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ADB:Ander, Alois

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Artikel „Ander, Alois“ von August Förster in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 428, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ander,_Alois&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:59 Uhr UTC)
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Ander: Alois A., berühmter Opernsänger, geb. 24. Aug. 1821 zu Budissin in Mähren, † 11. Dec. 1864 im Bade Wartenberg (Böhmen). Er hieß eigentlich Anderle, erst bei seinem Uebertritt zur Opernbühne verkürzte er seinen Namen um die letzte Sylbe. Als Beamter beim Wiener Magistrat angestellt, wurde er Mitglied des Wiener Männergesangvereins. Bald lenkte seine angenehme Tenorstimme die Aufmerksamkeit auf ihn. Der berühmte Sänger Franz Wild übernahm die Ausbildung des von Kindheit auf in guter musikalischer Schule herangewachsenen jugendlichen Sängers. Die Grundlage seiner musikalischen Erziehung verdankte er dem Unterrichte seines Vaters, der Schullehrer war. Im Oct. 1845 betrat er die Bühne des Wiener Hofoperntheaters zum ersten Male als „Stradella“. Er hatte einen vollständigen Erfolg und wurde sofort engagirt. Jede neue Leistung befestigte ihn in der Gunst des Publikums, und als Meyerbeer 1850 seine Oper „der Prophet“ in Wien einstudirte, wählte er Ander, der schon in der Reihe der ersten Tenoristen stand, als Darsteller seines Johann von Leyden. Der Erfolg dieser Rolle war glänzend. Ander’s Name wurde von nun an in ganz Deutschland berühmt. Vielfache Gastspiele erhöhten seinen Ruf und verschafften ihm zahlreiche Auszeichnungen. Er wurde zum Kammersänger ernannt, und von den Höfen von Hannover, Hessen-Darmstadt und Schweden (im J. 1857 gab er Gastrollen in Stockholm) decorirt. Seine Stimme war nicht groß an Umfang und Klangfülle, aber von süßem Schmelz und des seelenvollsten Ausdruckes fähig. Auch als Darsteller ragte er hervor und galt mit Recht als der beste lyrisch-dramatische Sänger der 50er Jahre. Seit 1860 zeigte sich eine Abnahme seiner physischen und geistigen Kräfte. Im September 1864 trat Ander zum letzten Male auf dem Hofoperntheater als Arnold in Rossini’s Tell auf. Es wurde damit aller Welt offenbar, daß der Arme physisch erschöpft und geistig zerrüttet war. In der Kaltwasserheilanstalt in Wartenberg suchte er Genesung und fand den erlösenden Tod. – Seine glänzendsten Rollen waren Prophet, Raoul, Stradella, Lyonel, Arnold von Melchthal, Don Sebastian, Lohengrin.