tritt-Rad anzubringen, da denn durch zwey Personen das gantze Werck beweget werden kan, wovon unter dem Artickel Tret-Mühle ausführlicher wird zu handeln seyn. Eine gantz bequeme Art Hand-Mühlen liessen im Jahr 1717 Kayserl. Majestät von neuer Invention verfertigen, selbige bey der Armee zu gebrauchen. Sie waren sehr leichte, so daß eine sammt Holtz, Eisen und Stein kaum zwey Centner schwer, und zwey dergleichen Mühlen beqvem auf einen Wagen geführet werden können. Es sollen vier einander ablösende Personen in 24 Stunden Mehl zu 1200 Portionen Brod darauf zu mahlen vermögend seyn. Man kan aber die Hand-Mühlen auf verschiedene Arten angeben. Denn 1) kan man selbige von einem schlechten Gestelle oder Holtz verfertigen, und gar leicht mit einem Schwung-Rad, so eine gekröpfte Handhabe hat, einrichten. An dem gevierten Well-Baum soll ein an der Seite gezahntes Rad stehen, welches mit seinen Zapfen in den Trillis oder Ober-Geschirr eingreifft, solches sammt dem Mühl-Stein herum führet, und also das Getrayde mit seinen Umlauff mahlet. Was aber die Proportion und Stärcke dieser Mühle anlanget, soll das Schwung-Rad aufs wenigste zwölff Schuh und so schwehr seyn, als der Mühlstein gesetzt ist, welcher die Gleichheit haben soll, daß er im Diameter zwey und einen halben Schuh hält, das gezahnte Rad oder Scheibe aber muß 24 Seiten-Nägel, auch das Ober-Geschirr acht Spindeln zehlen, damit wenn das Rad einmahl herum gehet, der Mühlstein unterdessen dreymahl herumgelauffen sey. Die 2) fast gebräuchlichste Art der Hand-Mühlen aber, und welche durch zwo Personen mit ihren Zieh-Armen leichtlich regieret werden kan, ist folgende: Man richtet ein schlechtes Gestell auf, und machet mitten unter dem Mühlstein ein Schwung-Rad von drey Gewichtern, mit einem über sich gehendem doppelt gekröpften Eisen, worauf der Mühlstein befestiget wird, und damit umlauffet. Das Korn oder die Frucht aber wird in den Kasten eingeschüttet, und kan der Mühlstein über sich und unter sich gerichtet werden. 3) Noch eine andere Art, wiewohl sie etwas weitläufftiger und kostbarer, als die vorhergehende, kan durch Hülffe zweyer Personen vermittelst zweyer Schwung-Räder gar leicht umgetrieben und regieret werden, indem man mitten an den Well-Baum der beyden Schwung-Räder einen Spindel-Rumpf macht, welcher mit seinen Spindeln, die von guten Eisen oder starcken Holtz seyn sollen, in ein grosses Stirn-Rad eingreifft, selbiges mit Gewalt herum führet, welches alsdenn noch ferner mit seinen auf der Seite gezahnten Rad in den letzten Spindel-Kumpff greifft, solchen sammt dem Mühlstein herum treibet, und die Frucht oder Getrayde, so in den Kasten eingeschüttet, zu Mehl macht, und in den Mehl-Kasten schüttet. Man kan auch 4) noch eine andere Art, wenn man etwas zerstossen will, gar bald zu Werck richten, welches insonderheit zu dem Pulvermachen auf Festungen oder Berg-Häusern dienet, wo man kein Wasser oder andere Gelegenheit haben kan. Es wird aber diese Hand-Mühle durch eine Person mit einem Zieh-Arm leicht regieret werden, massen an gedachten Arm ein Schieb-Eisen ist, welches das gekröpffte Eisen an dem aufn rechten Well-Baum beweglich umgeben soll, durch dessen Hülffe der Well-Baum umtrieben wird. Ferner muß in dessen Spindel-Kumpff ein anderes auf der Seite gezahntes Rad mit seinen Zapfen eingreiffen, damit es von gedachten Kumpff sammt dessen Well-Baum umgetrieben werde, und mit seinen Armen die Stössel aufheben auch wieder fallen lassen könne. So wird auch 5) eine andere Manier von Hand-Mühlen nach beliebiger Grösse