Zedler:Roland, oder Ruland

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Roland, ein Geistlicher von Parma

Band: 32 (1742), Spalte: 587–589. (Scan)

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Literatur
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Roland, oder Ruland, und von den Italiänern Orlando genannt, war nach des Turpinus [588] Bericht ein Graf von Maine, welcher sich durch seine Tapfferkeit zu den Zeiten Kaysers Carls des Grossen, dessen Schwester Berthe, ihn mit Milo de Angleris erzeugt haben soll, in dem Kriege wider die Saracenen, in grosse Hochachtung gesetzt. Er soll unter andern den grossen Riesen Ferracutus aus Goliaths Geschlecht, welcher aus Syrien gekommen, und nur an dem Nabel verletzet werden können, getödtet haben, nachdem er vorhero eine weitläuftige Unterredung von der Christlichen Religion mit ihm gehalten. Nach diesem kam es 809 auf den Pyrenäischen Gebürgen bey Ronceval abermahl zu einem Treffen, in welchem er zwar die Saracenen aufs Haupt schlug, allein das Unglück hatte, daß er hart verwundet in grossem Durst seinen Geist aufgeben muste. Ehe er noch gestorben, blies er seine Trompete, Olivant genannt, deren Klang Carl der Grosse, ohngeachtet er 8 Meilen davon entfernet war, hören kunte; allein Roland selbsten hatte sich dadurch alle Adern im Halse zersprenget, und die Trompete selbst war mitten von einander zerrissen. Diese Trompete oder Horn soll die Krafft gehabt haben, daß, wenn Roland darein geblasen, die Feinde vor Schrecken davon gelauffen. Er hatte auch ein vortreffliches Schwerdt, Namens Durenda, mit welchem er einen dicken Stein von Marmor von einander gehauen, ohne daß es die geringste Scharte hätte bekommen sollen; anderer Fabeln zu geschweigen, die in grosser Menge von ihm erzählet werden, und deren erster Erdichter Turpinus gewesen. Wenn den Scribenten zu glauben wäre, so müste Roland wohl über sechzig mahl gestorben seyn, und sein Wunder-Schwerdt müste sich gleichfalls verdoppelt haben, indem so wohl die Frantzosen, als die Türcken vorgeben, daß es bey ihnen verwahret werde. So findet man auch keine Schwester Carls des Grossen, die den Namen Berthe solte geführet haben. Sein Grab wird inzwischen in dem Thal Ronceval in den Pyrenäischen Gebürgen noch gewiesen, und ist ein feines Kloster und Capelle dabey gebauet. Ubrigens ist so viel gewiß, daß Carl der Grosse einen Feldherrn, Namens Rutland, gehabt, welcher von den Vasconern in den engen Pässen bey Roncevaux erschlagen worden. Dieser wird von Eginhard Britannici litoris praefectus, auf seinem Grabmahl aber zu Blavet, in der Abtey des heil. Romanus, Summus Comes Palatinus Rheni genennet, daher ihn einige zu dem ersten Pfaltz-Grafen am Rhein machen. Die Mönche in gedachter Abtey pflegen zwar auch viel von seiner ungeheuren Grösse und Stärcke zu erzählen, so aber selbst aus seinem Grabmahle und den darinnen befindlichen Knochen widerlegt werden kan. Daß hiernächst die in einigen Sächsischen Städten befindliche Rolands-Säulen keines weges von Rolanden herzuleiten sind, ist vorlängst erwiesen. Eginhard Aub. Thomä Leodii vita Frid. p. 5. Turpin de gest. Caroli M. c. 17. 22. 23. apud Reuberum. Camerar. lib. l. medit. hist. Gryphiander de Weicbildis cap. 7. Besselius in notis ad Eginhardi vitam [589] Caroli M. p. 40. Daniel hist. de France t. 1. col. 453. seqq.