Zedler:Meer-Schweinlein, Meer Ferckel

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Band: 20 (1739), Spalte: 205–206. (Scan)

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Literatur
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Meer-Schweinlein, Meer Ferckel, ist ein kleines vierfüßiges Thierlein, kurtz, wie ein mittelmäßiger Igel, und kleiner als ein Caninchen, dem es in Ansehung seiner Fruchtbarkeit, Speise, Wartung und Geschmack seines Fleisches [206]ziemlich gleichkommt, nur daß die Meer-Schweinlein eine andere Gestalt haben, schneller und geschwinder lauffen, und wie Schweine gruntzen, daher und weil man solche Anfangs aus West-Indien über Meer zu uns gebracht, sie Meer-Schweinlein oder Meer-Ferckel genennet werden. Sie haben Zähen und Füsse, wie unsere Caninchen, forne fünff, meist aber nur vier Zähen oder Klauen, und an denen hintern Füssen eine weniger, sind glatt und vielfarbig von Haaren, mehrentheils aber gelb, weiß und schwartz gefleckt. Sie können keine Kälte leiden, sondern wollen warm gehalten seyn, darum macht man ihnen in denen Stuben oder temperieren Kammern einen Verschlag von Bretern, dahinter sie hin und wieder lauffen, und ihre Jungen aufbringen können. Man giebt ihnen Heu, Graß, Salat, Kraut, Brod und dergleichen, was man denen Caninchen vorzuwerffen pflegt; es will aber der Ort, wo sie gehalten werden, fleißig gereiniget und gesaubert seyn, indem sie sonst einen übeln Geruch verursachen; man soll auch in ihrem Auffenthalt nichts von Leder, oder andern Sachen liegen lassen, weil sie alles zerbeissen, und nichts sicher vor ihnen ist. Sie wachsen bald auf, und werden geschwind fett, haben Lm Frühling und Sommer oft Junge, von zweyen zu vieren, selten aber fünffe. Wenn man sie schlachtet, muß man sie in einem nicht allzuheissen Wasser abbrühen, und ein paar Tage im Saltz liegen lassen, hernach sauber spicken und fein safftig abbraten, oder sieden, und mit einer guten gewürtzten Brühe auftragen, sonst ist ihr Fleisch etwas geil und eckelhafft zu geniessen. An ihrem Vaterlande in Brasilien giebt es deren nach Guilielmi Pisonis Zeugniß sechs bis siebenerley Arten, welche an Grösse und Farbe von einander unterschieden sind, jedoch an Güte und Zärtlichkeit des Fleisches einander fast alle gleichen, auch alle Jahre dreymal sieben und mehr Junge werffen sollen.