ADB:Anton (König von Sachsen)

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Artikel „Anton Clemens Theodor“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 493, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anton_(K%C3%B6nig_von_Sachsen)&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 10:53 Uhr UTC)
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Anton: Clemens Theodor, der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen und der Maria Antonie Walpurgis von Baiern, geb. 27. Dez. 1755, † 6. Juni 1836. Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, gab er später, als durch die längere Zeit kinderlos gebliebene Ehe seines Bruders, des Kurfürsten Friedrich August III., die Fortdauer des albertinischen Stammes gefährdet war, diesen Entschluß auf und vermählte sich 1781 mit Marie Caroline Antonie, der 17jährigen Tochter des Königs Victor Amadeus III. von Savoyen, und nach deren frühzeitigem Tode (26. Dec. 1782) am 18. Oct. 1787 zum zweitenmale mit Maria Therese, einer Tochter des Großherzogs Leopold II. von Toscana; doch starben die dieser Ehe entsprossenen vier Kinder sämmtlich in frühester Jugend. Da Kurfürst Friedrich August seine Brüder von jeder Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten fern hielt, so lebte A. in der stillen Zurückgezogenheit seines häuslichen Kreises ausschließlich seinen einfachen Neigungen. Musik und Genealogie bildeten seine Lieblingsbeschäftigungen. Nur während der Gefangenschaft seines Bruders, der inzwischen zum König vorgerückt war, 1813–15, war er von Prag aus eifrig für die Erhaltung des sächsischen Staats unter seiner alten Dynastie bemüht. Obgleich bei dem Tode seines Bruders, 5. Mai 1827, schon hochbetagt, bestieg er dennoch gegen die allgemeine Erwartung und gegen den Wunsch des Volkes, welches von einem jüngeren Regenten die dringend nöthigen Reformen des veralteten Staatswesens ersehnte, den Thron. Seine Herzensgüte und Leutseligkeit gewannen ihm zwar persönlich bald die Herzen seiner Unterthanen, dies konnte jedoch nicht verhindern, daß die allgemein und bis in die höchsten Beamtenkreise herrschende Unzufriedenheit immer mehr zunahm, zumal König A. den verhaßten Cabinetsminister v. Einsiedel, seines Vorgängers rechte Hand, nicht nur beibehielt, sondern ganz uneingeschränkt schalten ließ. Alles blieb beim Alten. Besonderen Unwillen erregten die Uebergriffe der katholischen Hofgeistlichkeit und ihre Propaganda, sowie Einsiedel’s Begünstigung einer scheinheiligen Orthodoxie in der protestantischen Kirche. Unzweideutig zeigte sich die weitverbreitete Mißstimmung auf dem Landtage von 1830; namentlich aus dem Schoße der allgemeinen Ritterschaft erhob sich laut, aber ungehört der Ruf nach zeitgemäßen Reformen. Das tactlos ängstliche Verhalten der Behörden bei der Säcularfeier der augsburgischen Confession bereitete den Ausbruch von Unruhen vor, der zuerst am 2. Sept. in Leipzig, unmittelbar darauf auch in Dresden erfolgte und zwar zunächst nur durch locale Mißstände veranlaßt war, aber unter der Einwirkung der Pariser Revolution den Sturz des Ministers v. Einsiedel, sowie die Ernennung des Prinzen Friedrich August zum Mitregenten herbeiführte. Dessen Händen überließ der greise König fast ausschließlich die Durchführung der nothwendig gewordenen Neugestaltung des Staates.

Böttger-Flathe: Geschichte des Kurstaates und Königreichs Sachsen. Bd. III.