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ADB:Abt, Karl Friedrich

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Artikel „Abt, Karl Friedrich“ von August Förster in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 24–25, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Abt,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:01 Uhr UTC)
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Abt (auch Abbt): Karl Friedrich A., geb. 1743 in Stuttgart[1], † 20. Nov. 1783, interessant als typischer Repräsentant deutschen Schauspielerthums in der ersten Entwickelungsperiode. Er ist die verkörperte Wanderlust eines Schauspielprincipals, der seinen Beruf als ein Apostolat des Schönen auffaßt, bald hier bald dort seine Tempel baut, heute mit Glück sich eine andächtige Gemeinde, selbst im Auslande schafft, morgen durch Theilnahmlosigkeit ins Elend geräth, um übermorgen mit zäher Rastlosigkeit und nimmer ersterbender Hoffnung wieder neu seine Thätigkeit zu beginnen. Die Nachrichten über ihn sind vielfach verworren. Die Mittheilungen bei Ersch und Gruber und im Allgemeinen Theaterlexikon sind meist falsch. Das Folgende ist größtentheils Gothaer Theaterkalendern entnommen. (Das Ausführlichste bringt der vom Jahre 1777. Im Jahrgang 1785 ein kurzer Nekrolog, in dem von 1784 der Nekrolog seiner Frau.) – Er ging etwa 1766 zum Theater, spielte anfänglich in Süd- und Südwestdeutschland, entführte in Biberach seine Frau Felicitas, welche ihm die angesehene Familie derselben nicht geben wollte, bildete diese zur Schauspielerin aus, reiste dann mit seiner Gesellschaft in Sachsen und Thüringen und faßte 1772 den Entschluß, der Apostel des jungen deutschen Schauspiels in Holland zu werden. Von dort dachte er sogar nach England zu gehen. Am 16. Oct. 1772 eröffnete er seine Bühne im Haag, gefördert vom Hofe und der besten Gesellschaft. Er hat viel dazu beigetragen, die deutsche dramatische Litteratur in Holland bekannt zu machen. Weisse’s „Romeo und Julie“, Lessing’s „Emilia Galotti“ etc. wurden in Folge der Anregung seiner Bühne dort zuerst übersetzt. Nach kurzem Aufenthalte in Düsseldorf finden wir ihn 1773 wieder in Holland. Er bereist jetzt Leiden und läßt dort ein großes transportables hölzernes Schauspielhaus bauen, mit dem er nach Herzogenbusch, Utrecht, Cleve, Nymwegen, endlich wieder nach dem Haag zieht. Dort richtet ihn ein holländischer Concurrent zu Grunde. Er geht jetzt nach Haarlem, wo ihn die Amsterdamer Kunstfreunde hauptsächlich stützen. In Amsterdam selbst verhindert die Behörde sein Auftreten. Von dort zieht er nach mehreren Orten Nordhollands, zuletzt nach Diemer-Meer, in der Nähe von Amsterdam. Er hat hier außerordentlichen Zulauf und sein Glücksstern steht im Zenith. Schwere Krankheit seiner Familie, ja der ganzen Gesellschaft stürzt ihn wieder ins Unglück. Er muß die selbständige Entreprise niederlegen und tritt als artistischer Leiter in die Dienste einiger Privatleute, die ihn auslösen und das Theater übernehmen. 1776 geht auch dies Unternehmen zu Grunde. A. geht nun mit einer neugeworbenen Truppe nach Münster. Von dort aus bereist er auch Göttingen, Hannover, Bremen etc. 1780 verliert er die Direction in Münster und mit einer neugeworbenen Truppe zieht er 1781 wieder als selbständiger Principal nach Hannover, Göttingen, Bremen. Dort stirbt er. In feierlichem Begräbniß wird seine Leiche in der Klosterkirche beigesetzt, was vielfaches Aergerniß erregt. Seine Kinder versorgte die Stadt Bremen. – Auf einer seiner Reisen war er am 7. Juni 1778 in Böhmen während des bair. Erbfolgekrieges von croatischen Vorposten aufgegriffen und als vermeintlicher Spion gefangen gehalten worden. Er schrieb damals ein Pamphlet: „Abt’s unempfindsame und doch sehr [25] empfindliche Reise durch die Vorposten der Croaten auf Befehl des Hrn. Oberst von Winkelmann.“ – Seine Gattin Felicitas galt als eine vortreffliche Schauspielerin. Ihr Bild findet sich im Gothaer Theater-Kalender von 1780. Mehrfache Gedichte auf sie in verschiedenen Jahrgängen desselben. Sie war 1746 in Biberach geboren und starb in Göttingen. Sie war auch ihres persönlichen Charakters halber hochgeachtet. Von einem Engagement des Abt’schen Ehepaars am Hoftheater in Gotha, welches Ersch und Gruber wie Robert Blum im Allgemeinen Theaterlexikon erwähnen, findet sich nirgends eine verläßliche Nachricht. Frau A. war die erste deutsche Schauspielerin, welche es wagte, den Hamlet zu spielen, ein kunstwidriges Experiment, welches bis in die neueste Zeit mehrfach wiederholt worden ist.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 24. Z. 9 v. o.: Nach Weyermann, Ulmer Gelehrtenlex., ist Abt 1733 zu Ulm geboren. [Bd. 20, S. 747]