Zedler:Zuichemus, (Viglius ab Ayta)

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Zuichemus, (Rintzius ab Ayta)

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Züchter

Band: 63 (1750), Spalte: 1245–1253. (Scan)

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Zuichemus, (Viglius ab Ayta) ein grosser Staats-Mann und berühmter Rechtsgelehrter, war 1507 den 19 October zu Barrhusen, einem Land-Gute ohnferne Leuwarden gebohren, und zwar aus der vornehmen Familie der Zuichemer, welche von dem Großväterlichen Land-Gute Zuichem in West-Friesland (siehe den vorstehenden Artickel) den Nahmen führete. Sein Vater war Folcard ab Ayta, und die Mutter hieß Ida. Ein Vetter zu Leuwarden nahm ihn in seiner Kindheit zu sich, bey dem er fast fünf Jahre blieb. Binnen dieser Zeit wurden ihm Privat-Lehrer gehalten; bey denen er aber wenig lernte, theils weil sein Vetter wegen seiner häufigen Verrichtungen auf seine Studien nicht so genau konnte Acht haben, theils auch weil mit seinen Präceptoren gar öfftere Veränderungen vorgiengen. Nachdem er nun die Anfangs-Gründe sowohl in dem Christenthum als in den Sprachen und Wissenschafften in seines Vetters Hause geleget, wurde er hernach in die öffentliche Schule zu Leuwarden geschickt. Und da er eine Zeit in die öffentliche Schule gegangen, wurde er wieder zu Hause von einem, Nahmens Crassus, unterrichtet, und als dieser an der Pest gestorben, und er lange keinen Lehrmeister gehabt, wurde er abermahls in die öffentliche Schule geschickt. Allein weil er wegen der Menge in derselben nicht auf das sorgfältigste unterwiesen wurde, nahm man ihn wieder aus derselben und untergab ihn einem geschickten Privat-Lehrer, M. Anton von Cölln, bey dem er in den Sprachen und Wissenschafften so zunahm, daß er für würdig gehalten wurde, eine höhere Schule zu besuchen. Demnach schickte ihn 1519 sein Vetter nach Deventer in das Gymnasium, welches damahls besonders florirte. In diesem kam er erst in der siebenden Classe zu sitzen, aus welcher er hernach in die sechste und endlich in die fünfte fortrückte. Nachdem er einige Zeit zu Deventer den Studien obgelegen, nahm ihn sein Vater von dannen weg, und schickte ihn nebst seinem andern Sohn, Rintzen, zu seinem Bruder Bernhard Bucho nach dem Haag, der ihn das folgende Jahr 1520 um Johanne M. Wilhelm Veren bey Leyden untergab, als welcher damahls so berühmt war, daß die [1246]vornehmen Leute in Holland ihn meistentheils ihre Kinder in die Information gaben. Zu Ende des Jahrs 1521 kam er zurück nach dem Haag und genosse einige Monate daselbst der Unterweisung Jacob Volcards, der sonderlich in der Griechischen und Lateinischen Sprache sehr starck war. Im Monat October 1522 wurde er mit besagtem Volcarden nach Löwen geschickt, woselbst er bis zu Ostern 1524 blieb. Er besuchte binnen dieser Zeit die Vorlesungen M. Aegidii a Mola, Conrad Goclenii, Rutger Rescii, und anderer damahls berühmten Männer. Im Jahr 1525 ruffte ihn sein Vetter Bernhard Bucho wieder zu sich nach dem Haag, und hielte ihn für geschickt, daß er nunmehro mit Fleiß sich der Rechtsgelehrsamkeit widmete, gab ihm auch selbst darinne einige Unterweisung. Hierauf schickte ihn selbiger wieder nach Löwen, woselbst er D. Nicolaum a Bruxella, so damahls die Stelle eines Ordinarii in der Juristen-Facultät bekleidete, hörte. Er solte hierauf nach dem Willen seines Vetters auf einige Frantzösische Universitäten ziehen; wegen der damahligen Kriegs-Unruhen aber unterblieb es. Sein Vetter that ihm unterdessen in seinem Studiren allen Vorschub, gab ihm Geld, daß er sich dafür Juristische Bücher anschaffen möchte. Zu Löwen blieb er bis in dem Monat Julius 1525, von dar sein Vetter ihn abermahls nach dem Haag kommen ließ, und daselbst mit seinem Vater, welcher gleich auch dahin gekommen war, einig wurde, ihn auf die Universität Dole in der