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ADB:Bauer, Ferdinand Lukas

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Artikel „Bauer, Ferdinand Lukas“ von Heinrich Wilhelm Reichardt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 140–141, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bauer,_Ferdinand_Lukas&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 08:10 Uhr UTC)
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Bauer: Ferdinand Lukas B., Pflanzenmaler und Botaniker, geb. 20. Jan. 1760 zu Feldsberg in Nieder-Oesterreich, † 17. März 1826 zu Hitzing nächst Wien. Sein Vater war fürstlich liechtensteinscher Hofmaler und Galleriedirector. Schon in der Jugend zeigten Ferd. B. und sein Bruder Franz große Liebe zur Malerkunst und beide fingen an Blumen nach der Natur zu zeichnen, hierzu von P. Boccius, dem Prior des Klosters in Feldsberg aufgemuntert. In Wien wurde Ferd. B. von Nikolaus Freiherrn von Jacquin mit dem Zeichnen von Pflanzen für verschiedene seiner Werke betraut. 1784 kam Sibthorp von Oxford nach Wien, lernte Ferd. B. kennen und so schätzen, daß er ihn auf seiner Reise nach Griechenland mitnahm. 1787 kam B. mit Sibthorp auch nach England und erfreute sich bald der Gunst von Sir Josef Banks, so daß er dazu ausersehen wurde, den hochberühmten Robert Brown auf der Expedition des Capitän Flinders als Pflanzenzeichner zu begleiten (1801–1803). Brasilien, das Cap der guten Hoffnung, sowie Australien wurden besucht und in Botany-Bay blieb Robert Brown mit B. zurück, weil das Schiff sehr gelitten hatte. Eine große Menge der seltensten Pflanzen und zahlreiche schöne Handzeichnungen waren die Ausbeute dieses Aufenthaltes. 1804 und 1805 besuchte B. die Norfolkinsel und kehrte 1806 nach London zurück. 1812 übersiedelte er wieder nach Oesterreich und ließ sich in Hitzing nieder. Franz B. und sein Bruder Ferdinand sind die größten Pflanzenmaler ihrer Zeit, sie übertreffen alle übrigen durch Genialität der Auffassung verbunden mit Naturtreue und richtigem Verständniß in der Darstellung der ganzen Pflanze sowie ihrer einzelnen Theile. Ferd. B. wurde durch seine Arbeiten unter der Anleitung Sibthorp’s und Robert Brown’s auch ein tüchtiger Botaniker. Als selbständiges Werk gab er heraus: „Illustrationes plantarum florae Novae Hollandiae“ (1806); ferner war es Endlicher möglich, nach Ferd. Brown’s Zeichnungen den classischen „Prodromus florae insulae [141] Norfolk“ zu ediren (1833). Ferd. B. zeichnete auch die Tafeln zu vielen botanischen Prachtwerken und stach sie theilweise selbst in Kupfer, so zu Sibthorp und Smith’s „Flora graeca“, zu Lambert’s „Description of genus Pinus“, zu Flinder’s „Voyage to terra australis“, zu Lindley’s „Digitalidum monographia“ u. m. a. Er hinterließ eine große Sammlung von Handzeichnungen exotischer Thiere und Pflanzen, welche für die k. k. Hofcabinete Wiens erworben ward.

Sein Bruder Franz Andreas, geb. 14. März 1758 zu Feldsberg, † 11. Dec. 1840 zu Kew bei London, war bis 1788 beim Fürsten Liechtenstein als Pflanzenmaler angestellt. In diesem Jahre kam er in Begleitung des Freiherrn Josef von Jacquin nach England, wo Sir Josef Banks bald sein ungewöhnliches Talent erkannte und ihm zu einer Anstellung am botanischen Museum zu Kew verhalf. Für dieses Institut verfertigte Franz B. eine große Menge der prachtvollsten Zeichnungen von Pflanzen und fand mit diesen Leistungen so allgemeine Anerkennung, daß er k. Hofmaler und Mitglied der royal society in London wurde. Er ist als Pflanzenmaler seinem Bruder mindestens ebenbürtig und seine Darstellungen von Gewächsen sichern ihm auch in der Kunstgeschichte einen sehr ehrenvollen Platz. Er malte namentlich die Tafeln zu Aiton’s „Delineations of exotiques plants cultivated in the r. garden at Kew“, zu Lindley’s „Illustrations of orchideous plants“, zu Robert Brown’s Abhandlungen über Woodsia und Rafflesia u. v. a. Vom Jahre 1816 an und durch Sir Everard Home veranlaßt, begann Franz B. sich auch als Maler auf den Gebieten der Anatomie und Physiologie des Menschen zu versuchen und leistete in dieser Richtung ebenfalls Treffliches. Auch er hinterließ einen reichen Schatz von unedirten Handzeichnungen, die sich zu Kew, Berlin und Göttingen finden.

Hooker, Lond. journ. of bot. II. (1843) 109. Annal. and magaz. of natur. hist. VII. (1841) 77 u. 439. – Wurzbach, Biogr. Lexik.