Zedler:Sau-Krieg

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Saul, eine adeliche Familie

Band: 34 (1742), Spalte: 353–356. (Scan)

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Sau-Krieg, der sich im Jahr 1558 zugetragen und mit dem es nachfolgende Bewandniß hat: Als der Bischoff zu Meissen, Nicolaus von Carlowitz, gestorben, und dieser Todesfall von dessen Räthen, wie gebräuchlich, nach Meissen, an Johann von Haugwitz, Capitularen, und M. Johann Fritzschen, Syndicum: von diesen aber eiligst an Julium Pflug, Bischoffen zu Naumburg, als Dechanten zu Meissen, berichtet worden, so hat dieser sogleich gedachten von Haugwitz angetragen, des Bischoffs Sachen zu Stolpen in Beyseyn einiger Personen zu inventiren. Da nun der von Haugwitz in Gegenwart George von Carlowitzens, der damahls kein Capitular zu Meissen, jedoch Canonicus war, desgleichen des Cantzlers Heinrich Rauchdores, Melchiors von Carlowitz, Hauptmanns auf dem Stolpen, Johann Fritschens, Syndici zu Meissen, Moritzens von Kundigen, Wolffgang Löbens, Bischöfflichen Secretarii, und Hanß Spohrs, Thür-Knechts, die Sache vorgenommen, hat man unter andern auch im Camin ein versiegeltes Testament, [354] in dem einen Gewölbe aber eine schwartze Lade gefunden, worauf der Name Carlowitz eingeschnitten gewesen; Wobey auch gedachter Spohr berichtet: Es hätte der Bischoff bey Lebzeiten gesagt: Daß diese Lade, und was darinnen, seinen Freunden zukommen solte. Man hat aber nichts destoweniger die Lade aufgeschlossen, worinnen etliche Stücken mit Geld gewesen, die aber nicht eröffnet worden, sondern gesagt: Weil dieses des verstorbenen Bischoffs Freunden zustünde, wäre es ohne Noth zu inventiren. Man hat auch, zu Verhütung allerhand Verdachts, alsbald obgemeldetes Testament in die Lade geleget, sie wieder zugemachet und verwahret. Und obwohl Christoph von Carlowitz, Georgen von Kundigen, ingleichen Hieronymus und Christoph von Zwemann, Johann von Haugwitz gebeten, und durch Thammen von Schottendorff, und Melchior Haussen, als Churfürstl. Gesandten, die damahls währender Vacantz stets zur Stelle gewesen, bitten lassen: Er müste ihnen das Testament öffnen, und dasjenige, was ihnen deswegen zugehörete. gegen einen Revers ausantworten, so ist es ihnen doch, aus Ursach, daß er darzu keinen Befehl hätte, ohne selben aber nichts thun könnte, abgeschlagen worden, mit der Anzeige, sich bis zu eines neuen Bischoffs Erwehlung zu gedulden. Indessen solte die Lade versiegelt in ein Gewölbe gesetzt werden, welches auch endlich mit ihrer Bewilligung geschehen. Da nun die Bischöffliche Wahl auf gedachten Johann von Haugwitz gefallen, haben ihn die von Carlowitz, Zwemann, Körbitz etc. durch Joachim von Gersdorff, Hansen von und auf Schleinitz, und Siegmunden von Miltitz, Hauptmann zu Torgau, beschickt, und um Vollziehung des schon gedachten Testaments angehalten, dabey sich der Bischoff aller Billigkeit erboten. Sie wolten aber mit demselben nicht zufrieden seyn, sondern prätendirten über das vorige noch ein ander Testament, so er, als er Bischoff gewesen, gemacht, worauf ihnen Bischoff Johann von Haugwitz geantwortet: Man wüste von keinem andern Testament, als von dem, das er als Domherr aufgerichtet, mit eigner Hand geschrieben, und mit dem Siegel, das er als Domherr gebraucht, besiegelt; Da sie aber dergleichen recht erweisen könnten, wolte sich der Bischoff der Gebühr nach bezeigen. Nachgehends haben die von Carlowitz um die Lade, mit dem, was darinnen, um Abschrifft des Testaments angehalten, welches ihnen auch auf einen Revers gefolget worden. Dessen