Franche Comte zu schicken. Er nahm also von seinem Vetter und Vater Abschied, und reisete den 27 Sept. 1526 mit noch einem Jungen von Adel Sioveko a Mellema, der ein Landsmann von ihm war, aus dem Haag nach Dole. Daselbst studirte er fast drey Jahre, wohnte bey M. Aymon Budier im Hause, und hörte seine Collegia bey Ludwig Maranchen, Jacob Duximius, Johann Monachus, Peter Phönix, und Quintinus Vitulus, mit so unermüdetem Fleisse, daß seine Lehrer ihn nicht genugsam rühmen konnten, wodurch einige Deutsche als Heinrich und Quirin Rechlinger, und Johann George Hermann, so sich ebenfals Studirens halben zu Dole aufhielten und mit ihm in einem Hause wohnten, bewogen wurden, ihn zu bitten, daß er ihnen die Institutiones juris civilis vorlesen möchte. Und weil um eben diese Zeit Erasimus von Roterdam sich zu Basel aufhielte, welcher ein vertrauter Freund von seinem Vetter Bucho war, suchte er Gelegenheit, sich ebenfals mit ihm bekannt zu machen, worinne er auch so glücklich war, daß Erasmus öffters an ihn schrieb, wodurch er bey seinen Mitschülern in grosses Ansehen kam. Im Jahr 1528 den 13 Dec. starb sein Vetter Bucho im Haag, auf welche betrübte Nachricht er nach Hause reisen wolte: Als er aber vernahm, daß ihm selbiger ein ansehnliches Vermögen und seine auserlesene Bibiiotheck vermacht hatte, wodurch er in Stand gesetzet wurde, seine Studien ferner fortzusetzen, welches ihm auch seine Eltern und Mitschüler anriethen, blieb er daselbst. Als aber seine Zuhörer, welche bey ihm die Institutiones hörten, inständigst und unter grossen Versprechungen bey ihm anhielten, daß er mit ihnen nach Avignon gehen möchte, nahm er ihren Antrag [1247]an. Vorhero aber besahe er erst einige Städte und Klöster in der Franche-Comte, und gieng alsdenn mit seinen guten Freunden über Challons sur Saone, Macon, Lion, und von dar auf der Rhone nach Avignon, wohin sie sonderlich die grosse Begierde, den Andream Alciatum, und Franciscum a Ripa zu hören, gezogen. Als aber eben zur selbigen Zeit die Pest zu Avignon zu graßiren anfieng, und Alciatus, und andere Professores deswegen sich anders wohin begaben, gieng er nach einer kurtzen Zeit nach Valence in Nieder-Dauphine. Er hörte auf dasiger Universität die damahligen berühmten Lehrer, und lies sich bereden, daß er daselbst die Doctor-Würde in der Rechtsgelehrsamkeit annahm. Hierauf gieng er nach Bourges, wohin Alciatus mittlerweile zum Professor der Rechten war beruffen worden. Daselbst las unser Zuichem Collegia und disputirte. Und als Alciatus wieder nach Italien gieng, wurde er an seiner Stelle Professor, welche Profeßion er zwey Jahr bekleidete. Von Bourges begab er sich nach Orleans, und von dar nach Paris. Er sprach allenthalben die gelehrten Männer, welche ihm alle Gefälligkeiten erwiesen. Im Jahr 1531 zur Herbst-Zeit hatte er beschlossen, eine Reise nach Italien anzustellen. Anton Fugger und andere Deutsche mehr, deren Söhne seine Zuhörer gewesen waren, luden ihn ein, daß er durch Deutschland seinen Weg dahin nehmen möchte. Demnach gieng er in Begleitung vieler Studenten, die seine Zuhörer gewesen, über Lion, Lausanne, Freyburg, Bern, Solothurn, Basel, Freyburg in Brießgau, allwo er vom Erasmus und dem Udalricus Zasius und andern gelehrten Männern auf das beste empfangen wurde. Den Erasmus beschenckte er mit einem schönen Ringe, darauf Astrologische Zeichen gestochen waren. Erasmus gedencket dessen selbst in dem 24sten seiner Briefe. Ja Erasmus schrieb von ihm in einer Epistel: Aut omnia me fallunt: aut si superi vitam dederint, futurus est aliquando Frisiae magnum ornamentum. Von Freyburg gieng er nach Tübingen, Ulm, und kam endlich glücklich in Augspurg an. Daselbst nahm in Johann Reylinger, der Vater des Heinrichs und Ouirins, der Reylinger, mit welchen er zu Dole war bekannt worden, auf das liebreichste auf, und bewirthete ihn