Zur Frage über die Geistesfähigkeiten der Thiere

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Titel: Zur Frage über die Geistesfähigkeiten der Thiere
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 408
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[408] Zur Frage über die Geistesfähigkeiten der Thiere. In seinem Berichte über den Naturforscher Ampere erzählte Arago:

„Ampere beschäftigte sich vielfach mit der dunkeln Frage über die geistigen Fähigkeiten der Thiere. Anfangs entschied er sich gegen ihre Vernunft, gab jedoch in Folge einer einzigen Thatsache, die ihm ein zuverlässiger Freund erzählte, diese seine Ansicht auf. Dieser Herr war von einem Sturm in eine Dorfschenke getrieben worden, wo er sich ein gebratenes Huhn bestellte. Man bediente sich dort noch des alten, von einem Hunde gedrehten Bratspießes. Der Hund wurde in das Rad gespannt, aber weder Schmeicheln noch Drohungen noch Schläge konnten ihn bewegen, auch nur einen Schritt zu thun. Ampere’s Freund nahm endlich das mißhandelte Thier in seinen Schutz. „Ja wohl, armer Hund,“ sagte der Wirth ärgerlich, „er verdient Ihr Mitleid gar nicht, denn derselbe Auftritt wiederholt sich alle Tage. Wissen Sie, warum der saubere Kerl sich weigert, den Spieß zu drehen ? Er hat sich einmal in den Kopf gefetzt, daß sein Camerad die Arbeit gleichmäßig mit ihm theilen müsse und daß jetzt die Reihe nicht an ihm sei.“ Der Herr bat, man möchte den andern Hund holen, und dieser machte auch nicht die geringste Schwierigkeit, seine Aufgabe zu erfüllen. Nach einiger Zeit wurde er aus dem Rade genommen und sein widerspenstiger College wieder hineingesteckt, der jetzt, nachdem sein Rechtsgefühl befriedigt war, mit wahrem Feuereifer arbeitete. Einen ähnlichen Fall erzählte Herr von Liancour dem großen Arnauld, der die Theorie des Descartes angenommen hatte, daß Hunde bloße Automaten und Maschinen seien, und auf diese Ansicht hin die armen Thiere lebend secirte, behauptend, sie fühlten nichts. „Ich habe zwei Hunde,“ sagte Herr von Liancour, „die abwechselnd jeder einen Tag den Spieß drehen. Eines Tages versteckte sich der eine, an dem die Reihe war, und sein Camerad sollte statt seiner drehen. Da bellte er, wedelte mit dem Schweife und gab dem Koch zu verstehen, er möge ihm folgen, ging hinauf in das Dachgeschoß, zerrte den Faullenzer aus einem Winkel und beutelte ihn herzhaft durch. Sind das Ihre bewußtlosen Maschinen?“ Dem großen Arnauld mag wohl eine Ahnung geworden sein, daß der Bratspieß seine Theorie über den Haufen geworfen hatte.“