Zedler:Mindelheim oder Mündelheim

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Mindelheim

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Minden, ein Fürstenthum in Deutschland

Band: 21 (1739), Spalte: 302–304. (Scan)

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Mindelheim oder Mündelheim, eine Stadt in Schwaben, liegt im Algöw, in der Ebene, am Fluß Mündel, daher auch ihr Name entstanden, 3 Meilen von Memmingen, 6 oder 7 von Augspurg, und eben so viel von Ulm, welche vor Zeiten Rostrum Nemaviae geheissen hat; das Schloß aber, so Hertzog Friedrich von Teck erbauet, liegt ausserhalb der Stadt auf einer Höhe, welche der St. Georgen-Berg genennet wird, und hat eben keine feste Wercke. Es ist in dieser Stadt ein feines Nonnen-Kloster und ein ansehnliches Jesuiter-Collegium, welches letztere vor Zeiten ein Kloster gewesen, so ums Jahr 1260 im Flecken Berdernow für den Wilhelmiter-Orden gestifftet, hernach den Eremitanern oder Canonicis Regularibus S. Augustini, und endlich den Jesuitern zu Theil worden. Des Swighards oder Schwiggers von Mindelberg (welches Schloß nicht weit von Mindelheim gelegen, nunmehr aber verwüstet ist) Ritters, und seiner Gemahlin, Elisabeth, Freyin von Aicham, Sohn, Schwigger II. von Mindelberg, und seine erste Gemahlin, Hedwig, haben solches Kloster hernach 1263 in die Stadt Mindelheim versetzt, und ist er der letzte seines Geschlechts gewesen: Ums Jahr Christi 1382 ist P. George, Hertzog Friedrichs von Teck Sohn, der heiligen Schrifft Doctor und des Augustiner-Ordens durch Bayern Provincial, dieses Klosters Prior gewesen, und im Jahr 1490 ist dieses Kloster unter der Herrschafft Ulrichs von Freundsperg, Ritters und des St. Georgen Schilds-Obristen gleich andern reformiret worden. Die grosse Kirche zu St. Kilian in Mindelheim ist 1455 gestifftet, die Pfarr-Kirche aber daselbst hat Hertzog Ulrich von Teck 1409 erbauet, und sind in derselben etliche vornehme Begräbnisse der Hertzogen von Teck, wie auch der Herren von Rechberg und der von Freundsperg oder Fronsperg zu sehen, als welche Geschlechter nach einander die Stadt und Herrschafft Mindelheim beherrschet, ingleichen derer von Mangold. Es gehöret nemlich zu Mindelheim eine besondere Herrschafft, deren Besitzer ein unmittelbarer Stand des Reichs ist, und dessen Monathlicher einfacher Anschlag sich auf 76 Gulden, die Unkosten aber zu Unterhaltung des Reichs-Kammer-Gerichts jährlich 56 Gulden und etliche 40 Kreutzer belauffen. Besagte Herrschafft hat viel Holtz und auch eine gute Anzahl Dörffer, als derer allein in einem Bezirck von 3 Meilen um die Stadt 6 bis 7 auf dem Wege nach Augspurg, und eben so viel auf der Strasse nach Ulm zu finden. Diese Herrschafft hat vor Zeiten denen von Hohenschlitz gehöret, welchen es die Hertzoge von Teck mit Gewalt entzogen, derowegen nachgehends auf seiner Verwandten Anliegen Walther von Hohenschlitz von Kirchheim bey Halden, Bischoff von Augspurg, die [303] Stadt 1369 belagert, aber aus derselbigen von Graf Albrechten von Werdenberg todt geschossen worden. So soll auch schon vorhero, nemlich ums Jahr 1324, vermuthlich in dem Kriege Kaysers Ludwigs des Bayern mit Hertzog Leopolden von Oesterreich Stadt und Schloß Mindelheim durch Feuer und Raub seyn ruiniret worden. Bey denen Hertzogen von Teck ist hernach Stadt und Herrschafft geblieben, bis ins Jahr 1439, da der letzte Hertzog von