Zedler:Ratafia

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Rataller (George)

Band: 30 (1741), Spalte: 919–920. (Scan)

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Ratafia, ist eine Art von einem starcken Geträncke, welches von gutem Branntewein oder Aquavit, Zucker, und einigen andern Dingen, als Kirschen, Johannisbeeren, Himbeeren, Quitten, Seleri, Pfersich- Apricosen- und Kirschkernen, Wacholder, Nelcken, Orangenblüten und dergleichen, mit Zusetzung guter Gewürtze bereitet wird. Einen guten rothen Rarafia von Kirschen zu machen, zerstoß erstlich zwey Pfund Kirschen, thue sie in ein Gefässe mit zwey Kannen guten Branntewein, mache das Gefässe feste zu, und laß es so fünf oder sechs Tage vermacht stehen, zu Ende derselben drücke die Kirschen durch ein leinen Tuch, thue ein halb Pfund Zucker, etwas Zimmet, Würtznelcken, Muscatenblumen, und weissen Pfeffer darzu, stosse die Kerne auch besonders, und schütte sie darzu. Auf solche Art kan man auch von Maulbeeren Ratafia bereiten, ingleichen von dem in Zucker gesottenen Maul- oder Himbeersaffte ein wenig in Branntewein thun, und ihn mit Ambra, Zimmet, Moschus, Muscatenblumen und Cardamomen zu rechte machen. Oder, nimm rothe Himbeeren und Johannisbeeren, jedes gleich viel, schwartzer, saurer wohlzeitiger Kirschen zwey mahl so viel, als der vorigen zusammen, zerknirsche alles wohl, [920] und treibe es durch ein Sieb oder Durchschlag. Auf zwey Maaß dieses Saffts nimm ein Maaß Branntewein, und zu jedem Maaß zwölf Loth Zucker, etliche Splitter Zimmet, vier Würtznäglein, und vier weisse Pfefferkörner, alles klein gestossen, thue es in ein wohlverwahrtes erdenes oder gläsernes Geschirr, und wenn es eine Zeitlang (wo es seyn kan) an der Sonne gestanden, seige es durch. Von Quitten kan man folgender gestalt einen Ratafia machen: Reibe schöne und frische Quitten auf einem Reibeisen, drücke sie durch ein härenes Sieb, presse alsdenn durch eine Presse so viel Safft heraus, als dir möglich; hat er ein wenig gestanden, so nimm so viel Branntewein als Quittensafft, und auf ein Maß ein Viertel Pfund Zucker, Würtznelcken, Zimmet, Muscatenblumen und Coriander nach Proportion, laß es eine Zeitlang in gelinder Wärme stehen, und verwahre es in Bouteillen. Der weisse Ratafia von Apricosen- Pfersich- oder Kirschkernen wird also gemacht: Auf ein Maaß Branntewein nimm fünf Loth zerstossene Kirsch- Pfersich- oder Apricosenkerne, mit wenigem Zimmt, Würtznägelein und Coriander, vermische es mit einem dritten Theile abgekochten Wassers, und thue Zucker nach Belieben darzu, lasse es eine Zeitlang also stehen, und treibe es endlich durch ein feines Seigersieb. Zum Ratafia von Seleri, nimm Selerisaamen, und etwas von den Wurtzeln, davon man den Salat macht, thue auf ein Pfund ein Maaß Branntewein, und ein Viertel Pfund Zucker darzu; laß es in gelinder Wärme acht bis zehen Tage stehen, schüttele das Gefässe, darinnen du es stehen hast, alle Tage, seiche es durch ein Löschpapier, und verwahre es in Bouteillen.