Zedler:Mühle (Oehl-)

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Mühle (Papier-)

Band: 22 (1739), Spalte: 130–132. (Scan)

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Mühle (Oehl-). Die Oehl-Mühlen sind in einer Land-Wirthschafft, wo man viel Lein, Mahn, Nüsse, und sonderlich Rübsen, oder Rüb-Samen erbauet, ein gutes und einträgliches Stück. Man leget sie entweder in einen Gerinne mit denen Mahl-Gängen an, oder macht ihnen gegen über an der andern Seite des Flusses ein besonder Gerinne und Wasser-Rad. Dieses hat an seiner Welle innerhalb des Oehlmühl-Gebäudes ein Stirn-Rad, welches mit seinen Zähnen oder Kämmen in das an der Daumen-Welle befindliche Getriebe eingreifft, und selbiges samt gedachter Welle herum treibet. An dieser sind forne in gewisser Weite von einander Heb-Arme, oder sogenannte Daumen befestiget, welche die Stampfen aufheben und wieder fallen lassen. Es müssen aber berührte Stampfen von guten festen entweder Ahorn- oder Weißbüchenen Holtze verfertiget, und unten mit eisernen Schuhen beschlagen, auch die ausgearbeiteten Löcher im Gruben-Stock, darein sie fallen, unten am Boden mit starcken eisernen Blechen gefüttert werden. Wenn man nun aus dem Saamen Oehl machen will, wird solcher erstlich gestossen, hernach in einem Kessel über dem Feuer geröstet, und also warm zwischen zwey Haar-Tücher in die in viereckigtes Holtz eingegrabenen runden Löcher geleget, und folgends in die viereckigt ausgehauenen Löcher der Oehl-Lade, welche von starcken eichenen Holtze gemacht seyn muß, eingethan, darauf ein anderer gevierter Klotz gesetzt, und von hinten ein Keil durchgestossen, welcher forne etwas schmäler als hinten ist, endlich mit einem an der sogenannten Schlägel-Welle, an einen langen und starcken höltzernen Arm befestigten, ohngefehr anderthalb Ellen langen und achtzehen Zoll starcken eichenen Schlägel die Keile hinein, das Oehl aber unten heraus, und in die untergesetzte Geschirre getrieben. Und diese Arbeit wird das Oehlschlagen, der dazu bestellte Mühl-Pursche aber der Oehlschläger genennet. In Sachsen und Thüringen, da viel Rüb-Samen erbauet, und das Oehl zum Geleuchte gebraucht, die Oehl-Kuchen aber mit zum Geträncke vor das Rind-Vieh, und sonderlich vor die Melck-Kühe untermenget werden, sind dergleichen Oehl-Mühlen sehr gemein. Ihre Anlegung belangend, kan selbige an einem Wasserfluß angerichtet werden. Es wird nemlich, wie gedacht, an dem Wellbaum des Wasser-Rades ein Kamm-Rad angemacht, welches mit seinem Kamm in die Spindeln des Rades eingreifft, und solches mit dem Well-Baum herum treibet. An dem letztern werden forne Heb-Arme befestiget, welche die Stampfen aufheben und wieder fallen lassen. Selbige können unten mit eisernen Schuhen beschlagen werden, wie denn auch die ausgethanen Löcher unten am Boden mit starcken eisernen Blechen gefüttert seyn sollen. Wenn man aus der gestossenen Materie Oehl machen will, wird solche zuvor in einem Kessel über dem Feuer geröstet, und also zwischen zwey Haar-Tücher warm in die Forme geleget, hernach die Forme in die gevierten ausgehauenen Löcher des Eich-Baums gethan, ein anderer gevierter Klotz darauf gesetzt, und von hinten ein Keil durchgestossen, der forne etwas schmäler als hinten ist. Hernach steckt man den Keil dazwischen, und richtet den Schlägel durch den Arm, welcher Löcher hat, auf den Keil; alsdenn ergreifft das eine Horn an dem Well-Baum das eine Holtz an der Wand und ziehet es unter sich, in solcher Bewegung ergreifft das untere Holtz das obere Holtz, dadurch der Strick zu dem untern gehet, und ziehet es hernach, hebet den Schlägel hoch auf, daß er wieder loßschnappet, mithin den Keil hinein treibet, dadurch denn das Oehl heraus gepresset wird. An den Eich-Baum kan ein geviertes oder rundes Loch, unter welches man ein Geschirr, darein das Oehl abläufft, stellet, gemacht werden.