Teck, Ludwig, gestorden. Eine von dessen Schwestern, Judith genannt, hatte Graf Hansen von Wertheim, die andere, Irmgardis, Veiten von Rechberg und Hohen-Rechberg, Rittern, zur Ehe, dahero dieser Ort theils durch Erbschafft, theils durch Kauff 1444 an dessen Söhne Beron, welchen einige Eberharden oder Bernharden nennen, und Albert von Rechberg gediehen. Dieses Berons Tochter, Barbaram, nahm Ulrich von Freundsperg oder Fronsperg, Hauptmann und Urheber des Schwäbischen Bundes, zur Ehe, welcher Ulrich nebst seinem Bruder Hansen von Freundsperg die Herrschafft Mindelheim 1487 von ihren Schwägern, denen von Rechberg, Berons Söhnen, namentlich George und Beron, so unbeerbt gewesen, erkauffet. Aus diesem Freundspergischen Geschlechte hat der letzte, Namens George, der eine Gräfin von Montfort zur Gemahlin gehabt, seine Linie 1586 beschlossen. Er hatte 2 Schwestern, davon die eine, Namens Catharina, die 1572 gestorben, an Graf Otto Heinrichen von Schwartzenberg vermählt gewesen, dem sie eine Tochter, Mariam, gebohren; die andere aber, Paula genannt, hat sich mit Wilhelmen von Kreut, einem Böhmischen Herrn, verehlichet. Das Gräflich Schwartzenbergische Fräulein, Mariam, hat hernach Christoph Fugger zur Ehe genommen, und sowohl wegen derselben, als auch einer starcken Summe Geldes die Herrschafft Mindelheim besessen. Es haben sich aber zwischen besagtem Otto Heinrichen, Grafen von Schwartzenberg, Wolff Wilhelmen von Maxelrain und Hanß Fuggern, so das oberwehnte Geld hergeschossen, und nach deren Absterben zwischen Wolff Veit von Maxelrain und nur gedachtem Christoph Fuggern grosse Streitigkeiten erhoben, welche endlich ein solches Ende genommen, daß keinem nichts von Mindelheim ist übrig geblieben. Denn gedachter Wolff Veit von Maxelrain brachte durch sein inständiges Anhalten Hertzog Maximilian von Bayern, nachgehends Churfürsten, dem er sein Recht abtrat, dahin, daß er sich der Freundspergischen Erbschafft 1618 annahm. Von welcher Zeit an die Herrschafft auch Bayrisch geblieben, obgleich 1633 und 1634 wie auch 1646 die Stadt Mindelheim von den Schweden theils mit Accord theils mit Sturm erobert, und zuletzt nebst dem Schloß in Brand gesteckt worden. Es sollen zwar die von Maxelrain und von Fugger einiges Geld vor ihre Ansprüche empfangen haben, wie viel es aber gewesen, und wenn es geschehen, ist so genau nicht bekannt. Letzthin hat Hertzog Maximilian Philipp die Herrschafft Mindelheim eigenthümlich besessen, iedoch mit dem Bedinge, daß der Churfürst die Stimme [304] deswegen auf dem Reichs-Tage behalten. Als aber besagter Hertzog 1705 mit Tode abgegangen, ward so wohl die Landgrafschafft Leuchtenberg als auch die Herrschafft Mindelheim vom Kayser Leopold eingezogen, und letztere dem Hertzoge von Marlborough wegen seiner in der Schlacht bey Höchstädt dem Reiche geleisteten vortrefflichen Dienste 1706 zu einem Lehn übergeben auch zu einem Fürstenthum mit Sitz und Stimme auf dem Reichs-Tag zu Regenspurg erhoben. Nachdem aber vermöge des Rastädter Friedens-Schlusses Chur-Bayern völlig restituiret worden, hat es aueh Leuchtenberg und Mindelheim wieder bekommen, und dem Hertzog von Malborough hat der Kayser die Grafschafft Nellenburg dagegen gegeben. Münster in Cosmograph. Crusius in Annal. Suev. Theatrum Europaeum, Zeiler in Chron. parv. Suev. Topograph. Suev. Ertel. Bayers Atlas p. 133. Imhof in Notit. Proc. Imp. Lib. II. c. 6. §. 16.