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ADB:Bauhin, Caspar

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Artikel „Bauhin, Kaspar“ von Carl Jessen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 151–152, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bauhin,_Caspar&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 18:59 Uhr UTC)
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Bauhin: Kaspar B., Anatom und Botaniker zu Basel, ebenda geb. 17. Jan. 1560, † 5. Dec. 1624. Neunzehn Jahre jünger als sein Bruder Johann, durchlief er einen ähnlichen Bildungsgang. Ursprünglich, wie es heißt, der Theologie bestimmt, wandte er sich schon bei seinem Eintritt in die Universität im sechzehnten Lebensjahre der Medicin unter Th. Zwinger und Felix Plater zu, ging dann nach Padua um unter Fabricius ad Aquapendente Anatomie und unter Guilandinus Botanik zu studiren. Nach drei Jahren, in denen er Rom und einen großen Theil Italien besucht, ging er 1579 über Basel nach Mümpelgard und von da nach Jahresfrist nach Paris, um unter Severin Pineau Chirugie zu studiren. Im Begriffe auch die Universitäten Deutschlands zu besuchen, rief ihn sein schwer erkrankter Vater 1580 kurz vor seinem Tode zu sich zurück. Hier ward er im folgenden Jahre Doctor der Medicin und heirathete Barbara Vogelmann. Im J. 1582 ward er zum Professor der griechischen Sprache, 1588 zum ersten Professor der Botanik und Anatomie ernannt, nach Felix Plater’s Tode 1614 erhielt er dessen Ehrenstellung als erster Professor der Medicin und erster Stadtmedicus, nachdem ihm schon 1596 Herzog Friedrich von Würtemberg wie seinem Bruder Johann den Titel seines ersten Arztes verliehen. Im Gegensatze zu seinem Bruder hat er schon früh im 21. Jahre mit medicinischen Publicationen begonnen und eine große Menge Schriften veröffentlicht, deren Niceron (Bd. 13. S. 127–134) 25 aufzählt. Darunter sind allerdings ein paar Uebersetzungen ins Lateinische, aber es fehlen kleinere akademische Schriften, deren Haller’s Bibl. med. erwähnt. Dieselben betreffen fast alle Anatomie und Botanik oder Arzneimittel, und in beiden leistete er bedeutendes. Es überwog jedoch besonders im späteren Lebensalter die Botanik. In dieser verfolgte er denselben Plan, wie sein ebengenannter älterer Bruder, die gesammten bisher beschriebenen Pflanzen zusammenzuordnen, und suchte durch weitreichende Correspondenzen sowie durch die derzeit der Baseler Universität sehr zahlreich zuströmenden Schüler überall her getrocknete Pflanzen und Beschreibungen zu bekommen. Er rühmt 1620 (Prodromus Theatri botanici), daß sein Herbarium über 4000 Arten enthalte. Weniger bedenklich als sein Bruder hatte erschon früh den „Phytopinax seu enumeratio plantarum“, Basel 1596, mit der Beschreibung von etwa 2700 Arten (und Varietäten) herausgegeben, ein Werk, welchem freilich ganze Abtheilungen der Compositen und Leguminosen fehlten, das aber als Anleitung raschen Absatz fand. Ihm folgte eine mit neuen Pflanzen bereicherte Ausgabe von „Matthioli opera Francof. 1598“, dem allgemein üblichen Handbuch der Arzneimittellehre, sowie „Animadversiones in historiam generalem plantarum Lugduni editam (Dalechampsi) Francof. 1601“ worin 400 Pflanzen dieses damals weit verbreiteten Handbuchs corrigirt wurden. Darauf folgte eine ebenfalls verbesserte und vermehrte Ausgabe von Tabernaemontanus New Kreuterbuch“. Frankf. 