Zedler:Quelle (Steinbeckische Gesundheits-)

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Quelle (Versteinernde)

Band: 30 (1741), Spalte: 184–186. (Scan)

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Quelle (Steinbeckische Gesundheits-). Man meldete nicht nur in den Zeitungen von einer [185] im Jahre 1722. im Brachmonathe unfern Hamburg entsprungenen Gesundheitsquelle, sondern es wurde auch ein gedrucktes Blatt zu einem halben Bogen hiervon öffentlich bekannt gemachet, von welchem letzteren der Titel also hieß: Relation einer Wasserquelle, welche entsprungen zwischem dem Glinde und Alt- oder Oststeinbeck, über zwey Stunden von Hamburg, am St. Johannistage 1722. von ihrer Kraft und Würckung, in 4to. Der Context lautet also: Nachdem ohnweit Alt- oder Oststeinbeck die Hirten am St. Johannistage einen starcken Knall gehöret, so nicht weit von ihnen, ihrer Meynung nach, seyn muste, und weil es ein ebenes Feld war, auch kein Schuß geschahe, ist weiter nicht darauf geachtet worden: Es trug sich aber zu, daß ein Hausmannsknabe, welcher Schaden an seinem Beine hatte, und vieler Hülfe und Rath gebrauchte, die ader nicht anschlagen wollen, sich unwissend bey diesem Spring in einem alten Fuhrwege, am St. Marientage, vor Pein und Hitze des Beines niedersetzte, eine Quelle gewahr wird, welche Wasser und Sand auswirft, nimmt von diesem Sandwasser, schlägt es um sein Bein, und nicht lange darnach fühlet er einige Linderung, thut seine Tücher hinweg, wird gewahr, daß sich die Röthe nebst der Geschwulst geleget, machet sich vor Freuden auf, gehet in obgemeldetes Dorf, zwey Stunden von Hamburg, bringet diese Begebenheit seinen Leuten zur Nachricht, da es denn dahin gediehen, daß Lahme, Krumme, Blinde, Taube, Schwindsüchtige, sich von herumliegenden Orten aufgemachet, und dieses Springs bedienet, und über sechs und sechtzig Zeichen hinterbliehen derer, so genesen sind. Einem blinden Manne hat es geholfen; dessen Frau Zeugniß abstattet, daß er schon sehen und gehen kan, wo er will, auch etwas lesen. Einer armen Magd, so die schwere Noth des Tages vielmahls bekommen, und zur Nachtzeit im Schlafe nicht sicher gewesen, ist nächst Gott geholfen worden. Auch ein wohlbekanntes Mädgen, so blind gebohren, und sich dieses wässerigten Sandes bedienet, kan den Tag schon schimmern sehen, so sie nicht vorhin hat thun können. Zudem ist das Wasser und Sand beydes gekostet; das Wasser ist an sich trübe, so etwan wohl von der vielfältigen Ausschöpfung und Auslangung des Sandes herrühren thut, die Farbe ist weißlicht, und gleicht der Perlenmilch; der Sand hat an sich Zuckerart und zerschmeltzet im Munde, ausgenommen die kleinen Sandsteine, so sich darinnen befinden: Derowegen vorgedachtes Mädgen selbigen Sand in die Augen geleget, und so schmeltzen lassen, was aber nicht zergehen können, mit dem Wasser ausgespühlet, und fernere Hülfe von Gott erwartet. Da sich denn viele Nothleidende, auch die göttlichen Wunder betrachtende Menschen, den neunzehenden Julii allda eingefunden, und selbiges Wasser mit vier Pfählen und Bretern vermachet, nebst einer Armenbüchse, Gläsern und Schalen, und einen Aufseher dabey angetroffen, und alle, die nur gewolt, haben mit sich nehmen können nach ihrem Willen, ohne Geld. Die Leute, so sich alldort aufhalten, gebrauchen dieß Wasser zum Thee, und was sie sonsten speisen [186] wollen, wird davon gekocht, sie machen auch solches Wasser warm, brocken Brodt darein, und essens an statt warm Bier, welches die Schwindsüchtigen sich sonderlich bedienen. Sonsten siehet man Hütten von Busch zum Schirm vor den Wind, und übergespannte Leinwand zur Decke, auch wird täglich Betstunde gehalten. Es soll eben an diesem Orte vor einigen Jahren auch eine Quelle von solcher Würckung unter einem grossen Steine entsprungen seyn, so aber durch Versäumniß wieder verlohren gangen. Nachdem sich nun itzo guthertzige Leute finden, so dem Armuth zum besten etwas einlegen, um solches im Stande zu erhalten, zweifelt man an der Fortsorge so viel weniger. Von dieser Gesundquelle gab D. J. Fr. Reichard den Breßlauer Naturgeschichten, im Jahre 1722. Mens. Jun. Class. V. Artic. 9. §. 2. p. 615. folgenden Bericht: "Auf Verlangen melde, daß der vor einem halben Jahre neu erfundene Steinbeckische Gesundbrunnen nun gantz wieder in Verfall gerathen, und hieß es gantz und gar mit demselben nichts, weil er in einer sandigten und heidigten wüsten Ebene hervor quall: Es war gantz kein mineralisches Wasser, sondern nur weißlich, trübe und süsse: Er war auch nicht mit Steinen eingefaßt, sondern man lief nur mit Füssen darinnen herum. Ich glaube, daß er nur von Bettlern und Krügern erfunden worden, damit beyde Allmosen und Nahrung bekommen haben. Es fuhren bey tausend Leute hinaus, aber keinen eintzigen hat man gehöret, daß er davon geheilet worden sey, sondern ich weiß wohl, daß schreckliche Schmertzen der Colic, Mutterbeschwerungen, und dergleichen darauf erfolget, ja verschiedene gar davon gestorben. So weit die Nachricht."