Zedler:Uiberkleidet werden

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Uiberkluge Leute

Band: 48 (1746), Spalte: 676–677. (Scan)

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Uiberkleidet werden, ist ein solches Wort, damit fürnehmlich auf die zukünfftige Seeligkeit und deren himmlische Eigenschafften gesehen wird, damit die Leiber und Gliedmassen der Auserwehlten werden angethan und gezieret seyn. Denn das Wesen dieser Leiber wird uns allesamt bleiben, eben diese Gliedmassen, die wir an uns haben, werden wir, dem Wesen nach, dort auch ewiglich behalten, wie sich der gedultige Hiob deswegen tröstet, Hiob. XIX. In welcher Betrachtung auch die alte Lateinische Kirche, wenn sie in Erzehlung der Artickel Christlicher Religion auf denjenigen, der von der Aufserstehung der Todten redet, kommen, die Gewohnheit gehabt, daß sie gesagt: Credo resurrectionem hujus carnis, ich gläube eine Auferstehung dieses Fleisches, und in dem hat zugleich ein jeder mit der Hand auf die Brust gedeutet, und solches auf seinen Leib gezogen, daß dieser sein Leib wieder werde von den Todten auferstehen. Gleichwie es aber in dieser Welt geschiehet, daß, wenn einer ein Hembd, Rock und ander Kleid, lange an seinem Leibe getragen, [677] und dasselbe schwartz, unsauber, zerrissen ist, er es ableget, und eben an denselben Leib ein anders, weisses, sauberes, neues anleget: Also werden auch durch den zeitlichen Tod und was darauf erfolget, die unzählige Mängel und Gebrechen, ja der alte stinckende, unflätige, zerrissene, zerlumpte Rock, von dem Wesen dieses Leibes, abgeleget; und leget uns GOtt der HErr neue, herrliche, himmlische, und in gewisser Masse, Englische Eigenschafften an, als einen köstlichen Schmuck, darinnen wir ewig prangen sollen. Von dem Hohenpriester Josua lesen wir Zach. III, 3. 4. daß, da er elend und in unreinen Kleidern, vor dem HErrn gestanden, er, der HErr, den Heiligen Engeln Befehl gethan, sie solten die unreinen Kleider von ihm thun, und ihm schöne Feyer-Kleider anziehen, welches auch geschehen. So hälts GOtt der HErr mit seinen Gläubigen, wenn sie nun der Schwachheiten und Gebrechen gnug an sich getragen, daß er dieselbe von ihnen nimmt, und sie mit herrlichen Gaben zieret; ja er nimmt von ihnen hin die Verweßlichkeit, und ziehet sie an mit Unverweßlichkeit. Er nimmt hin die Schwachheit, und ziehet sie an mit Stärcke. Er nimmt hin die Unehre, und ziehet sie an mit Herrlichkeit. Er nimmt hin das natürliche, und ziehet ihnen an das Geistliche, 1 Cor. XV. Der alte Lehrer Chrysostomus brauchet gar ein fein Gleichniß hievon, da er sagt: Sicut lana, si in colorem purpureum tingitur, manet quidem pristina lana, sed est pulchrior quam antea: ica corpora nostra, quoad substantiam, priora corpora erunt, sed clariora sunt futura: das ist: Gleichwie die Wolle, wenn sie in Purpur-Farbe eingetauchet wird, zwar die vorige Wolle bleibt, aber schöner wird, als sie zuvor war: Also werden unsere Leiber, dem Wesen nach, die vorigen Leiber bleiben, aber heller und schöner werden.