1613, in 3 Foliobänden sowie mehrere kleine Abbildungnen mit Blüthenanalysen nach K. Gesner’s Vorbild. Diesem folgte ein „Catalogus plantarum circa Basileum“, Bas. 1622, und endlich in seinem Todesjahre das große Werk, welches seinen Namen allen Botanikern geläufig gemacht hat: „Pinax theatri botanici sive index in Theophrasti, Dioscoridis, Plinii et Botanicorum qui a saeculo scripserunt opera: plantarum circiter sex millium nomina secundum genera et species proponens. Bas. 1623“. Es ist in der That ein kurz gefaßter Index zu allen älteren botanischen Schriften nach Gattungen, so gut man sie von jener Zeit erwarten konnte, zusammengestellt. Unter der unendlichen Verwirrung, welche die allwillkürliche Benennung der einzelnen Arten durch die verschiedenen Botaniker angerichtet hatte, gewann das Werk rasch [152] allgemeinen Beifall. Seine ausgebreitete Correspondenz gewährte ihm dabei eine große Sicherheit im Erkennen der verschiedenen Pflanzennamen, so daß die Zahl der Irrthümer, welche Morison (Hortus Blesensis, Londini 1669) sich hervorzuheben und zu verbessern bemühte, verhältnißmäßig nicht so groß ist. Auch er hinterließ wie sein Bruder eine allgemeine Pflanzengeschichte, von der jedoch nur ein Theil mit einer von 1621 datirten Vorrede von seinem Sohne herausgegeben ward: „Theatri botanici sive historiae plantarum … liber I. cura Joh. Casp. Bauhini, Basil. 1658“. Dieses Buch enthält Gräser und einige andere Monocotylenen mit zum Theil schon in seinen frühern Werken benutzen recht guten Holzschnitten. In seiner Methode folgte er Lobel genauer noch als sein Bruder, so daß er darin wenig förderndes geliefert hat. Die Systematik war aber zu Mitte des 17. Jahrhunderts, als der beiden Brüder Hauptwerke erst das Licht erblickten, auf ganz andere Bahnen geführt worden, und so waren ihre Arbeiten eigentlich schon zur Zeit der Herausgabe veraltet. Weshalb aber Kaspar sich nicht mit seinem älteren Bruder zu gemeinsamer Bearbeitung des großen Unternehmens vereinigte, trotzdem beide stets auf freundlichem Fuße gestanden zu haben scheinen, ist nicht klar, so sehr die Frage auch seine Biographen beschäftigt hat. Kaspars anatomische Werke bestehen hauptsächlich in Lehrbüchern, bei denen er die Abbildungen von Vesalius Fallopius und Eustachius benutze und vermehrte, zuerst in einzelnen Theilen „De corporis humani partibus externis“, 1588; „Anatomes liber II. partium spermaticarum“, 1591; „Anatomia corporis virilis et muliebris“, 1597, erschienen sie später gesammelt und vermehrt als „De corporis humani fabrica“, Basel 1600; „Institutiones anatomicae“, 1604, 1609, und öfter; „Theatrum anatomicum. Francof. 1605, 1621“. Dazu kommt außer Uebersetzungen noch „De hermaphroditorum et monstrosorum partuum natura. Oppenheim 1614“. Zwei Portraits von ihm finden sich in dem „Phytopinax“ und in dem „Theatrum botanicum“. Linné begründete den beiden Brüdern zu Ehren die schöne Gattung tropischer Bäume Bauhinia mit der zu beider Erinnerung benannten Art bijuga. – Sein Sohn Johann Kaspar Bauhin, geb. 12. März 1606, † 14. Juli 1685, war seines Vaters Nachfolger als erster Professor der Medicin und Stadtarzt, hatte auch die Titel als badischer, würtembergischer und französischer Leibarzt. Außer seines Vaters Pflanzengeschichte hat er nur einige Dissertationen drucken lassen. Einer seiner sieben Söhne war Hieronymus Bauhin, geb. 26. Febr. 1637, † 1667, ward 1660 Professor der Botanik und Anatomie, 1664 der Medicin, auch nach seines Vaters Tode Leibarzt Ludwigs XIV.. Er veröffentlichte wie sein Großvater eine neue Ausgabe von „Tabernaemontanus’ Kreuterbuch, Basil 1664“ und außerdem von 1658–1666 einige medicinische Dissertationen.