Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 72

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 505–514
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[505]
Wie sich spenn zwischen Zimbern und Werdenberg der
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hohen gericht halben zugetragen, auch wie herr Johanns Wörnher freiherr von Zimbern die hauptmanschaft der herschaft Hohenberg bekommen und die graveschaft Veringen verpfendet.
Wiewol[1] von unverdechtlichen jaren here vil zenk und
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irrthumb zwischen Zimbern und Werdenberg, sonderlich aber von wegen deren jagen und hohen oberkaiten sich gehalten, nochdann sein dieselben mermals durch baiderseits freundtschaft hingelegt und vertragen worden. Aber nach absterben weilundt herrn Wörnhers freiherrn von Zimbern
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do haben sich abermals die von Werdenberg aller unnach-

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[506] parschaft und unwillens beflissen, dann grave Jerg von Werdenberg etliche mal herrn Johannsen Wörnhern die under[250]thonen aus der herrschaft Mösskirch gefengclichen hinwegk gefüert, und wiewol herr Johanns Wörnher sich
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dernhalben mermals beclagt, mit anzaigung, rechtens und aller pillichhait niemandts vorzesein, sonder mit bemeltem grave Georgen desshalben vor herzog Sigmunden [A196b] von Österreich, auch vor andern fürsten, graven, herrn und stetten fürzukomen sich erpotten, nochdann hat sollichs
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von denen von Werdenberg kainswegs beschehen oder aber ir fürnemen abgestelt wellen werden. Nu haben aber solliche spenn täglichs dermaßen zugenomen, das ain gemaine freundtschaft hierin ain insehens haben müeßen, sonderlich aber hat sich bischof Otto von Costanz der handlung baiden
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thailen zu gutem angenomen und derhalben ain güetlichen tag geen Pfullendorf anno vierzehenhundert vierundachtzige ausgeschriben. Auf solchem herr Johanns Wörnher, dessgleichen grave Jerg und grave Ulrich von Werdenberg, gebrüedere, erschinen. Bischof Otto von Costanz, dieweil er
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aigner person nit kommen, hat er dozumal sein vicarium, doctor Conradten Gäben, sampt Casparn von Landenberg geschickt. Dergleichen schickt grave Eberhart von Würtenberg der elter herrn Georgen freihern von Gundelfingen und doctor Balthasser Mesnang. Es erschinen auch grave
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Haugo von Montfort und grave Jos Niclaus von Zollern. Als nu baide thail ire gerechtigkaiten fürgetragen, ist die handlung fürnemlich dahin gepracht, das baide partheien solcher spenn zu rechtlichem austrag auf obbemelten graf Eberharten von Würtenberg, der von kaiserlicher Majestat
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hiezu geordnet und von partheien erpetten worden, kommen solten. Hierauf der kaiser anno vierzehenhundert fünfundachtzige, dannzemal zu Rotweil darumb angesucht, grave Eberharten von Würtenberg zu ainem comissario geordnet hat, welcher grafe Eberhart demnach baide partheien auf
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Sebastiani anno vierzehenhundert sechsundachtzige [A197a] geen Stutgarten beschriben, vor seinen subdelegirten richtern, sein namlich fünf doctores, zwen vom adel und zwen magistri gewest, zu erscheinen. Auf bemeltem tag hat grave Georg von Werdenberg, wie im herr Johanns Wörnher freiherr
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von Zimbern in die oberkaiten und regalia, zu Sigmeringen gehörig, einträg thue, sich beclagt, welches aber herr Johanns Wörnher vernaint und sich mit gnugsamen kundt