aufs prächtigste, welches auch Raymund, Anton und Hieronymus, die Fugger, wie auch Johann Paumgartner, und andere Patricii und Gelehrte mehr in Augspurg thaten; beschenckten ihn mit goldenen Ketten, Müntzen, Ringen und andern Kostbarkeiten. Von dar gieng er mit denjenigen Reisegefährten, mit welchen er aus Frankreich gekommen war, nach Italien, und bekam in München noch einen andern Reise-Gefährten, nehmlich Christoph Backenhusen, aus Lübeck. Von München nahm er seinen Weg nach Sarotium, woselbst er von dem Vater Johann George Hermanns, der sich mit in seiner Reise-Gesellschafft befand, sehr wohl aufgenommen und drey Tage auf das beste verpfleget ward. Hier hatte er Gelegenheit die schönsten und reichsten Gold- und Silber-Bergwercke zu besehen. Er wurde auch nach Inspruck geführet, woselbst ihn der Graf Rudolph von Suter, welcher damahls Statthalter in der Gefürsteten Grafschafft Tyrol war, zur Königin Anna, des Königs Ferdinands [1248]Gemahlin, führete, und sowohl bey ihr, als bey ihren minderjährigen beyden Printzen, Maximilianen und Ferdinanden, zum Hand-Kusse gelassen wurde. Nachdem er auch zu Inspruck von besagtem Statthalter wie auch von dem Cantzler, Hieronymus Balding aus das kostbarste war tractiret worden, setzte er seine Reise über Brixen, Trident, Venedig nach Padua fort, wo sich vornehmlich Frantz Curtius, Marianus Socinus, Marcus Mantuanus und andere in der Rechtsgelahrheit hervor thaten. Erasmus hatte ihm an den Johann Baptist Egnatius, welcher damahls sich in Venedig aufhielte, und an Peter Bembus, welcher bald darauf Cardinal wurde, Empfehlungs-Schreiben mitgegeben, welche machten, daß er von beyden sehr gütig aufgenommen wurde. Als er sich nun das 1531ste Jahr zu Padua aufgehalten, und binnen der Zeit die geschickten Männer daselbst gehöret, und sich im Disputiren wacker hervor gethan hatte; wurde er bey einer neuen Professor-Wahl fast wider seinen Willen zum öffentlichen Lehrer der Institutionum bestellet, da ihn vornehmlich Christoph Marutius und der Baron, D. Otho Truchses, welche beyde vorher seine Zuhörer gewesen und hernach zu Cardinälen erwählet wurden, unterstützten. Hier bekam er an D. Caspar Malignatus, einen hochmütigen Gegner, mit welchem er öffters zu disputiren und zu streiten genöthiget ward. Er las täglich dreymahl über die Institutiones und ließ auf Anhalten seiner Zuhörer einen Commentarium über die zehen Titel der Institutionum zu Basel bey Hieronymus Frobenius drucken. Mittler Zeit, als er sich noch in Padua aufhielte, wurden ihm zwey vortheilhaffte Stellen angetragen: die eine war die Statthalter- (Vicarii Judicialis) Charge in dem Königreich Cypern; die andere, daß er bey des Kayser Carls Printzen Philippen die Hofmeister-Stelle verwalten solte. Beyde schlug er wegen wichtiger Ursachen aus. Er bat sich aber nach diesen vom besagten Kayser ein Empfehlungs-Schreiben an den Dogen zu Venedig aus, damit er desto eher Gelegenheit haben könnte, die Bibliotheck des Cardinals Bessarions zu besehen, und erhielte es auch durch Hülffe des damahligen Vice-Cantzlers Matthiä Helds ohne sonderliche Schwierigkeit. In dieser Bibliotheck fande er des Justimanus Institutiones in Griechischer Sprache, welche er abschrieb, in der Frobenianischen Buchdruckerey zu Basel drucken ließ, und dem Kayser Carl dem Fünften dedicirte. Da er nun in seinen Vorlesungen alle zehen Titel der Institutionum absolviret hatte, wurde er von vielen ersucht, darinne fortzufahren. Aber die Begierde sein Vaterland und seine Eltern wieder zu sehen, von welchen er schon vierzehen Jahre entfernet gewesen, bewog ihn nach Hause einmahl zu reisen. Er nahm also zu Padua von seinen guten Freunden Abschied, und trat also seine Reise an. Zu Freyburg sprach er wieder den Erasmus und andere gelehrte Männer, worauf er nach Basel gieng, und von neuem seine schon gemeldeten