Zedler:Woitmole, Weitmill, Weitmühl, Weitmühle, Weitminer, Weitmüller, Weytenmul, Weytmille, Weytmyle, Weydmüller

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Band: 58 (1748), Spalte: 278–282. (Scan)

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Woitmole, Weitmill, Weitmühl, Weitmühle, Weitminer, Weitmüller, Weytenmul, Weytmille, Weytmyle, Weydmüller, eine ehemahlige vornehme alte Freyherrliche Familie in Böhmen, so auch in Schlesien ansäßig gewesen, wie in Sinapii Schles. Curios. Theil I, p. 1038 zu lesen. So gedencket auch Knauth in Prodr. Misniae, p. 592, unter den Meißnischen Rittern derer von Weitmühl, so sich etwan nach Pirnensis Berichte, Burggrafen von Carlstein [279] (darauf des Reichs Krone verwahret wird) zu schreiben pflegten. Auch muß dieses Geschlecht in Mähren Güter gehabt haben, weil ihre Gräber sich daselbst finden. Denn in der Stadt Snam bey den Domicanern ist eine bereits umgefallene Capelle gewesen, welche die Herren Krabizer von Weitmühl gestifftet, auch sind darinnen etliche Leichen-Steine, allwo sie ihre Gemahlinnen und Nachkommen zu begraben gepflegt. In den ersten Marmor-Stein ist nebst des Geschlechts-Wappen 1400 gegraben; im andern 1491; im dritten 1501; und in dem letzten ist eine Manns-Person mit diesen Wappen gehauen, die allhier 1505 begraben. Unter diesem Herrn hat einer eine Gemahlin gehabt, die im Wappen einen Löwen auf einem Felsen unter der Krone, und fünf Strauß-Federn über dem Helme aus der Krone im Schilde führet.

