Zedler:West-Reich, Westerreich, Westrich, Westrick

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Band: 55 (1748), Spalte: 986–987. (Scan)

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West-Reich, Westerreich, Westrich, Westrick, Lat. Austrasia, Westrasia, Westria, Frantz. Austrasie, wird ein gewisser Strich Landes in Deutschland genennet, welcher ein Stück von dem alten Königreiche Austrasien ist. Wenn man sich von diesem Lande einen deutlichen Begriff machen will; so muß man aus der Historie vorhero folgendes wissen: Als in Frankreich die Merovingischen Könige regierten, so waren auf eimmahl vier Residentzen: 1) Paris, 2) Orleans, 3) Soisson, 4) Metz. Der König zu Metz wurde Rex Austrasiae genennet, und sein Königreich erstreckte sich nicht nur bis an den Rhein-Strom, sondern es musten auch viele Deutsche Provintzen disseit des Rhein-Stroms diesen Austrasischen Königen zu Metz Gehorsam leisten. Diesses Austrasia nun ward von den Deutschen das [987] West-Reich genennet: ohne Zweifel darum, weil es uns Deutschen gegen Westen gelegen ist. Und das wäre denn der allerweitläufftigste Verstand des Wortes West-Reich. Darnach ist dieses West-Reich in viel engere Grentzen eingeschrenket worden: Denn die Deutschen disseit des Rheins liessen sich von den Frantzosen weiter nichts befehlen; jenseit des Rheins entstund die Land-Grafschafft Elsaß; und das Haupt-Stück von Austrasien, nemlich Lothringen ward ein besonderes Hertzogthum. Von selbiger Zeit an ward unter dem West-Reiche nichts weiter begriffen, als das Land jenseit des Rheins zwischen Lothringen, zwischen Elsaß, zwischen dem Churfürstenthum Trier, und zwischen dem Churfürstenthum Pfaltz am Rhein-Strom. Und das wäre denn der mittlere Verstand von dem Worte Westreich. Endlich brachten die Pfaltz-Grafen verschiedene Provintzen durch Heyrathen an sich, welche bisher zum West-Reiche gehöret hatten, Zweybrücken, Birckenfeld, Vetdentz, Spanheim und andere mehr. Weil nun dieselben nachgehends, zum wenigsten von dem gemeinen Volcke zur Unter-Pfaltz gerechnet wurden: so ist nur ein schmaler Strich Landes um den Fluß Sare herum übrig geblieben, welcher den Nahmen vom Westreiche beständig behalten hat. Und das wäre denn der allerengste Verstand des Westreichs. Allein von den meisten wird das Westreich in dem mittlern Verstand genommen. In solcher Bedeutung grentzet es gegen Morgen an die Pfaltz, gegen Mittag an Lothringen, gegen Abend an Luxemburg, und gegen Mitternacht an Limburg. Man rechnet dazu das Wasgau, den Hundsrück, die Eifel, das Hertzogthum Zweybrücken, die Fürstenthümer Simmern, Birckenfeld, und Salm, die Grafschafften Veldentz, Spanheim, Lützelstein, Leiningen, Saarbrück, Falckenstein, Nassau und Bietsch. Es erstrecket sich dieses Land von Westen gegen Osten ohngefehr auf funfzehen Meilen; von Süden gegen Norden aber wird es wohl zwantzig Meilen austragen, und gehöret gantz und gar zum Ober-Rheinischen Kreise. Uebrigens ist es ein fruchtbares Land, welches mit Feld- und Garten-Früchten, mit Vieh-Weide, wie auch mit Flüssen und Seen reichlich versehen ist. Hübners vollständige Geogrophie, Theil I, p. 362. u. ff. Uhsens Universal- Geographisch- Historisches Lexicon. Arnolds Historische und Politische Geographie, p. 387. Baudrands Lexicon Geographicum, T. II, p. 478. Lucä Fürsten-Saal, p. 44 und 73. Junckers Geographie der mitlern Zeiten, p. 325. u. f. Siehe auch die Artickel: Austrasien, im II Bande, p. 2275. u. f. Neustria, im XXIV Bande, p. 330. und West-Francken.