Commentarios in X titulos Institutionum unter die Presse gab. Als solche abgedruckt waren, nahm er seine Reise nach Cölln, woselbst er einige Tage blieb. Mitlerweile starb des Bischoffs zu Münster sein Official, dessen Stelle ihn nebst einem ansehnlichen Salario angetragen [1249]wurde, welche er auch annahm, doch mit der Bedingung, daß ihm vorher erlaubt seyn möchte, seine Eitern zu besuchen, welches ihm auch verstattet wurde. Er reisete alsdenn nach Friesland, und kam nach einem kurtzen Besuch seiner Eltern und Freunde nach Münster zurück. Da aber damahls wegen der Kriegs-Unruhen, so die Wiedertäuffer daselbst erregten, fast alle Gerichte ceßirten, gieng er dem Bischoffe mit gutem Rathe an die Hand, und ließ sich zum öfftern in Gesandtschafften von ihm gebrauchen. Währender Zeit wurde er von dem Landgrafen zu Hessen auf die neue Universität Marburg beruffen, welchen Antrag er aber ausschlug. Um eben diese Zeit wurde er von dem Kayser Ferdinanden im Nahmen des Burgundischen Hauses zum Assessor in dem Reichs-Cammer-Gerichte ernennet, welche Stelle er auch annahm, und nach erhaltener Erlaubniß vom Bischoff zu Münster, nach Speyer sich begab. Im Monat Julius 1535 wurde er in diesem hohen Gerichte installiret, und bekleidete diese wichtige und ansehnliche Stelle bis zu Ende des Jahrs 1537, da er von dem Hertzog Wilhelm zu Bayern, auf die Universität nach Ingolstadt unter einer starcken Besoldung gezogen ward. Im Jahr 1539 in den Hunds-Tagen that er abermahls eine Reise zu seinen Eltern nach Friesland, welche er zwar damahls gesund antraf; davon er aber im folgendem Jahr 1540 seine Mutter im hohen Alter verlohr. Er las in Ingolstadt mit grossem Beyfall, und es begaben sich viele dahin ihn zu sehen und zu hören. Und ob er schon die vortrefflichsten Männer aus Italien, als den Fabius aus Rom, und M. Anton Carymus aus Mayland zu seinem Collegen hatte, hatte er doch mehrere Zuhörer, als sie. Er wurde auch Rector Magnificus und Dechant in der Juristen-Facultät. Binnen der Zeit, als er sich noch auf der Universität Ingolstadt befand, wurden ihm abermahls zwey ansehnliche Stellen angetragen, eine von dem Churfürsten Joachim zu Brandenburg, welcher ihn nebst doppelter Besoldung nach Franckfurt beruffen wolte, woselbst er die Stelle eines Professors und Raths bekleiden solte. Die andere wurde ihm vom Kayser Carln dem Fünften angetragen, welche ihn auf unterschiedene Art durch Cranvellan dahin zu bringen suchte, daß er die Stelle eines Vice-Cantzlers über sich nehmen möchte. Er schlug aber beyde aus. Man suchte zwar auf Seiten des Kaysers ihn mit Gewalt dahin zu bringen, weil er ein gebohrner Unterthan des Kaysers wäre und es sich geziemte, daß er vielmehr seinem Lands-Herren diente, als daß er auswärts sein Glück suchte. Er gab aber zur Antwort: "Er könne ein Amt, dem er nicht gewachsen wäre, unmöglich verwalten. Wenn ihm aber ein anderes angetragen würde, dem er gewachsen, so wolte er solches anzunehmen sich nicht weigern." Es geschahe aber bald darauf, daß des Kaysers Carls des Fünften Schwester Marie, die Königin von Ungarn, als Gubernantin der Niederlande ihn durch Briefe ersuchte, auf Unkosten des Kaysers zu ihr zu kommen, damit sie sich mit ihm wegen einer Charge desto besser besprechen könnte. Er legte daher 1542 seine Profeßion in Ingolstadt nieder, und gieng dahin. Nach seiner Ankunfft wurde er zum Rath in dem hohen Rath [1250]von Mecheln beruffen, wohin er sich auch sogleich begab. In eben diesem Jahre besuchte er seinen alten Vater in Friesland, und nach seiner Zurückkunfft berief ihn der Kayser zu sich, und redete ihn also gnädig an: "Es wären ihm seine Dienste, die er ihm auf dem Reichs-Tage zu Nürnberg geleistet hätte, sehr angenehm," und ließ ihm ein Gnaden-Geschenk von 300 Thalern reichen, und alle Unkosten, die er bey Gesandtschafften aufgewendet, bezahlen; befahl