Überlieferungen über das Schloß Hetzelburg

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Textdaten
Autor: Gottfried Eyth
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Titel: [Überlieferungen über das Schloß Hetzelburg]
Untertitel:
aus: Klaus Graf: Kleine Beiträge zum historischen Erzählen in Schwäbisch Gmünd. In: einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1991, S. 99-114 Freidok, hier S. 100f. nach Staatsarchiv Ludwigsburg F 169 Bü 122
Herausgeber: Klaus Graf
Auflage:
Entstehungsdatum: 10. Januar 1837
Erscheinungsdatum: 1991
Verlag: Einhorn-Verlag
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Erscheinungsort: Schwäbisch Gmünd
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Schreiben von Pfarrer Gottfried Eyth und Schultheiß Schmid zu Straßdorf mit Überlieferungen über das Römerkastell Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[100] Königlichem Oberamte berichten wir in Beziehung auf die gestellte Frage nach Alterthümer folgendes: Nahe bei der Stelle, worauf jezt der Schürenhof steht, stand ehemals ein uraltes Schloß, dessen Rudera noch vor zwanzig Jahren theilweise hervorragten, jezt aber überall – obwohl nur sparsam, mit Erde bedeckt sind.

Das Schloß hieß Hetzelburg, war – nach dem Raume, den es einnahm, zuurtheilen, sehr groß, und – wie die Reste der Ringmauren zeugen, in Quadratform erbauet.

Nach einer Volkssage, die bisher das Ansehen einer glaubwürdigen Tradition behauptet hat, wird die Entstehung dieses – jezt verschwundenen Schlosses – bis auf das 2te Jahrhundert, und zwar auf diejenige Zeit Epoche zurückgeleitet, wo ein Theil der römischen Cohorten (Legionen) des Julius Cäsars Deutschlands Wälder durchwallten, und an verschiedenen Plätzen ihre festen Castellen errichteten.

Damals sollen zwei römische Ritter (Nobiles) sich entschlossen haben, den fruchtbaren breiten Hügel des jezigen Schürenhofes zu ihrem Wohnsitze zu wählen. Vom Reichthum dieser Ritter zeugt die Größe der Burg, die sie daselbst erbauen ließen. Warum sie dieser Burg den Namen ,Hetzelburg‘ gaben, weißt man nicht, jedoch ist zuvermuthen, daß die zwei ersten Silben dieser Benennung auf den Geschlechts-Namen der Ur-Bewohner hindeuten.

[101] Im Jahre 1823 grub man an der Stelle, wo sich das Portal oder der Haupt-Eingang dieser Burg befand, einen großen, in Quadratform gestalteten Sandstein hervor. Als man diesen genau betrachtete, bemerkte man auf dessen Oberfläche verschiedene kleine Vertiefungen, die von der Form der Buchstaben zeugten.

Auf Veranstaltung des mitunterzeichneten Pfarrers wurden diese wahrgenommenen Vertiefungen mittels eines kleinen – in Dinte eingetunkten – Pinsels geschwärzt, worauf allmählig deutlich die Worte zum Vorscheine kamen:

„Hae aedes veterum Equitum renovatae sunt Anno Dni MLDV (d. i. 1455)“.

Dieser Stein ist seither verschwunden, wahrscheinlich wurde derselbe von den Einwohnern von Strasdorf zu Sand zermalmet und somit zur Reinigung der Geschirre und Böden benüzt. In welche Zeit der Einsturz dieses Schlosses (von einer Einäscherung durch Feuersbrunst ist keine Spur vorhanden) geschah, hievon giebt die Tradition keine Auskunft; es ist aber zuvermuthen: daß diese Burg, so wie manche andere, sey während der sogenannten Bauren-Kriegen zu Grabe gegangen und vielleicht von den nämlichen Händen, wie das Stamm-Schloß der Kaiser von Hohenstaufen in Trümmer verwandelt worden.

Auf dem Platze, den einst die Hetzelburg einnahm, hat man in älteren und neueren Zeiten manche römische Münzen gefunden. Während der lezten zwei Dezennien wurden derer drei durch Zufall hervorgegraben. Dieselben waren von Silber, dick aber klein, auf einer Seite mit dem Brustbild eines Kaisers Antonius, auf der anderen mit dem Vogel Phönix geziert. – Diese 3 römische Münzen wurden dem Liebhaber von Antiquitäten – dem Grafen August von Rechberg zur Verehrung dargebracht. Auf keiner der vorgefundenen römischen Münzen konnte man eine Jahreszahl entdecken. Dieselben hatten in ihrem Silbergehalt einen Werth von 20 bis 24 xr [Kreuzer]. Es herrscht noch immer eine alte – wahrscheinlich aus der Lüsternheit nach kostbarem Erze entsprossene Sage, daß in den unterirdischen Gewölben, welche noch von dieser ehmaligen Burg vorhanden, ein Brettspiel von sehr hohem Werthe – bestehend aus Gold und Silber, vorhanden sey. Indessen gelang es bisher keiner Hand, dieses kostbare Unterhaltungs-Instrument der alten Römer zu finden! Indem wir dieses melden, verharren wir mit vollkommenster Hochachtung
Eines königl. Oberamtes untergebenes Gem. U/A

Pfarrer Eyth

Schultheiß Schmid

Straßdorf den 10. Jener 1837“