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ADB:Bernoulli, Nikolaus (Jurist)

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Artikel „Bernoulli, Niclaus II.“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 477–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernoulli,_Nikolaus_(Jurist)&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 00:03 Uhr UTC)
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Bernoulli: Niclaus B. II., Mathematiker und Jurist, geb. zu Basel 27. Jan. 1695, † zu St. Petersburg 26. Juli 1726. Aeltester Sohn von Johann B. I., somit Neffe von Jakob B. I., Vetter von Niclaus B. I.. Er war erst wenige Monate alt, als sein Vater nach Gröningen übersiedelte, und dort verlebte er seine ersten zehn Lebensjahre. Schon in frühster Jugend legte er bedeutende Geistesgaben an den Tag. Als achtjähriger Knabe sprach er holländisch, deutsch, französisch und lateinisch. Als er 1711 bereits die Magisterwürde erlangt hatte, studirte er auf den Wunsch seines Vaters Jurisprudenz und erwarb sich dessen Licentiat 1715. Gleichzeitig trieb er aber auch Mathematik und unterrichtete darin seit 1711 seinen jüngeren Bruder Daniel. Im Januar 1716 schrieb Niclaus B. seine erste mathematische Abhandlung über die rechtwinkligen Trajectorien. Johann schickte selbst diesen Aufsatz an die Redaction der „Acta Eruditorum“, in welchen sie auch abgedruckt wurde. Nun durfte Niclaus B. sich auf Reisen begeben. Italien ward sein längster Aufenthalt, wiewol er auch einige Zeit in Paris im Umgang mit de Montmort, Varignon und anderen Gelehrten zubrachte. 1720–1722 verlebte er in Venedig und dessen Umgegend als Lehrer eines dortigen Edelmannes in den mathematischen Wissenschaften. Dann rief ihn sein Vater nach Basel zurück, um sehr gegen seinen eigenen Wunsch in die Bewerbung für eine Rechtsprofessur einzutreten. Die Regel bei Ernennung von Professoren in Basel war damals, daß drei Candidaten gewählt wurden, unter welchen das Loos entscheiden mußte. Niclaus B. [478] wurde als Candidat gewählt, fiel aber beim Loosziehen durch. Im folgenden J. 1723 wurde er als Professor der Jurisprudenz nach Bern berufen und mußte nun doch der Mathematik theilweise entsagen. Da berief 1725 die eben nach einem Plane Peter des Großen ins Leben getretene Akademie in St. Petersburg den jungen B. als ihr Mitglied und zwar mit Nennung des Vornamens Niclaus und näheren Bezeichnungen, welche nur auf Daniel paßten, so daß es zweifelhaft erscheinen konnte, wer von beiden gemeint sei. Das Dilemma wurde dadurch gelöst, daß die Berufung auf beide Brüder ausgedehnt wurde, welche nun auch gemeinsam im Oct. 1725 in der russischen Hauptstadt eintrafen. Sowol das Zusammenleben mit dem zärtlich geliebten Bruder als die Möglichkeit sich jetzt vollständig der Mathematik widmen zu dürfen, sagten ihm sehr zu. Ein Darmgeschwür machte jedoch nach noch nicht einjährigem Aufenthalte in Petersburg seinem Leben ein zu frühzeitiges Ende. Seine mathematischen Leistungen sind vorzugsweise auf dem Gebiete der Integration von Differentialgleichungen zu suchen. Damit und insbesondere mit der riccatischen Gleichung beschäftigt sich auch hauptsächlich ein vierjähriger Briefwechsel (1721–1725) mit Goldbach, dem späteren Collegen an der Petersburger Akademie, welcher in dem zweiten Bande von Fuß, „Correspondance mathématique et physique“ (Petersburg 1843) abgedruckt ist.

Vgl. Daniel Bernoulli in Fuß, Corresp. math. et phys. II. 266–270. Die Gedächtnißrede auf Niclaus B. von Goldbach in dem Tom. II Commentarii Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae (Petersburg 1729). Merian, Die Mathematiker Bernoulli. (Basel 1860.)