Die Hn. von Woitmole oder Weitmühl sind erst im Jahr 1081, als ihrer neune auf einmahl eine Mutter gebohren, Krabitzer genannt worden; weil sie die Hebamme in eine Krabice, das ist in eine Schachtel, gelegt, und zum Wasser getragen, in Willens, selbige zu ersäuffen. Und dieses aus der Ursache: Es gebahr einst eine Weibes-Person, eines Herrn von Weitmühl Unterthanin drey Kinder auf einmahl. Als ihre Frau solches hörete, straffte sie selbige darum und sagte: es wäre nicht möglich, daß sie von einem Manne herkämen, sie müste mit andern Unzucht getrieben haben. Das arme Weib entschuldigte sich vor der Frauen, aber die Frau blieb lange Zeit auf ihrem Wahn, bis sich die Zeit ihrer eigenen Geburt nahete, da sie denn neun Kinder, und zwar Söhne gebahr. Daraus erkannte sie GOttes gerechte Straffe, und schämte sich gegen ihren Herrn der Worte, so sie von ihrer Unterthanin vorgebracht, und darum befahl sie der Hebamme, sie solte heimlich acht Kinder ersäuffen. Diese gehorchete, legte die 8 Kinder in eine Schachtel, und trug sie zum Wasser, da begegnete ihr der vom Felde kommende Herr, und weil er seiner Frauen herannahende Geburth wohl wuste, fragte er, was die Frau mache. Darauf antwortete diese, sie habe ein Söhnlein gebohren. Er fragte weiter, wo sie hingienge und was sie trage. Sie konnte nicht bald vor Erschrecken antworten; sprach aber, indem sie sich erholte, daß die Hündin im Schlosse geworffen, und weil die jungen Hunde gequitschet, habe ihr die Frau befohlen, sie ins Wasser zu tragen. Der Herr, so ein Liebhaber der Jägerey war, sprach: Wart, Alte, weise mir die Hündlein und siehe! nach Eröffnung der Schachtel fand er acht Kinder darinnen. Er dreute das Weib zu straffen, wo sie nicht sagte, was das vor Kinde wären, darauf sagte sie: es sind deine lieben Söhne, und deine Frau hat ihrer neune gebohren, einen hat sie behalten, und mir diese achte unzubringen befohlen. Der Herr, der sich des Unrechts, was seine Frau der Unterthanin gethan, erinnerte, und GOttes Straffe vermerckte, verbot der Hebamme, daß sie von seinem Thun Niemanden etwas sagen; der Frau aber melden solte, die Kinder wären umgebracht. Der Herr nahm die Schachtel, trug sie in eine Mühle, und befahl dem Müller, daß er ungesäumt eine Amme [280] zu den Kindern miethen solte, wozu er ihm alle Nutzung der Mühle, bis die Kinder erwachsen, verliehen. Da nun die Kinder das siebende Jahr erreichet, und erfordert wurde, daß sie ihren Stande nach zu Adlichen Tugenden angeführet würden, lud der Herr von Weitmühl Gäste in sein Hauß, so wohl seine, als seiner Frauen Freunde, und ließ seinem Sohn, der zu Hause war, wie auch den andern acht Söhnen in der Mühle schöne Kleider einerley Art machen. Wie nun die Gäste lustig wurden, fragte er dieselben: was eine solche Mutter verdienet hätte, die ihre leibliche Kinder umbringen lassen. Wie sie hiervon wolten Unterredung halten, fällete seine Ehefrau für allen dieses Urtheil und sagte: Sie hätte den Tod verdienet, welchen sie ihren Kindern angethan. Worauf der Herr ihr nichts geantwortet, sondern befahl die Wind-Hündlein aus der Mühle herzuführen. Das zu Hause gehaltene Knäblein, wie es solches hörete, indem es von Natur die Hunde liebte, lief ihnen entgegen und mengte sich unter die achte, denen es gäntzlich ähnlich war, daß es also, da sie hinein kam, die Mutter nicht erkennen konte. Sie giengen alle zu der Mutter, ohngeachtet die achte solche nie gesehen, weil das eine zu ihr gieng, und endlich auch alle zum Vater. Als hierüber die Anwesenden sich verwunderten, sagte der Herr zu den Beysitzenden: Diese aile sind meine Söhne, welche meine Ehefrau, eure Schwester zu ersauffen befohlen, weil sie sich schämete, daß sie solche auf einmahl gebohren, und offenbarte das Unrecht, so seine Frau einer Unterthanin gethan. Wie die Frau solches hörete, bat sie fußfällig um Gnade, die sie auch erhielte. Und also haben nach diesen ihre Nachkommen unterschiedene Nahmen bekommen. Erstlich hiessen sie allein Weydmüller, hernach aber Krabitzer von Weitmühl, an andern Orten hiessen sie auch gar Wind-Hunde, wie diejenigen dessen Beweiß haben, so in Pohlen sich häußlich niedergelassen. In Hagecii verdeutschter Böhmischen Chronice ist p. 238, von derer von Woitmole Ankunft folgende Nachricht zu lesen: Im Jahr 1081, gebahr ein Weib, Nahmens Protislawa, des Dobrohosten, welcher insgemein der Weydmüller genennet wurde, Eheweib, im Dorfe Radoschow, nicht weit von Wischerad, einen Sohn, über eine Weile den andern, bald den dritten, und so fort bis auf den neunten. Die zwey alten Weiber so bey dieser Geburth zugegegen waren, meynten nicht anders, dieses käme von zwey Zauberinnen her, die neylich vorm Wischerad verbrennet worden, nahmen also die Kinder, welche aus dermassen klein waren, legten sie in eine Schachtel (Böhmisch Krabicze genannt) um selbige an einen heimlichen Ort zu vergraben. Indem begegnet ihnen der Vater Dobrohost, welcher von seinem Fürsten und Hertzoge Wratislao von Wischerad heim ritte, und nachdem sie ihm seiner Frauen Frucht zeigen müssen, ließ er solche wieder nach Hause tragen, und nähren, allesammt erlangten die Tauffe, drey sturben klein, die andern sechse erreichten ein männliches Alter, und von diesen sechsen des Dobrohosti Söhnen stammen die edlen Ritter die Weitmüller her, deren etliche die Krabiczen geheissen, die (wiewohl sie alle klein von Person gewesen) [281] ihres frommen Vaters, auch ihrer eignen Qualitäten wegen von den Böhmischen Hertzogen mit sonderbaren Gnaden-Bezeugungen sind angesehen worden. Okolski in Orbis Pol. T. I, p. 511 hat die von Kussaba, welche im Schilde einen Mühlstein, auf dem gecrönten Helme acht Hundes-Köpffe führen, und schreibt dabey folgendes: In Silesia ortum habuerunt. Accidit namque ut subdita tres filios simul peperisset viro. Nobilis Domina id vitio subditae vertit, & adulterium objecit. Subdita Deo causam committit. Ultor Deus novem filios parere uno partu Nobilem Dominam permisit, quae mergere in fluvio obstetrici filios octo jussit. Obedit vetula, deportat & ecce obviam habet ipsum Parentem. Quaerit quid portet, respondet catellos venaticos, vult videre, & filios advertit. Obstringit juramento vetulam de silentio servando, & tradit molitori educandos, quos annis aliquot uxori reddidit, tantum scelus exprobrando. Molitori vero fideli ista arma contulit.

Wir lassen diese Historie an ihrem Ort gestellet seyn, und wollen vielmehr der Güter erwehnen, die die von Weitmühle besessen. Sie haben aber unter andern wichtigen Herrschafften Rotenhaus, nebst der Stadt Commotau, hart an dem Meißnischen Ertzgebürge gelegen, besessen.