ungeachtet haben die von Carlowitz zu Zuschendorff, durch Wolff Dieffstern, Obristen, Nicoln von Ebeleben, Domherrn, Siegmund von Miltitz, und Adam von Seidlitz wiederum des Bsschöfflichen Testaments wegen angehalten, und mit mehrerm Ernst darauf gedrungen. Der Bischoff aber ist auf seinem Erbieten, und daß er ihnen zu Recht stehen, und Kayserl. und Königl. Majestät auch Chur- und Fürstl. Erkänntniß leiden wolte, beruhet. Worauf mehrgedachter Hanns von Carlowitz dem Bischoff einen Fehd- und Absage-Brief zugeschickt. [355] Hierauf fieng er den 14 September im Jahr 1558 an, dem Bischoff vornehmlich nach seinem Leibe zu stehen, und dessen Unterthanen zu befehden, griff um Stolpen des Bischoffs Wälder an, und verkauffte daraus Holtz jedermann, der es begehrte. Nachgehends hat er aus denen Schäfereyen zu Wilßdorff, Stolpen und Mügeln, alle Schafe mit Gewalt und gewaffneter Hand weggenommen. Als der damahlige Amtmann zu Wurtzen, Wolff Bose, merckte, daß sich der Feind auch allhier bald mit vielen, bald mit wenigen Pferden sehen lassen, machte er Anstalt, daß alle Schafe aus denen Schäfereyen, Retschütz, Thabwitz und Kolmen, gen Wurtzen getrieben, und allda, bis man sie verkauffen könnte, bewacht worden. Den 5 November, an einem Sonnabend, kam er mit 100 wohlgerüsteten Pferden, etlichen Bauren und Wagen, früh, mit denen Marcktleuten vor die Stadt, und begehrte eingelassen zu werden; Als man ihm aber solches nicht gestattete, er auch mit Gewalt nichts ausrichten konnte, erhub er sich nach Mügeln, und bemächtigte sich noch selbigen Tages des Amtes und Städtleins. Folgenden Dienstag ist denen Bürgern zu Wurtzen das Vieh, sonderlich aber die Schweine, deren in die 700 gewesen, von der Weide hinweg getrieben worden, und als man mit Hauffen, aber ohne Ordnung, dasselbe zu retten hinausgefallen, sind 9 Personen beschädiget, 5 aber alsobald todt geblieben und in ein Grab geleget worden. Hernach ist Hanns von Carlowitz den 22 November zu Wurtzen eingelassen worden, und hat denen Bürgern, wie er ihnen in eigner Person zugesaget, keinen Schaden mehr wiederfahren lassen, aber was dem Bischoff zuständig gewesen, im Schlosse, Mühlen, Forwergen, Teichen, Gehöltzen, das hat er alles nach seinem Gefallen gebrauchet. Den 25 December ist auch Stolpen eingenommen und zu Bischoffswerda verschiedenes verübet worden, welches aber hier nicht weitläufftig zu berühren. Da nun also Carlowitz das gantze Stifft unter seine Gewalt gebracht, und der Bischoff vom Kayser keine Hülffe erlangen können, hat er sich mit ihm, nachdem er ihm auf 30000 fl. Schaden gethan, auf Chur-Fürstl. Durchl. Unterhandlung gesetzt, und ihm 4ooo fl in denen 4 nachkommenden Jahren, nehmlich zu Ausgang des Leipziger Michaelis Marckts 1559 anzufangen, 1000 fl. und folgende 3 Termine zu jetzt besagter Zeit, bis zu voller Vergnügniß zu geben, und mittlerweile jedes 1000 mit 25 fl. zu verzinsen versprochen; Der Bischoff hat ihn auch versichert, daß er vor alles, so an Leib und Guth in der Fehde Schaben geschehen, denenjenigen, so Abtrag fordern würden, stehen wolle. Dahero denn endlich der von Carlowitz der Fehde vor sich und alle seine Helffer und Helffershelffer abgesagt, desgleichen auch seiner Forderung wegen des besagten Testaments, vor sich und seine Brüder Verzicht gethan, und dm Bischoff alle seine Aemter, Schlösser, Städte und Dorffschafften wieder eingeräumet. Königs Adelshistorie I Th. p. 129. u. f. Es hat auch Senff im Jahr 1717 diesen Krieg ausführlich beschrieben, siehe übrigens den [356] Artickel: Carlowitz, im V Bande, p. 848. u. ff. besonders p. 851. u. f.