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[507] schaften, das im die regalia in Messkircher pann, auch zu Sauldorf und anderen dörfern mere zugehörn, zu erweisen erpoten. Hierauf die obbemelten judices subdelegati sich entschlossen und den partheien ain zeit ernempt, darin iedes
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thail seine kundtschaften einlegen und fürter, was recht, beschehen solte. Nu sein die kundtschaften verhört worden; ee aber die handlung endtlich erledigt, ist [251] herr Johanns Wörnher in sein unfaal komen, damit die sach widerumb also ansteen und ersitzen pliben.
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Noch sein zwo handlungen, dardurch sonderlichen entzwischen Zimbern und Werdenberg das feür recht angezünt, auf die ban kommen; dann demnach fraw Bertha grävin von Kirchberg, weilund grave Hannsen von Tengens verlassne witib, noch etwas vorderung und ansprach an die
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von Werdenberg het von wegen der graveschaft Hailigenberg, dann ir muter ain grävin von Werdenberg zum Hailigenberg gewest, hat dieselb fraw Bertha anno domini vierzehenhundert sechsundachtzige herrn Johannsen Wörnhern solche ansprach ledigclichen und frei one allen vorbehalt
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übergeben und sich dero für sich und ire erben verzigen, vermög brieflicher urkunt, darumb aufgericht. Dieweil nu grave Jerg von Werdenberg und seine geprüeder ime, hern Johansen [A197b] Wörnhern, so unfreundtlichen und unnachpurlichen, wie gehört, hat er sich understanden, sein
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vorderung und ansprach desshalben rechtlichen zu erörtern. Zu dem allem hat sich in bemeltem jar, anno vierzehenhundert sechsundachtzige, ain andere handlung der graveschaft Veringen halb begeben, durch welch der neid und haß zwischen baiden geschlechtern abermals gemeert, und
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hat sich sollichs dermaßen zugetragen. Es warn bei herzog Sigmunden von Österreich dise hernachvolgende graven aus dem land zu Schwaben, namlich grave Hainrich von Fürstenberg, tirolischer canzler, grave Ulrich von Montfort, grave Jerg von Werdenberg zu Salgans und grave Wilhelm,
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sein brueder, grave Johanns von Montsax, auch grave Gaudenz von Mötsch und grave Oschwaldt von Dierstein. Neben denen und andern graven, herrn und vom adl, deren hochgedachter fürst nit wenig zu hof, hielt sich herr Johanns Wörnher dermaßen, das im herzog Sigmundt gleich im
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andern jar, anno domini vierzehenhundert sechsundachtzige, die hauptmannschaft der obern und undern herschaft Hohen-

1 [508] berg zehen jar lang inzuhaben und zu verwarten, auch ime achthundert guldin reinischer zu jerlicher besoldung verschribe.

* [1265] Die zeit herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern die hauptmanschaft der herrschaft Hochenberg
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verwalten und vilmals geen Rotenburg komen, ist ain alter, erlicher burger daselbs, seins handtwerks ein schuchmacher, seßhaft gewesen, genannt der Ergezinger. Der hat nun under andern künden ain sone gehabt, so auch seins handtwerks und, wie bei solchen jungen gesellen der prauch, daz
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sie wandern und in der jugendt was zu sehen und zu lernen begern, derselbig ist auch also wandlen zogen und in seiner ersten außfart geen Ulm kommen. Da ist er bei aim maister oder zwaien schuchmachern gar nahe zwen monat bliben, aber nach außgang solcher zeit hat in gar übel nach dem
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heimat wider verlangt, also das er, unangesehen seins vatterns abfertigung und bevelch, den nechsten Rotenburg wider zu sich genähert; und gleichwol wenig genug in solcher zeit gelernt, allain der bayerischen sprach, die im wol gefallen, het er sich am maisten angenomen und die, sovil er
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behalten künden, von etlichen handtwerksgesellen ufgefasst, das er vermaint, die sprach seins verhoffens wol gelernt haben. Wie er aber Rottenburg die statt ansahe, bedacht er erst, das er wider sein vatter handlen were, das er so baldt wider heimkerte, derhalben gieng er mit seiner
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bayrischen sprach in ain würtshaus, do man in wol kante. Er fragt uf bayrisch den hausknecht: «Main gesell, kents ir nicht ain handtwerksman, der haist der Ergenzinger? er ist halt warlich main vatter; haist mirn herein kommen!» Der hausknecht was der ungewonlichen sprach an dem guggule
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wol lachen, iedoch gieng er zum alten Ergezinger, sagt dem, wie sein sone nach ime schickte und in so kurzer zeit ain andere sprach hett gelernt. Der guet alt Ergezinger, der sonst noch mehr künder, hett ab des narren, seins sons, dorhait und vermessenhait ain große beschwerdt und
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misfallen, name unverzogenlichen ain gueten stecken under den arm, schlueg ain rock über sich und gieng ins würtshaus. Da findt er sein sone ob disch sitzen bei ainer kanten mit wein. Wie der vatter in die stuben geet, bleibt der son still sitzen und spricht uf bayrischen accent: «Seit irs der
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Ergezinger? so seit irs halt main vatter; wie lebts halt unser alte katzen?» Über solche dorheit konte sich der guet alt man lenger nit enthalten, sonder zuckt den stecken underm

