Zum Inhalt springen

ADB:Behm, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Behm, Johannes“ von Ernst Henke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 283–284, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Behm,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Behlen, Stephan
Nächster>>>
Behme, David
Band 2 (1875), S. 283–284 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Behm in der Wikipedia
Johann Behm in Wikidata
GND-Nummer 100046770
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|283|284|Behm, Johannes|Ernst Henke|ADB:Behm, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100046770}}    

Behm: Johann B., lutherischer Theolog, geb. 23. Juni 1578 zu Königsberg, † daselbst 27. April 1648. Nach Studien seit 1596 in seiner Vaterstadt und seit 1600 noch sechs Jahre in Leipzig und Wittenberg unter Leonhard Hutter wurde er 1608 in Wittenberg, wo er Chronologie lehren wollte, von Hutter zum Doctor der Theologie creirt, und bald darauf als außerordentlicher und 1612 als ordentlicher Professor in Königsberg angestellt. Von hier an blieb er unter Johann Sigismund (1608–19) und Georg Wilhelm (1619 bis 1640), anfangs auch noch unter dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, neben seinem noch heftigeren Collegen Myslenta, der eifrigste Bestreiter der Reformirten in dem damals noch polnischen Herzogthum Preußen, und aller der Begünstigungen, durch welche die Kurfürsten diesen eine Stellung neben den Lutheranern dort zu verschaffen suchten. So ließ im Jahre 1614 Johann Sigismund bei seiner Anwesenheit in Königsberg den von ihm bei seinem Uebergange zum reformirten Bekenntniß herangezogenen hessischen Theologen Joh. Crocius nicht nur an seiner Tafel mit B. über die Unterscheidungslehren streiten, sondern er wünschte auch noch eine förmlichere Disputation zwischen beiden durchsetzen zu können, welcher B. aber auswich und sich lieber in Controverspredigten und in Polen anderweitige Hülfe suchte; Crocius’ Schrift „Conversatio Prutencia“ (Berlin 1618 u. ff.) gibt darüber Auskunft. Auch in den Erklärungen des geistlichen Ministeriums gegen die 1617 erschienene „Confessio Sigismundi“ als „wider die Verfassungen dieser Lande“ setzte sich dieser Widerstand fort; ebenso 1618 in einer unter Behm’s Vorsitz gehaltenen Disputation, durch welche die Reformirten als nicht zu den Augsburger Confessions-Verwandten gehörig erwiesen werden sollten. Nachher unter Georg Wilhelm hatte B. mehrmals mit dessen Hofprediger Joh. Bergius (geb. 1587, † 1658), der schon als Joh. Montanus gegen ihn geschrieben hatte, zu streiten, wie im Jahre 1621, wo dieser unerwartet in einer Disputation Behm’s erschien, und 1626, wo B. gegen eine Leichenpredigt von Bergius beim Tode der Kurfürstin wieder Predigten richtete. So sind auch Behm’s Schriften, aufgezählt bei Witten, Mem. theol. 701 ff., meistentheils gegen reformirte Gegner, Bergius u. a. gerichtet. Als nun aber unter dem großen Kurfürsten lutherische Theologen von größerer Mäßigung und Verträglichkeit mit den Reformirten in Königsberg eingeschoben und selbst den [284] alten Eiferern vorgezogen wurden, da wurde auch B. fügsamer gegen die Regierung; statt seines Collegen Myslenta, welcher bereits mit der Mission zum Colloquium nach Thorn 1645 beauftragt war, wurde Behm’s Sohn Michael, geb. 1612 und Professor seit 1640, mit zwei andern gemäßigten Theologen von Königsberg dorthin abgeschickt, und gegen die Irrlehren und die Ernennung des Calixtiners Johann Latermann hatte der ältere B. auch nicht viel mehr einzuwenden, seit dieser sein Schwiegersohn geworden war. Er starb nicht lange nachher, ebenso im Jahre 1650, erst 38 Jahre alt, sein Sohn; aber so groß war und blieb der Zorn Myslenta’s gegen beide, daß er trotz aller kurfürstlichen Gegenbefehle noch während zweier Jahre zu verhindern wußte, daß der jüngere B. ein christliches Begräbniß erhielt.

Witten, Mem. theol. II. S. 694 ff. 761 ff.; Hartknoch, Preußische Kirchenhistorie S. 617. 625 u. s. w.; D. H. Arnoldt’s Historie der Königsb. Universität II. S. 197. 201 u. s. w.