auch gnädigst, daß, so lange er sich in den Niederlanden befände, er sich gefallen lassen wolte, dem hohen Rath allezeit mit beyzuwohnen, und daß er sich auch mit nach Speyer auf den Reichstag begeben solte. Da unser Zuichim die grosse Gnade des Kaysers gegen sich verspührte, beschloß er, beständig künfftighin in den Niederlanden zu bleiben, und sich zu verheyrathen. Aus Vermittelung Granvellans verheyrathete er sich also mit eines vornehmen und reichen Manns Peter Damantii Tochter, Nahmens Jacobe, und gieng nach vollzogener Hochzeit mit dem Kayser über Lüttich, Cölln, Coblentz nach Speyer, woselbst der Kayser ihn und seinen Vater mit besondern Privilegien begnadigte, und gab ihm die Versicherung, daß, wenn er einst in seinem Vaterlande bleiben wolte, er die erste Raths-Stelle nach dem Präsidenten in dem hohen Rathe in Friesland haben solte. In eben diesem Jahre machte ihn auch der damahlige Päbstliche Nuntius Poggius zum Comes Palatinus; der Kayser aber ernennte ihn zu seinem Rath. Als nachgehends der Kayser mit der Armee nach Franckreich gieng, wurde er immittelst von ihm nach Bremen geschickt, um daselbst mit den Dänen Friede zu machen. Diese Veränderung war ihm um desto angenehmer, weil er in Speyer vernommen hatte, daß sein Vater gestorben, und er deswegen von seinen Brüdern und Schwestern Briefe bekommen hatte, worinnen sie ihn zu ihnen zu kommen ersuchten, damit sie sich wegen der Theilung der väterlichen Verlassenschafft vergleichen könnten. Er begab sich deswegen, da er seine Sachen in Bremen ausgerichtet hatte, nach Friesland, und nach Vergleichung wegen der Erbschafft kehrte er zurück nach Mecheln, und stattete der Königin von seinen Handlungen Bericht ab. Als kurtz hierauf von dem Kayser ein Reichs-Tag ausgeschrieben wurde, schickte ihn der Kayser nach Worms. Von dar muste er sich an dem Bayerischen Hof und hernach nach Regenspurg auf den ausgeschriebenen Reichs-Tag begeben. Hernach aber, als bey entstandenem Kriege die Protestirenden Fürsten waren geschlagen worden, und der Kayser den Krieg fortsetzte, und sein Lager bey Neuburg an der Donau hatte, trug sichs zu, daß der Schatzmeister und Archivarius, Carl Boissotus, in eine schwere Kranckheit verfiel, dessen Stelle hernach unser Zuichem bekam. Er wurde alsdenn vom Kayser nach Cölln auf den Reichs-Convent geschickt, der daselbst wegen der Absetzung des Ertz-Bischoffs und Churfürstens zu Cölln solte gehalten werden. Als solcher geendiget, kehrte er nach den Niederlanden zurücke, woselbst ihm von der Königin Maria eine sehr verdrießliche Commißion aufgetragen wurde, welche nehmlich darinne bestunde, daß er unterschiedliche Städte in Westphalen und [1251]Friesland in Besitz nehmen solte. Hier hätte er nun gar leicht in grosse Verdrießlichkeiten gerathen können; er ist aber aller Gefahr entgangen, und hat sich bey guter Zeit zur Ruhe begeben. Unterdessen starb Ludwig von Seora, welcher Präsident deSs geheimen Raths und Director des Staats war. Nun versahe sich Zuichem nichts weniger, als daß ihm diese Stelle würde angetragen werden. Der Kayser aber setzte ihn an seine Stelle, und machte ihn zum Ritter und zum Cantzler des Ordens vom güldenen Vließ, übergab ihm auch seinen eintzigen Printzen Philippen, daß er ihn von dem Zustande der Provintzen unterrichten und den Staaten vorstellen solte. Als indessen um eben diese Zeit der General Schatzmeister in den Niederlanden Vincentz Corne starb, kam er an seine Stelle. Kurtz darauf wurde ihm seine Gemahlin durch den Tod entrissen, worauf er zum Coadjutor der Abtey St. Bavo zu Gent erwehlet wurde. Im Jahr 1558, im Monat September, überfiel ihn zu Arras eine Kranckheit, wovon er auvch niemahls wieder zur vollkommenen Gesundheit hat gelangen können, so daß er in dem folgenden Monat November halb todt nach Brüssel gebracht worden. Der König