Zedler:Nedfyr, Nedfry, Nidfyr oder Niedfyr, und Nodfyr

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Band: 23 (1740), Spalte: 1548–1549. (Scan)

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Nedfyr, Nedfry, Nidfyr oder Niedfyr, und Nodfyr, von den alten Deutschen Worten, Ned, Nied, Neod oder Nod, Noth, und Fyr, Feuer, war bey den alten Deutschen eine aus dem Heydenthum überbliebene Ceremonie, da man zu gewissen Zeiten, wenn entweder viel Raupen, und Geschmeiß, oder auch ein Viehsterben war, ein Feuer machte, und hernach die verbrannten Stücken in Gärten, Felden, und unter dem Viehe herum schmiß. Es muste aber das Feuer nicht angeschlagen seyn; sondern sie nahmen einen Zaun-Pfahl, schlugen Stricke um denselben und zogen sie so lange hin und her, bis er von der Hitze selbst zu brennen anfieng, wozu sie hernach ander Holtz, Stroh oder andere leichtlich Feuerfangende Materialien legeten, daher denn dieses Feuer auf lateinisch, Ignis fricatus de ligno, ist genennet worden. Weil nun dadurch anders nichts als Aberglaube getrieben wurde: so verboten die Patres Orthodoxi so wol auf dem im Jahr 742 gehaltenen ersten Deutschen Concilio zu Regenspurg, oder Synodo Francica, als auch auf dem folgendem Concilio Lifianensi diese heydnische Gewohnheit. Dessen allen aber ohngeachtet, ist es bis auf den heutigen Tag an verschiedenen und fast den mehresten Orten Deutschlandes in beständigem Gebrauche geblieben. Denn wir sehen nicht allein dergleichen Feuer an dem St. Johannes, sondern auch an manchen Orten an dem Oster-Tage. Von diesem gedencket der Herr von Eckhart Comment de Reb. Franc. Orient. Tom. I. p. 425. daß er frühe Morgens an dem Oster-Tage einige Roß-Buben [1549] gesehen, welche durch starckes Reiben, mit dürrem Holtze Feuer zuwege gebracht, damit Kräuter gekochet, und solche gegessen hätten, aus dem Aberglauben, welcher davon esse, derselbe werde das gantze Jahr kein Fieber bekommen. So gedencket auch Johann George Leuckfeld in seinen Antiquit. Gandersheimens. p. 5. daß auf dem so genannten Opfer-Berge, ohnweit Gandersheim, woselbst in denen älteren Zeiten die denen Sachsen so beliebte Göttin Astarte oder Ostar verehret worden, nach bey seinem Dencken das Oster-Feuer von denen Landes Einwohnern auf den Oster-Abend angezündet, doch aber als eine heydnische Gewohnheit abgeschaffet worden. An dem Johannes-Fest wird man an vielen Orten die so genannte Johannes-Feuer gewahr, worüber die Leute aus Aberglauben springen, und vermeynen, sie werden das Jahr hindurch von dem Fieber befreyet bleiben. Dessen zum Zeugniß wird es genug seyn, des Sagittarius Antiquit. Gentilism. & Christianism. Thuring. p. 167 anzuführen, wo er berichtet, daß er dergleichen Johannes-Feuer im Jahr 1662 einmal bey Helmstädt gesehen. Ubrigens ist bey dem Worte Nedfyr noch dieses zu mercken, daß selbiges in verschiedenen Abschriften und Abdrücken, der auf dem ersten Deutschen Concilio zu Regenspurg abgefasseten Abschiede oder Canonum aus Unverstand der Schreiber falsch gedrucket und geschrieben gefunden werde. Wie man denn bey einigen als in dem Capit. 22. Carls des Grossen, Nedfry, bey dem Lünig aber im Reichs-Archiv, in demjenigen Theile, wo von den Kirchen-Satzungen gehandelt, und die Canones dieses Concilii mit eingerücket worden, ingleichen bey dem Maichelbeck Histor Frisingens. Tom. I. P. II. p. 25. wo eben diese Canones zu finden, Nedfratres findet, dahingegen der Codex Palatinus recht Niedfyr hat. Besiehe Struv ad Synod. Francic. c. 1. §. 6. Zeumer. diss. de igne Johanneo Sect. I. §. 9. Schottel. de Antiquis in Germania Juribus c. XIV. §. 6. Du Fresne Glossar. Med. & infim Latin. II. 2. 821. Falckenstein Nordgauische Alterthümer I. Theil p. 83. 268. 283. und 287.