Zedler:Piccolomini oder Piccolomineus (Frantz)

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Piccolomini (Frantz) ein Sohn Antonii

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Piccolomini (Frantz) ein gelehrter Jesuit von Siena

Band: 28 (1741), Spalte: 44. (Scan)

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Piccolomini oder Piccolomineus (Frantz) von Siena, ein Sohn Nicolas Piccolomini, der 1529 Stadt-Hauptmann in Siena gewesen, war ein sehr berühmter Weltweise. Nach einiger Bericht hat er, da er noch gar jung gewesen, zu Siena die Welt-Weißheit gelehrt; welches aber von einigen geläugnet, und dagegen vorgegeben wird, daß er im 25 Jahre seines Alters nach Macerato gegangen, und daselbst seine Studien fortsetzen wollen, wegen seiner grossen Geschicklichkeit aber daselbst die erste Stelle, die Weltweißheit zu lehren, bekommen hätte. Nach einiger Zeit ward er nach Perugia beruffen, da er 10 Jahr lang gleichfalls Unterweisung in der Weltweißheit gab, und einen Tractat von der Moral-Philosophie ans Licht stellte unterm Titel: Universa Philosophia de moribus, davon Rudolph Goclenius 1651 eine Auflage in 8 zu Franckfurt besorget. Als er daselbst kranck worden, begab er sich auf einige Zeit nach Siena, hatte aber kaum seine vorige Gesundheit wiederum erlangt, da ihn die zu Padua erst 1560 zu ihrem ausserordentlichen, und 1564 zum ordentlichen Profeßor der Welt-Weißheit machten. Er schrieb universa naturalis philos. in 5 Theilen, wie auch ein Buch de arte definiendi & discurrendi, und gab verschiedene Commentarios über den Aristorelem heraus, welche wegen ihrer Deutlichkeit und Feine hoch geschätzt werden. Er ließ sich auch angelegen seyn, die Platonische Welt-Weißheit wieder einzuführen und zu zeigen, daß sie im Grunde mit des Aristiotelis seiner überein käme. Er hatte einen starcken Widerpart an dem berühmten Jacob Zarabella, wider welchen er auch ein Werck unterm Titel: Comes Politicus, geschrieben und das auch der obgedachten Ausgabe von der Moral-Philosophie beygefüget ist. Nachdem er 53 Jahr gelebet hatte, bekam er seinen Erlaß, behielt aber doch sein vormahliges Jahrgeld, und begab sich nach Siena, da er noch unterschiedene Gesandtschafften vor sein Vatterland an den Groß-Hertzog von Florentz verrichtete, und 1604 im 84 Jahre seines Alters starb. Bey seinem Begräbniß legte die gantze Stadt Siena die Trauer an, und wurden alle öffentlichen Gerichte geschlossen gehalten. Er war ein Schüler des berühmten Zimara, und Mitschüler des Felix Peretti, so hernach unter dem Namen Sixcus V Pabst worden, welcher sich sehr öffters glücklich gepriesen, daß er geschickt gewesen, in einer öffentlichen Disputation den Einwürffen des Piccolomini zu begegnen. An seinen Söhnen, die in steter Uneinigkeit unter einander stunden, und sonst sehr unordentlich lebten, hat dieser Mann viel Verdruß gehabt. Er hat ein sehr grosses Vermögen hinterlassen. Thomas. elog. P. I. Imperial. in musaeo hist. Ghilini. teatr. Freher. in theatr. Witte diar. biogr. Bayle. Papadopoli hist. gymn. Patav. Tom. I. p. 339.