Philipp lies ihn öffters durch seine Aertzte und Minister besuchen, machte ihn zu seinem Bibliothecarius, und nach etwas wieder erlangen Kräfften folgte er dem König selbst nach Gent. Im Monat August 1559, begab er sich anf Anrathen der Aertzte und mit Bewilligung des Königes in Begleitung Nicolai Biosu, eines Professors der Medicin zu Löwen, nach Acken, wo er sechs Wochen lang das warme Bad gebrauchte, und eine grosse Linderung seiner Kranckheit spührte. Alsdenn kehrte er zurück nach Brüssel, und wurde von der Hertzogin von Parma, die damahls die neue Gubernantin der Niederlande war, sehr gnädig aufgenommen. Im Monat May 1560, bediente er sich des Emser Bads mit glücklichen Erfolg. Im folgenden Jahre 1561 bekam er von der Hertzogin die Erlaubniß, sein Vaterland zu besuchen, wohin er fast in siebenzehen Jahren nicht gekommen. Daselbst wurden ihm in den Städten und von dem Volck überall viele Ehrenbezeugungen angethan. Binnen der Zeit des Aufenthalts in seinem Vaterlande hat er verschiedene Familien-Sachen in Ordnung gebracht, und die unter seinen Anverwandten obwaltende Zwistigkeiten gütlich beygeleget. Nach dem Absterber Lucas Municks, Probsts zu St. Bavo, kam er an seine Stelle, da er vorher einige Jahre Coadjutor gewesen, wie schon oben angeführet worden. Bey diesen Umständen bemühete er sich vor allen Dingen, daß der Leichnam seines Vorfahrers prächüg zur Erde bestattet würde; und hielte alsdenn einen solennen Einzug in die Kirche des Heil. Bavo zu Gent. Er wurde darauf eingeweyhet, und dem Sonntag vor dem Fest Allerheiligen zum Presbyte gemacht, und empfieng die Benediction von dem Cardinal Granvellan. Er suchte hierauf seine Erlassung bey dem Könige Philipp, und erhielte sie auch; jedoch gab er ihm den Titul eines Geheimen Raths nebst einer jährlichen Besoldung. Ja er setzte ihn endlich gar über gantz Holland und Geldern, und da er hörte, daß er gesonnen war, ein Collegium für die studirende Jugend [1252]in Löwen auszurichten, schenckte er ihm freywillig zwölf taufend Gülden. Da er aber nach und nach schwächer wurde, so war er auf sein Testament bedacht, und wendete noch den übrigen Rest seines Lebens auf die Betrachtung geistlicher Dinge. Weil er nun selbst keine Kinder hatte, machte er die Eintheilung seiner Güter folgender Gestalt: Daß er dasjenige, was er von der Probstey zu St. Bavo und andern geistlichen Aemtern gezogen, wieder auf milde Stifftungen verwendete. Hernach stifftete er ein Collegium zu Löwen für die daselbst Studierenden. In Zuichim stifftete er für alte Leute, welche mit der Arbeit nichts mehr verdienen könnten, ein Hospital, wie auch eine Schule, darinnen die Knaben in den Anfangs-Gründen der Religion und Wissenschafften solten unterichtet werden: anderer nicht weniger ansehnlicher Stifftungen zu geschweigen. Zuletzt hat er eine Capelle in der Kirche des Heil Bavo mit einem kostbaren Altar und marmornen Monument gezieret. Die übrigen Güter, so er theils durch Erbschafft, theils durch seinen Verdienst und Geschencke grosser Herren zusammen gebracht, und die mehr als achtzig tausend Ducaten austrugen, vertheilte er unter seine Anverwandte, Freunde und Bediente nach Beschaffenheit der Umstände und Verdienste. Er hat auch das väterliche Haus Zuichem und noch ein anderes in Leuwarden, welches Hertzog George zu Sachsen seinem Vetter geschencket hatte, aufs herrlichste erbauet und ausgezieret, und seinen Anverwandten zum Andencken des Ayranischen Stammes hinterlassen. Uebrigens war er nicht nur selbst sehr gelehrt, sondern auch ein grosser Gönner der Gelehrten, dabey ein galanter Hofmann und untadelhaffter Priester der Gerechtigkeit. Schon in seiner Jugend erwarb er sich in Italien durch seine Gelehrsamkeit einen grossen Ruhm, so daß auch der berühmte Alciatus ihm ein herrliches Lob gab, da er ihn nennte:

- - - magnae spes altera Romae!