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[509] rock herfür, schlecht den dem son flechlingen übers gehürn, über den ruggen und wa er in hintreffen kunt, von allen kreften, sprechent: «Ich will dich die alt herberg lernen suchen und dir dein vattern zu erkennen geben»! Der sone
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het sich dieser schnellen disciplin[2] des vatters nit versehen, wolt sich erst in bayrischer sprach hören lassen; kunte sich gegem vatter nit weren; do gab er eilendts die flucht in seins vatterns haus. Die sach ward dem würt und iederman lecherlich, niemandts begert sie zu schaiden,
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menig[1266]clichen gonte dem jungen narren diese strapada. Der alt vatter war noch zimlich geng und lief dem son stets nach. Zu zeiten gerüet dann dem son underwegen ain gueter schmutz, den im der vatter ohne tauren mittailte. Solchs werete, biß sie baid ins haus kamen; darin verschloff
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sich der sone. Der wardt, doch durch sein muetter, dem alten Ergezinger, seim vatter, erst nach langem widerumb versönet, und hernach kante er den vatter wol und dorfte keiner solchen ceremonia mehr. Er ist sein lebenlang hernach der Vatter genennt worden, wiewol er solchen namen
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zu groser mühe ufgenomen hat, auch mehrmals mit den leuten darab zu unfriden worden; aber das gespai hat er biß in sein todt[3] leiden müesen. Als er erwachsen, hat er ain heirat überkommen und sich also gebössert, das er ain tuchman worden und gar nahe alle Frankfurter messen
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besucht hat. Aber die bayrische sprach hat er verlassen und sich deren genzlich entschlagen, seitmals sein vatter ine ainest in seiner jugent ab solcher dorheit die haut so wol het erbert. * * [1245] Ich hab von den alten gehört, als herr Johanns
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Wernher die hauptmanschaft der herrschaft Hochenberg erlangt und als hauptman die huldigung von denen zu Rottenburg nach altem herkommen erfordert, do hab er die red selbs gethon und ganz herrlich geredt, darumb seie im auch von menigclichem vil lobs zugemessen worden. *
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Und dieweil er also in besondern gnaden, hat im gedachter fürst in nechstbemeltem jar die graveschaft Veringen mit aller nutzung, wildtpennen und zugehörden, welche vor jarn an das haws Österreich kommen, hernach aber an die graven von Würtenberg und volgendts von denselben an
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die graven von Werdenberg [A198a] pfandtsweise geraicht,

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[510] erblich an sich, seine erben und nachkomen von ermelten von Werdenberg zu lösen vergunt, und gleich darauf grave Jergen, Haugen und Ulrichen von Werdenberg, gebrüedern, von gemelter pfandtschaft abzutretten, der losung herrn
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Johansen Wörnhern von Zimbern zu gestatten, geschriben. Hierauf herr Johanns Wörnher den pfandtschilling vermög der pfandtbrieve hinder burgermaister und rat der stat Pfullendorf erlegt, und solchs den grafen von Werdenberg zu wissen gethon und inen die wildtpenn und nutzungen [252]
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der graveschaft abkündt; dergleichen auch an die underthonen in der graveschaft langen lassen, ime hinfüro als dem rechten pfandtherrn gehorsam und gewertig zu sein. Hat also sein obervogt zu Meskirch, Niclasen Ulen genannt, geen Veringen geschickt, mit bevelch, denen underthonen
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solchs anzezaigen, iren willen und gemüeth hierinnen zu erlernen und zu erkundigen, welche er in solchem ganz underthenigs guts willens befonden. Und wiewol die obgenannten graven von Werdenberg von vilgedachter pfandtschaft Veringen abzutretten und sich dero gegen entpfahung des
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pfandtschillings laut irer gegebnen revers, die ir vatter, grave Hanns von Werdenberg, desshalben über sich gegeben, entschlagen haben solten, nochdann ist die sach gar nahe ain jar lang von inen aufzogen worden, also daz, ob gleichwol herr Johanns Wörnher zu mermaln herzog Sigmunden
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solchs gefärlichen aufzugs bericht und desshalben etliche geschriften und comissionen erlangt, doch hierin nichts endtlichs bei gemelten von Werdenberg verfahen hat mögen, sonder sie haben für und für die renten und gülten der pfandtschaft eingenomen, auch den forst täglichs mit jagen
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besetzen und entsetzen geüebt und gebrucht. [A198b] Darzu hat gedachter herr Johanns Wörnher die pfandtschaft Gutenstain mit dem wildtpann, auch welden, darzu gehörig, der zeit auch ingehapt. In solchem pfandt haben im die von Werdenberg ain waid in seinem abwesen, als er seiner dienst
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halben bei herzog Sigmunden zu Insprugg gewest, abhawen lassen, unangesehen das gedachter herr Johanns Wörnher, auch sein vatter, herr Wörnher, solche pfandtschaften ob den dreißig jarn vom haws Österreich, unangesprochen und ungeirt menigclichs, rüewiglichen ingehabt und besessen.
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Und als solchs herr Johanns Wörnher an herzog Sigmundts rät, die dozumal zu Costanz, langen lassen, mit beger, ime hierin ratlich und hilflich zu sein, damit dem haws Öster-

