Zedler:Rokyzan, oder Rockyzan, Rockezahn, Rockisana, Rocksane, Rochezan, Rokiczan, Rokizanus, (Johann)

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Rokyczana, oder Rokizan und Rokisan

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Rol

Band: 32 (1742), Spalte: 585–586. (Scan)

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Rokyzan, oder Rockyzan, Rockezahn, Rockisana, Rocksane, Rochezan, Rokiczan, Rokizanus, (Johann) ein Hußitischer Ertzbischoff zu Prage, war zu Rokyczana in Böhmen gebohren, allwo sein Vater ein Schmidt gewesen. Nachdem er seine Studien zu Prage vollendet hatte, begab er sich auf das Land, und unterrichtete bey einem von Adel die Kinder. So bald er hierdurch etwas Geld bekommen, kehrte er wieder nach Prage, und brachte sich durch seine Beredsamkeit die Stelle eines Predigers bey der Hauptkirche in der alten Stadt zu wege. Er vermochte nicht allein bey dem General Ziska sehr viel, wie er es denn dahin brachte, daß derselbe 1424 die Belagerung der Stadt Prage aufhob; sondern stund auch bey den Böhmischen Landständen in solchem Ansehen, daß sie ihn 1432 unter ihren Abgesandten mit auf die Kirchen-Versammlung nach Basel schickten, allwo er unter den 4 Böhmischen Theologen den ersten Platz hatte, und aus den 4 streitigen Lehrsätzen den Haupt-Artickel von Niessung des heiligen Abendmahls unter beyderley Gestalt abzuhandeln bekam, wie er denn davon drey Tage nach einander seine Beweißthümer vorbrachte, und nachmahls, als ihm Joh. von Ragusio in der Versammlung Namen geantwortet hatte, diesem wiederum in einem Vortrag, der sechs Tage gewähret, replicirte. Es wurde endlich der Vergleich getroffen, daß denen Böhmen die Communion unter beyderley Gestalt solte zugestanden werden: er hingegen gelobte im Namen der Böhmen dem Pabste allen Gehorsam, und bekam von den Gesandten der Kirchen-Versammlung die Loßzehlung (Absolution). Doch es fehlte wenig, so wäre der gantze Vergleich wieder gebrochen worden, weil Rokyzan des folgenden Tages das Abendmahl unter beyderley Gestalt des Brodts und Weins an eine weltliche Person austheilte; denn man gab vor, daß solches gegen den Vergleich stritte, weil er dasselbe nicht in Böhmen, sondern in einer fremden Kirche gethan hätte. Doch ließ man sich endlich wieder besänfftigen. Das geschahe im Jenner und Mertz 1433. Er that auch folgends den 13 April die Abschieds-Rede im Namen der Böhmischen Gesandtschafft. Zu Hause ward er 1436 ohne Einwilligung des Pabsts, mit dem Ertz-Bißthum zu Prage versehen. Es bestätigte [586] ihn zwar der Kayser Sigismund in solcher Würde, allein nachgehends, da er zu dem völligen Besitz des Königreichs Böhmen kam, legte er ihm solche Bedingungen vor, die er, als ein Hußite, nicht eingehen konnte. Dieses bewog ihn, sein Ertz-Bischöfflich Amt nieder zu legen, und da des Kaysers Unwille von Tage zu Tage gegen ihm zunahm, sich gar von Prage wegzubegeben. Er kam aber bald wieder zurück, indem der Kayser im folgenden Jahre mit Tode abgieng, und hatte nach diesem bey dem Könige George Podiebrad so viel zu sprechen, daß man ihn insgemein desselben Pabst zu nennen pflegte, weil von dem Könige in Religions-Sachen ohne sein Vorwissen nicht das geringste vorgenommen ward. Er starb 1471 den 22 Febr. in einem hohen Alter, und ward in der Haupt-Kirche der alten Stadt Prag zum Tein begraben. Er hat mit Johann Capistranus viel Briefe in Religions-Sachen gewechselt, welche man nachgehends durch den Druck gemein gemacht. Ausser diesem hat er auch unterschiedene Schrifften, als de septem sacramentis & ceremoniis ecclesiae s. de traditionibus non scriptis, welche 1549 mit des Cochläus historia Hussitica, ingleichen zu Lion 1553 gedruckt worden; Postil über die Evangelia etc. nach sich gelassen. Pantal. de illust. vit. P. 2. Balbin miscell. Boh. epit. l. 5. c. 10. Hagecius Böhm. Chron. Theobalds Hussiten-Krieg. Oudin. de script. eccl. t. 3.