Es hat diese Familie schon von dem Könige Wladislao den Freyherrlichen Character mit einem besondern Gnaden-Briefe erhalten, und solchen von dem Könige Ferdinanden I im Jahr 1537 confirmiret bekommen, wie Balbinus in Proem Stemm. Tab. f. 74. meldet, auch f. 77. setzet, daß sie 1479 in den Herrn-Stand des Königreichs Böhmen aufgenommen worden: wiewohl Peßina in Marte Moravico, p. 378. berichtet, daß Conrad von Weitmill, ais ein vornehmer Herren-Stand in Böhmen, 1278 mit seinem Könige Ottocarn in der unglücklichen Schlacht wider Kayser Rudolphen Habsburgicum nebst vielen andern Böhmischen Herren das Leben eingebüsset. Ebendaselbst f. 44. 46. 47. 54. 55. werden unterschiedene als Domherren, Dom-Pröbste, wie auch berühmte Ritter aus alten Zeiten angeführet. Es hat auch diesem vornehmen Hause vor alten Zeiten Hertzog Carl I zu Mönsterberg und Oels den Freyherrlichen Titul, Wohlgebohren, gegeben. So wird in dieses Hertzogs Confirmation über das Gut Teschwitz in Raudnisch-Wolauischen unterm Dato: Oels Sonntags vor Mariä Geburt 1505 angezogen, daß solches Dorf vor diesem der Edle, Wohlgebohrne Herr Benisch von der Woitmole, des Königreichs zu Böhmen Obrister Müntzmeister, damahliger Zeit Herr zu Steinau und Rauden, guter Gedächtniß dem Hanß Lopticz von Alt-Rauden erblich gegeben, geliehen und bestätiget habe. In Böhmischen Historien heist er Beneß, Herr von Weitmill, und wird seiner hernach wieder gedacht werden.

Im Jahr 1319 zur Zeit Johannes, Königs in Böhmen, ward Bohusch Krabize von Weitmühl nach der Schlacht mit Hertzog Friedrichen aus Oesterreich zum Ritter geschlagen. Zu Zeiten [282] Kaysers und Königs Carls IV führte 1343 Beneß von Weitmil, Pragischer Canonicus, den Kirchen-Bau zu St. Veit in Prag. Von ihm ist auch in dem Archiv und Bibliotheck des Dom-Capituls besagter Kirche St. Veit eine Pragische Chronicke im Manuscript befindlich. Seine Person ist in einem Stein über den grossen Altar auf den gepflasterten Saal begraben, wobey auch sein Wappen. Im Jahr 1397 war Wlahincka Krabiz des Königreichs Böhmen Vice-Cantzler. Im Jahr 1469 war ein Herr von der Weitmühl der vornehmste Böhmische Gesandte, da Matthias zu Ulmitz zum Könige erkläret worden. Beneß von Weitmill, Domherr zu Olmütz, der im 15ten Jahrhunderte gelebet, soll Historiam sui temporis geschrieben haben. Ein anderer dieses Nahmens ist 1478 Burggraf zu Carlstein und von 1473 bis 1498 Oberster Müntzmeister des Königreichs Böhmen gewesen. Sebastian von Weitmühle, Herr auf Commentau, Obrister Hauptmann der Deutschen Lehns-Cantzley in Böhmen, und vom Jahr 1543 bis 1548 Obrister Müntzmeister, war 1539 Königs Ferdinands I in Böhmen Gesandter an Hertzog Heinrichen zu Sachsen, als derselbe in den von seinem Herrn Bruder, Hertzoge Georgen, ererbten Ländern eine Religions-Aenderung vornahm, wovon Seckendorf L. III, §. 7. addit. 3. p. 214. ausführlichen Bericht erstattet. Er ist, allem Ansehen nach, derjenige dieses Nahmens und Geschlechts, welchen gedachter König bey Anfang des Schmalcaldischen Krieges, zum Statthalter des Königreichs Böhmen gesetzet, und darauf als Obrister Feldherr die Cavallerie aus Ungarn und Schlesien commandiret. Aus einem sichern Manuscripte, nemlich aus Barth. Zastrows geschriebener Chronicke, wird in Schöttgens Diplomatischer Nachlese von Ober-Sachsen, Theil VI, p. 270. u. ff. von ihm angeführet, daß er seine Reuter so grausam mit den Kindern bey Eger verfahren lassen, daß sie ihnen die Hände und Füsse abgehauen, und als Feder-Büsche auf die Hüte gestecket.

Bald nach dem Schmalcaldischen Kriege ist dieses Geschlechte abgestorben, und die Herrschafft Rotenhauß schon einige Jahre vorher an Christophen von Carlwitzen, dem berühmten Staats-Minister, gelanget.

Es führte im rothen Schilde einen weissen Mühlstein und auf dem gecrönten Helm dergleichen Mühlstein in einem grünen Pfauen-Schwantze. Gauhens Adels-Lexicon, Th. II, p. 2831. u. f. Wappen-Buch, Th. III, p. 42. Knauths Prodr. Misniae, p. 592. Redels Sehenswürdiges Prag, p. 180 u. 268. Sinapii Schlesische Curiositäten, Theil I, p. 1038. u. f. Pfeiffers Schau-Platz des ehemahligen alten Adels in Mähren, p. 132. u. ff. Allgemeine Chronicke, Th. VI, p. 143. Preuenhuebers Annales Styrenses, p. 121. Sagittarii Historie der Grafschafft Gleichen, p. 389. Ludewigs Reliq. MSTor. T. IX, p. 691.