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ADB:Behrends, Peter Wilhelm

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Artikel „Behrends, Peter Wilhelm“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 338–340, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Behrends,_Peter_Wilhelm&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Behrends: Peter Wilhelm B., Theologe und Geschichtsforscher, † 1854, stammte aus einer rechtschaffenen Bürgerfamilie, die ein paar Jahrhunderte lang im braunschweigischen Flecken Kalvörde ansässig gewesen. Er wurde geboren am 27. Juni 1773 in Neuhaldensleben als Sohn eines Bürgers und Brauers Albert Peter B. († am 3. Juli 1791) und seiner zweiten Gemahlin Elisabeth Katharine geborenen Reß († am 19. December 1802), einer Tochter des Pastors W. K. Reß in Uthmöden und Cousin des Wolfenbüttler Propstes J. H. Reß (siehe A. D. B. XXVIII, 249 ff.), die in erster Ehe (1763) an den Brauer und Buchbinder Weber in Neuhaldensleben verheirathet gewesen war. Der Sohn besuchte die Stadtschule zu Neuhaldensleben und bezog am 29. April 1792 die Universität Halle, um sich besonders bei den Professoren [339] Nösselt, Knapp, Güte und A. H. Niemeyer dem Studium der Theologie zu widmen. Michaelis 1794 kehrte er nach Haus zurück und bestand im Juni 1795 in Magdeburg mit Beifall die theologische Prüfung. Nachdem er dann in Neuhaldensleben Privatunterricht ertheilt und seit dem 5. November als Adjunct des Schulcollegiums gewirkt hatte, wurde er im Juni 1796 Rector der Stadtschule zu Oebisfelde. Hier veröffentlichte er die erste Frucht seiner geschichtlichen Studien, für die er von früher Jugend an lebhafte Neigung besessen hatte, eine Beschreibung und Geschichte des Amtsbezirks Oebisfelde (1798). Er zog schon dadurch die Aufmerksamkeit auf sich und wurde bald nachher durch Vermittlung des Kriegsraths Joh. Albr. Dorguth, Kanonikus zu Walbeck, eines Jugendfreundes seines Oheims, für die Pfarre in Volkmarsdorf im Herzogthume Braunschweig präsentirt, mit der die zu Nordsteimke vereinigt war. Nachdem er auch in Wolfenbüttel ein Examen bestanden hatte, wurde er im Juli 1800 in beiden Kirchen eingeführt. Bald nachher verheirathete er sich mit Sophie Dorothee Elisabeth Dransfeld, der Tochter des Pastors Friedr. Alex. Leop. Dr. zu Wegenstedt, mit der er bis zu ihrem Tode († am 27. December 1845) in glücklichster Ehe lebte. Wiederum durch Vermittlung Dorguth’s erhielt B. die Pfarre zu Nordgermersleben im Magdeburgischen, eine Stift Walbecksche Patronatsstelle, die er im Januar 1807 antrat und bis in sein hohes Alter in reichem Segen verwaltete. B. nahm in der Theologie einen milden, versöhnlichen Standpunkt ein, der ihn verschiedene Auffassungen verstehen und würdigen und die Union mit Freuden begrüßen ließ. Dabei verleugnete er nirgends die historische Richtung seines Geistes. Er bemühte sich um eine nach Maßgabe der Verhältnisse würdige Instandsetzung der Gotteshäuser und nahm sich mit Eifer überall der Pfarregistraturen an. Der Einführung der altchristlichen Liturgie und Agende, die vieler Orten lebhaften Widerspruch fand, stimmte er freudig zu; durch seine Schrift über den „Ursprung, den Inhalt und die allgemeine Einführung der neuen Kirchen-Agende für die Hof- und Domkirche in Berlin“ (1823) erwarb er sich den lebhaften Beifall König Friedrich Wilhelm’s III. Auch später (1832) hat er noch eine „Allgemeine altchristlich-evangelische Kirchen-Agende für Pfarrgeistliche“ herausgegeben. Andere theologische Arbeiten erschienen daneben. Mit noch größerem Eifer aber setzte er hier seine geschichtlichen Studien fort. Diese waren zunächst Stadt und Amt Neuhaldensleben gewidmet. 1824–26 erschien in zwei Bänden seine Neuhaldenslebensche Kreischronik, die ihm seine Ernennung zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt eintrug und noch 1890, von seinem Enkel Bernh. Rud. B. neu bearbeitet, in zweiter Auflage erschienen ist. Dann waren seine Forschungen hauptsächlich dem Kloster Ludgeri zugewandt, das er vom Gesundbrunnen bei Helmstedt aus, wo er seit 1820 fast jährlich eine Zeit lang verweilte, oft und gern besuchte. Seinem brennenden Eifer ist besonders die Begründung des Ludgerivereins zu danken, der, Protestanten und Katholiken zu friedlicher Arbeit in erfreulicher Weise vereinigend, an der Stelle, wo Ludger die ersten Christen getauft haben soll, am sog. heiligen Born, am 18. September 1845 ein Denkmal errichtete und eine von B. verfaßte Schrift: „Leben des heiligen Ludgerus“ etc. (1843) veröffentlichte. Als bald nachher der Marburger Theologe Fr. W. Rettberg den Nachweis führte, daß Ludger in jener Gegend gar nicht gewirkt haben könne, suchte B. ihn zwar zu widerlegen. Aber ohne Erfolg; der methodischen Forschung der neuen Zeit war seine Arbeitsweise nicht mehr gewachsen. Aber trotz seiner kritischen Schwäche wollen wir dennoch seiner schriftstellerischen Thätigkeit auch auf diesem Gebiete dankbar gedenken, die vieles zusammentrug und rettete, vieles der wissenschaftlichen Welt erst zugänglich machte und für geschichtliche Fragen in weiten Kreisen Theilnahme weckte und förderte. Am 27. Juni 1846 beging [340] B. unter großartiger Betheiligung von den verschiedensten Seiten die Feier seiner 50jährigen Wirksamkeit. Einige Monate darauf (8. November 1846) wurde ihm sein jüngerer Sohn Franz Eduard als Pfarradjunct cum spe succedendi zur Seite gestellt. Als später das Pfarrhaus für zwei Familien zu klein wurde, zog er mit seiner ältesten Tochter Theodore nach Alvensleben, wo er am 27. October 1854 an Altersschwäche gestorben ist. – Ein Verzeichniß von Behrends’ Schriften findet sich in der „Feier des fünfzigjährigen Amtsjubiläums P. W. Behrends’“ (1847), S. 87 ff.

Vgl. P. W. Behrends’ Geschichte der aus Kalvörde stammenden Familie Behrends (1846), S. 125 ff.