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[511] reich am aigenthumb, dergleichen ime an seinem erblichen inhaben nichts abgienge, haben dieselbigen dozumal hierin nichts weiters fürgenomen oder gehandelt, dann das baide partheien herrn Georgen freiherrn von Gundelfingen umb
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ain güetlichen tag ansuochen sollen, sie dessen und anderer nachpurlicher spenn güetlichen zu verainen und zu vertragen. Als aber die von Werdenberg den spann[4] ihe lenger ihe gröber gebraucht, dessgleichen auch herrn Johannsen Wörnhern in die pfandtschaft Ingelswis und in baide vogtrecht
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zu Mengen und Sigmaringen zum dorf eintreg theten, hat vilbemelter herr Johanns Wörnher des austrags vor obbemelten herrn Jergen von Gundelfingen nit erwarten, sonder herzog Sigmunden alle handlung selbst fürgepracht, [A199a] mit pit, ine gnedigclichen zu handthaben. Wiewol nu der
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herzog zu gleicher weis, wie mit abkündung der pfandtschaft Veringen, ime gern beholfen gewest und denen von Werdenberg [253] tag angesetzt, baider partheien gerechtigkaiten zu verhörn, so ist doch kainer von Werdenberg, weder aigner person oder auch durch iemandts andern von iren
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wegen, erscheinen. Durch solche gefärliche aufzüge und verachtung deren von Werdenberg herzog Sigmundt zu großer ungeduldt bewegt worden und derohalben Marquarten von Schellenberg, seinem rat und verweser der Iandtvogti in Schwaben, ernstlichen bevelch geben, Veringen sampt
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seiner zugehörde in sein, des fürsten, namen denen von Werdenberg abzulösen, volgendts sollichs one verzug herrn Johannsen Wörnhern von Zimbern einzeantwurten. Disem bevelch haben die von Werdenberg nit vorsein kinden, sonder des gestatten müeßen; darauf herr Johans Wörnher
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Veringen eingenomen und gleich bald darnach fürgenomen, das burgstall alda, nachdem es ain lustige gelegenhait, widerumb zu erpawen, derohalben er holz, kalch und was zu aim paw gehört, darzu füeren lassen. Es hat aber die handlung vil ain andern ausgang erlangt, dann die von
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Werdenberg haben in mitler weil sovil pratticirt, das solch fürnemen gar zu rugk triben und ansteen pliben. Fürwar dise handlungen haben den alten haß zwischen Zimbern und Werdenberg widerumb ernewert und die von Werdenberg geursacht, mitl und wege zu suchen, herrn Johannsen
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Wörnhern nach seinen [A199b] eheren, leib und leben, ich