gemacht; sie hat zur Handhabe eine Kurbe und gekröpfften Arm, und ist an dem Well-Baum das Kamm-Rad angefüget und fest gemacht, solches kan auch nach Belieben in so viel Zähne als man will, ausgetheilet werden, wornach sich denn auch der Trillis richten muß, und soll derselbe zu besserer Befestigung der Stange geviert eingesetzt werden, das obere Corpus, so durch den Trillis umgetrieben wird, kan von guten festen Holtz, fast in der Forme wie die eisernen Würtz-Mühlen verfertiget, und mit eisernen Rippen gleichsam umwunden eingesenckt werden, wie denn ebenfalls das untere Corpus auf solche Weise zuzurichten ist; es wäre auch gut, daß man die gevierdte Stange sammt dem Trillis über und unter sich richten könnte, damit man also, wo es von nöthen, grob und rein mahlen möge. Zur Hülffe und Erleichterung des Triebs wird oben an der gevierdten Stange ein Schwung-Rad aufgesetzt, so entweder von Stein, besser aber von Holtz mit Bley auf dessen Ranfft eingegossen, oder ein anderer Schwung an dessen Statt angeordnet. Man macht auch dergleichen Hand-Mühlen von Meßing oder Eisen groß oder klein, und giebt die Erfahrung an die Hand, wie es jeden vorträglich und tauglich. Noch findet man 6) eine Gattung einer Hand-Mühle, welche ohne Kamm-Rad mit einer gekröften Kurbe durch die Stangen gezogen, folglich der Mühlstein durch das eingesetzte Eisen umgetrieben wird. Zu besserer Hülffe und Erleichterung des Umtreibens aber ist das Schwung-Rad mit drey anhängenden Gewicht-Steinen angeordnet, und sollen selbige an den Ecken eines gleichseitigen Triangels, dessen drey Spitzen jede gleich weit, von dem Balcken angehangen werden. Die Stange oder der aufrechte Well-Baum soll auf eine gehärtete Spitze in einer stählernen oder meßingenen Schüssel gehen; jedoch stehet dem Künstler frey solche Stangen nach Gutbefinden unten aufzusetzen. Eine andere Art Hand-Mühlen, die der vorigen fast gleich, wird 7) also verfertiget, daß sie ein Kamm-Rad mit einen Trillis hat, unten aber ist sie mit einen niedrigen Schwung-Rad und gekröpften Stange versehen. Man macht auch 8) eine grössere Art die von zwey Personen, so die gekröpfte Stange fassen, umgetrieben wird. Daran befestiget man die beyden Stangen, so auf einen fest liegenden Balcken beweglich angehefftet, und richtet sich deren Länge nach Proportion der Personen, so sie bewegen, welche Stangen gemeiniglich 5 bis 6 Schuh lang seyn sollen; zu bessern Schwung und leichterer Mühe kan ein Rad mit Bley auf dem Ranfft eingegossen, angeordnet werden, und muß der Zapffen von Eisen in eine meßingene Schüssel gehen. Eine andere Gattung ist 9) die etwas weitläufftiger und kostbarer als die vorige ausfällt; denn sie hat zwey Schwung-Räder und also auch zwey Trillis, in welche das Stirn-Rad oder Kamm-Rad eingreifft, nebst einer gekröpfften Stange, die durch eine andere Stange mit einer oder zwey Personen regieret werden kan. Die Bewegung des Beutels geschiehet durch jene Stange, und wird von Holtz und Eisen verfertiget, auch also angeleget, daß man hoch oder niedrig richten könne, welches denn jederzeit bey dergleichen Gattungen der Mühlen in acht zu nehmen ist. Endlich mercket man 10) noch eine Art, die der vorigen fast gleich kommt, sie hat aber nur ein Swung-Rad nebst dem Stirn-Rad und einen Trillis, sammt der gekröpfften Stange, die durch eine andere Stange beweget, und durch eine Person regieret werden kan. Die Bewegung des Beutels geschiehet durch ein Stänglein, und wird das Corpus, wie schon gedacht, zugerichtet. Siehe auch Hand-Mühlen im XII Bande p. 444.