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ADB:Baudius, Dominicus

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Artikel „Baudius, Dominicus“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 137–138, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baudius,_Dominicus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Baudius: (Bauldier) Dominicus B., bedeutender lateinischer Dichter, geb. zu Lille 8. April 1561, † 22. Aug. 1613. Seine erste Bildung erhielt B. in Aachen, wohin sich seine protestantischen Eltern vor Herzog Alba geflüchtet hatten; nach dem Tode seines Vaters kam er nach Leyden 1576. Zuerst studirte er Theologie in Genf und in Gent unter Theodor Beza und Lambertus Danaeus (Daneau), wandte sich aber nach Leyden zurückgekehrt zur Jurisprudenz, [138] worin er 1581 den Doctorgrad erwarb. Kurz darauf begleitete er die holländische Gesandtschaft an den Hof in England, wo er mit dem berühmten Phil. Sidney bekannt wurde, später ging er, inzwischen unter die holländischen Advocaten aufgenommen (1587), nach Frankreich, wo er sich sowol durch seine vielseitig Gelehrtsamkeit als durch seinen lebenslustigen und heitern Charakter viele Freunde und Gönner erwarb, aber seinen Lieblingswunsch, Gesandter der Generalstaaten am französischen Hofe zu werden, nicht durchsetzen konnte. Endlich nach zehnjährigem Aufenthalt in Frankreich nach Leyden zurückgekehrt, wurde er 1601 zum Professor der Eloquenz ernannt, 1607 zum Professor der Geschichte und des römischen Rechts, aber seine Bemühungen, die Stelle eines Historiographen der Generalstaaten zu erhalten, scheiterten um so mehr, als sich das Curatorium der Universität bemüssigt fand, ihn wegen seines anstößigen Lebenswandels auf längere Zeit von seiner Professur zu entfernen. Durch ein ernstes geschichtliches Werk hoffte er den Makel seines Rufs wieder abzuwaschen (s. den Brief an Everh. Vorstius S. 105 der Amores); aber kaum waren die im fließenden und eleganten Latein geschriebenen „Libri III de induciis belli Belgici“ (Leyden 1613) im Druck vollendet, als er durch ein hitziges Fieber hinweggerafft wurde. – Hohen Ruhm erwarb sich B. durch seine lateinischen Gedichte, zuerst gesammelt Leyden 1607, von denen sich besonders die Jamben durch Leichtigkeit der Versification und des Rhythmus und durch ächt lateinisches Colorit sehr vortheilhaft auszeichnen. Eine ebenso große stilistische Gewandtheit zeigt sich in den nach seinem Tode gesammelten Epistolae (centuriae II 1615 und vermehrt als centuriae III 1642) und Orationes, 1619, worunter die Trauerrede auf Justus Saliger vom J. 1609. Ein trauriges Bild seiner letzten Lebensjahre entrollen die 25 Jahre nach seinem Tode (1638) erschienenen: Dom. Baudii amores edente Petro Scriverio. Dieses ziemlich selten gewordene picante Buch enthält nicht, wie man aus dem Titel leicht schließen könnte, eine Sammlung von Liebesgedichten, sondern eine Geschichte seiner Liebeshändel aus Briefen des Baudius selbst (darunter drei große poetische Choliamben) und seiner Freunde, durch deren Empfehlung er nach dem Tode seiner ersten Frau (1609) eine reiche Partie vergeblich zu erjagen strebte, um so seiner Schulden, in die er sich durch ausschweifendes Leben gestürzt hatte, erlöst zu werden.

Paquot. Mémoires p. s. à l’hist. littér. des Pays-Bas II. 210–213; Biogr. nat. de Belg. I. 792 und die Litteratur bei Van der Aa, Biogr. Woord.