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[512] geschweig seinen herrschaften und güetern, mit unwarhaftigen und erdichten prattiken zu stellen, welches inen alles nach irem willen ain zeitlang ergangen, doch letstlich in aigne gruben, die sie gemacht, gefallen und also ain lone,
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den sie hierumb verdient, bekommen. * [1279] Es hat herr Johanns Wernher zu Zimbern der elter ein sigel- und offlateneisengreber etliche zeit bei sich gehapt, der hat gehaißen Gumprian, man hat in aber nun den Federlin Latein genannt. Derselb ist ain wunderbarer,
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künstlicher gesell gewesen uf seinem handtwerk und auch mit andern künstlichen sachen, wie das noch die offlateneisen, die er gemacht, und anders außweisen. Darneben aber war er nit sonders beschaidt, sonder ain lauters kündt; man konte ine überreden, was man wolt, glaubts alles;
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sonst ain unschalkbarer, warhaftiger mentsch. Demselbigen hat herr Johanns Wernher, sein herr, uf ain zeit ain hüpsch par hosen geschenkt, wie dozumaln der sitt gewesen, die hosen zu tragen. Das hat nun die andern knecht und diener entweders verdrossen, das er in disen hosen also solle
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umbherprangen, und habens im missgont, wie dann laider solcher neithart noch heutigs tags hin und wider, oder das sie in sonst für ain lappenman gehalten; darumb haben sie dieselbigen hosen in seinem abwesen mit rosszirk ußgefült. Als er das erfaren, ist er mit den hosen und aim großen
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geschrai zu herr Johans Wernhern geloffen und das gesündt verclagt, wie sie im die hosen so ellenclichen haben verderpt »und solche hosen, sprach er, darin Ewere Gnaden derselbigen hailige pain gehabt« ! Herr Johanns Wernher muest der abentur und deren dorhait lachen, ließ ine mit
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gueten worten widerumb von ime schaiden. Dieser Gumprian het ain hipsch, jungs, raisigs weib, dem er halt ganz ungleich und ungemeß war; dann so sie nachts gern bocket het, so war er nit gefast und ganz zu leucht uf diß luder; derhalben die fraw sich von im thete,
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satzt sich geen Rotweil und ließ vögelin sorgen. Der mann grueb oder stach dieweil sigel oder offlateneisen. In summa, es gieng seltzam zu, sonderlich war der alt Niclaus Ul von Pfuel in der sach hoch verargwonet, sonderlich von diesem Gumprian selbs, gleichwol der Ul sollichs bezigs nit
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gestendig sein wolt, und hett auch recht. In der weil der Gumprian zu Mösskirch war, thete er, wie gemainlich die gesellen [1280] thuon, die am wenigisten künden oder ver-

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[513] mögen, sich doch am meisten rümen, und gab für, wie er zu etlichen sondern zeiten assignation oder beschaidt het, wa er nachts hinkommen sollt; do wer er bei seiner buelschaft wol gehalten. Die reuter und das ander gesündt,
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denen wol mit solchem fatzwerk, gaben ir achtung darauf und befanden, wann er von solchem beschaidt fürgab, so schloff er in ain ler weinfaß; morgens berüempt er sich dann, wie er da oder dort gewesen etc. Hierauf underfiengen sich die diener, iedoch mit vorwissen und zulassen
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herr Johannsen Wernhers, wie sie im aine kuplet hetten, und da sollt er sich mannlich halten und den verdacht, darin er bei seinem eheweib und menigclichen, ußleschen. Sie wissten aber sein unvermügen und das er zu solchen werken ganz untaugenlich, darum hetten sie die guet dürnen
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underricht, so und wann der Gumprian keme und sich was mit ir zu treiben underfienge, so sollt sie ine wol erzablen lassen und alsdann, so er nichs schaffen könte, sollt sie sich übel geheben, als ob sie dise werk und ain so ungefüegten werkzeug nit erleiden könte. Das konte nun das weib wol
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verrichten. Also da Gumprian anfieng zu schaffen, gleichwol ohne ainichen affect, do gehub sich die fraw übel, als ob ir was unleidenlichs beschehe und müest ir todt sein. Darab erzürnt Gumprian nit wenig und vermaint auch die sachen in warhait also beschaffen, darumb sprach er zu der
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frawen: »Wie, woltest du an dieser arsmarter sterben, das bißanher noch kainer nihe begegnet?« Damit schlug er sie übel, das die diener und ander, so hausen gestanden und uf alle wort hetten ufgemerkt, zulaufen muesten und fridt machen.
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Gleicher gestalt hernach in gleichem fall dem Hensle von Singen an marggraf Phillipsen von Baden hof begegnet. Der hat auch also ain guete metzen geschlagen und bezigen, sie vermöchte kaine solche werk, so er doch also condicioniert, das er zu solchem allerdings undaugenlich.
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Wie man sagt, so soll er von seinem herren durch künsten und sondere arzneien dermaßen zugerust worden sein, damit er im frawenzimmer dester gewerlicher; und wiewol es wider die geschrift, so ist es doch meins verstands weislicher gegen der welt zu rechnen, dann wie man den öden
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schalksnarren zu Haidelberg, den Wolfen von Wisbach, hat im frawenzimmer lassen umbher hausieren, dorab ich und manicher zum oftermal ain groß betauren und mitleiden mit

1 [514] dem frommen churfürsten gehabt, gleichwol die welt will betrogen sein, do hilft nichs für. *



  1. Wiewol] vgl. über diese streithändel Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg s. 435 ff. Die hauptquelle für seine darstellung war diese chronik.
  2. disciplin] hs. disiplin.
  3. todt] hs. tadt.
  4. spann] vielleicht pann.