Zedler:Unruhe in der Pest

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Unruhige Gemüther

Band: 49 (1746), Spalte: 1959–1960. (Scan)

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Literatur
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Unruhe in der Pest. Darwieder nehmet Hanff- und Mohnsamen, jedes ein paar Löffel [1960] voll, Pfersich- und Mandelkerne, jeder an der Zahl zwanzig, und eine Muscatennuß, stosset es mit Eisenkraut- Hollunderblüt- und Nachtschattenwasser in einem Mörsel zu einem Breye, machet denselben ein wenig warm, streichet ihn auf ein leinenes Tüchlein, und bindet selbiges alsdenn um die Stirne. Nicht weniger ist auch folgendes Sälblein gut befunden worden: Nehmet des in den Apothecken vorhandenen Alabastersälbleins vier Loth, Pappelsalbe fünff Qventlein Mohnoel drey Qventlein, Campher sechs Gran, Hollunder- oder Roseneßig zwey Löffel voll, rühret es über einem gelinden Kohlenfeuer unter einander, und bindet es mit einem leinen Tüchlein um die Stirne, oder schmieret mit dieser Salbe die Schläfe. Innerlich aber soll nicht bald etwas zum Schlafe gebrauchet werden: weil solche schlafmachende Mittel, je stärcker sie sind, desto mehr verhindern, daß das Pestgifft ausgetrieben werden kan. Bräuner schreibet in seinem Pestbüchlein, p. 326. von diesem Zufalle also: Wenn die Pestpatienten nicht an einem Orte bleihen können, sondern immer unruhig seyn, so kommt solches von der Schärffe des Gifftes, und daß solches das Hertz anzugreiffen begehret; darwieder brauchet das Peterleinwasser, oder gebet dem Krancken öffters ein wenig bereiteten weissen Agtstein mit Rosen- oder Ochsenzungenwasser, gebet ihm auch täglich der gerechten Siegelerde zweymal ein Qventgen, mit zwey Untzen Sauerampffer- und einer Untze Melissenwasser zu trinken. Wohlhabende Leute können sechs Gran orientalischen Bezoar mit Melissen- und Ampfferwasser einnehmen. Ist aber eine Verstopffung des Stuhlganges dabey, so sind gelinde Clystiere dienlich; darneben soll man das Hertz äuserlich mit Scorpionenoele salben, und das Hertzwasser zum Ueberschlage und Pulssäcklein gebrauchen.