Von Statur war er mittelmäßig. Sein Symbolum war: Vita Mortalium vigilia. Er starb zu Brüssel in seinem Hause den 8 May 1577, im 70 Jahre seines Alters, und wurde in dle Kirche des Heil. Bavo zu Gent, in welcher er sich bey Lebzeiten sein Begräbniß machen lassen, beygesetzet. Seine Grabschrifft, so ihm Max. Urintius gesetzt, lautete also:

Qui curas regum & regnorum pondera obivit Pervigil, hoc dormit Viglius in tumulo
Parce pios, lector, manes turbare; quietem Haec post tot vigiles vindicat urna dies.
At vigilis Vigli exemplo vigil esse memento, Nil etenim vita est; sit nisi vita vigil.

Nachdem aber die Calvinianer sein Mausoleum verwüstet hatten, liessen es die Canonici der Abtey S. Bavo erneuern, und mit folgender Inscription zieren. Admodum reverendo viro D Viglio ab Aita, Zuichemo, Frisio, I. C. clarissimo, cathedralis hujus ecclasiae Praeposito mitrato, aurei vellers Cancellario, supremi Belgicae Status & sanctioris concilii, sub Carolo V Imper. & Philippo II Hisp. Rege, Praesidi summo, vigilantissimo, integerrimo: qui cum hanc ecclesiam piis fundationibus, plurimis munimentis decorasset, Academiam Lovaniensem, [1253]structio sui nominis collegio, non minus liberaliter quam magnifice dotasset, natale solum novi Hospitalis beneficio perpetuo sibi demeruisset, tandem post longas vigilias, post indefessos labores, plenus dierum, plenus honorum, Regi fidus, patriae carus, utilis omnibus, injurius nemini, magno sui relicto desiderio, quievit in Domino, anno 1577 die 8 Maji aetatis suae 70. Iste vir suit, Lector, sed suit. Mirare, imitare, vigila, memor, prudentissimi illius sciti, vita mortalium vigilia. Seine Schrifften sind:

1. Commentaria in X titul. L. 2. Institut. de Testamentis, Lion 1573 und 1591 in 8. Drauds Biblioth. Class. p. 836.
2. Praelectiones in tit. ss. de rebus creditis, & ad tit. C. Justinianei, de edicto divi Adriani tollendo. Cölln 1582 in 8 und Lion 1591 in 8. Drauds Biblioth. Class. p. 842.
3. Theophili institutiones Graecae Löwen 1536 in 4. Brunnquells Histor. Juris p. 302.
4. Epistolae Politicae & Historicae.

Er hat sein Leben selbst beschrieben. Ausser dem sehe man von ihm weiter nach: Adami vitas Jureconsultorum T. I, p. 225. u. ff. Suffrid Petri de Scriptoribus Frisae. Andreä Bibl. Belg. Panciroilus de clar. legum interpr. L. II, c. 174. Papadopoli Histor. Gymnasii Patav. T. I; Aubert Miräus de Scriptoribus Seculi XVI, p. 204. u. f. Jochers Gelehrten-Lexicon; Allgemeines Historisches Lexicon; Allgemeine Chronicke, B. X, p. 350. u. f. Gesners Bibliotheca.