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ADB:Adlzreiter von Tettenweis, Johann

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Artikel „Adlzreiter von Tettenweis, Johann“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 88, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adlzreiter_von_Tettenweis,_Johann&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 12:16 Uhr UTC)
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Adlzreiter: Johann A. von Tettenweis, kurfürstl. baierischer Kanzler und Archivar, geb. 2. Febr. 1596 als Sohn eines Bürgers und Nestlers zu Rosenheim, † 11. Mai 1662. Nach Vollendung der humanistischen Studien zu München bezog er die Universität Ingolstadt, ohne jedoch bei den ärmlichen Mitteln seiner Eltern die Vorlesungen regelmäßig besuchen zu können; 1617–18 diente er als Schreiber am Landgerichte Pfaffenhofen; dann nahm ihn der Ingolstädter Professor Kaspar Denich als Famulus in sein Haus auf und verschaffte ihm so die Möglichkeit, seine Studien zu vollenden. 1622 erwarb er sich den Grad eines Licentiaten der Rechte durch Vertheidigung von Lehrsätzen über die Rechte des Fiscus, welche er dem Herzog Wolfgang Wilhelm von Neuburg widmete und wofür er von diesem durch einen Wappenbrief belohnt wurde. So kümmerlich er sich in den Studienjahren hatte durchkämpfen müssen, so rasch stieg der reichbegabte Jüngling jetzt auf der Stufenleiter der Staatsämter empor. Zuerst Advocat in Straubing, 1625 schon kurfürstlicher Hofkammerrath, im selben Jahre noch Revisionsrath, erwarb er sich das volle Vertrauen seines Herrn, des großen Kurfürsten Max I., der ihm bald die Leitung des geheimen Archivs, 1639 auch Sitz und Stimme im geheimen Rath übertrug. Auf dem Reichstage zu Regensburg 1640 war A. einer der Vertreter der baierischen Regierung; in den Streitigkeiten über die pfälzische Kur zwischen Baiern und Pfalz verfocht er als gelehrter und scharfsinniger Jurist in mehreren Abhandlungen die Rechte seines Landesherrn. 1650 wurde ihm die Würde eines Kanzlers und die Anwartschaft auf einige Lehensgüter in Niederbaiern zu Theil, nach deren einem er sich „von Tettenweis“ nannte. Im folgenden Jahre wurde er durch Maximilians Testament zum Mitglied des Rathes bestimmt, der bis zur Großjährigkeit des Kurprinzen Ferdinand Maria Regierung und Vormundschaft führen sollte. – In der Karmeliterkirche zu München, wo er begraben liegt, erinnert ein Denkmal noch jetzt an seinen Namen. In einer 37jährigen Ehe mit Euphrosine Gebhard, Tochter eines Regierungsrathes zu Straubing, hatte er 14 Kinder gewonnen, von denen sechs das mannbare Alter erreichten. Ein im 10. Bande von Westenrieder’s Beiträgen veröffentlichtes Tagebuch zeigt ihn von der Seite des frommen Hausvaters. Adlzreiter’s Name ist besonders bekannt durch die Jahrbücher des baierischen Volkes, die im Jahre seines Todes unter seinem Namen erschienen, eine so bedeutende Leistung, daß Leibnitz im J. 1710 eine neue Ausgabe veranstaltete. A. hat sich aber an dem Werke nur dadurch betheiligt, daß er als Archivar das Quellenmaterial lieferte; Verfasser ist der Jesuit Johann Verveaux, dessen Name nach dem Willen der Oberen verschwiegen werden sollte. Die „Assertio electoratus Bavarici“ (a. d. J. 1643) rührt dagegen wirklich von A. her, ist aber nichts weiter als eine sehr gewöhnliche Parteischrift.