Zum Inhalt springen

ADB:Bojanus, Ludwig Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bojanus, Ludwig Heinrich“ von Victor Carus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 84–85, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bojanus,_Ludwig_Heinrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 13:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bohse, August
Band 3 (1876), S. 84–85 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Heinrich von Bojanus in der Wikipedia
Ludwig Heinrich von Bojanus in Wikidata
GND-Nummer 116233346
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|84|85|Bojanus, Ludwig Heinrich|Victor Carus|ADB:Bojanus, Ludwig Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116233346}}    

Bojanus: Ludwig Heinrich B., als russischer Staatsrath geadelt, wurde am 16. Juli 1776 in Buchsweiler im Elsaß geboren; sein Vater war Forstregistrator und ging später als Beamter nach Darmstadt, wo er 1820 starb. B. studirte Medicin in Jena und wurde an seinem Geburtstag 1797 Doctor der Medicin und Chirurgie. Nach einer einjährigen wissenschaftlichen Reise nach Berlin und Wien ließ er sich in Darmstadt als praktischer Arzt nieder und wurde 1801 Mitglied des Collegium medicum. Als der Minister v. Backhaus den Plan gefaßt hatte, eine Thierarzneischule zu errichten, ging B., welcher Director derselben werden sollte, wiederum für anderthalb Jahr auf Reisen, um in Lyon, Alford, England, Hannover, Berlin und Wien die Thierarzneischulen zu besuchen; er verheirathete sich auf dieser Reise in Wien. Im J. 1803 wurde er Medicinalrath; 1806 erhielt er einen Ruf als Professor der Thierarzneischule nach Wilna, welchen er, da sich die Gründung der Veterinäranstalt in Darmstadt inzwischen zu zerschlagen drohte, annahm. 1816 wurde ihm auch die vergleichende Anatomie übergeben; im gleichen Jahre wurde er Collegienrath, 1821 Staatsrath und 1822 Rector der Universität und ihres Schulkreises. Von 1824 fing er zu kränkeln an, zog sich auf den Rath der Aerzte nach Deutschland zurück und starb am 2. April 1827 in Darmstadt. Hatte schon sein Schriftchen „Ueber Zweck und Organisation der Thierarzneischulen“ (Frankfurt [85] a. M. 1803) großes Aufsehen erregt, so wurde sein Buch „Ueber die Seuchen der Haustiere“ (was zuerst polnisch erschien, 1810) für das wichtigste gehalten, was über den Gegenstand erschienen war, und erlebte drei Auflagen (die erste deutsche 1819, die dritte 1830). Am bekanntesten ist wol B. geworden durch seine, G. Cuvier dedicirte, meisterhafte „Anatomie der Schildkröte“ (Wilna 1821), welche lange Zeit ein Muster zootomischer Monographien blieb. Für Bojanus’ Scharfblick und Scharfsinn legen zahlreiche, unter seinem Namen sowie anonym erschienene Aufsätze in der Isis Zeugniß ab, in welcher er theils die Wirbeltheorie des Schädels in wissenschaftlicher Weise auszubilden, theils Materialien zur Lehre von der Entwicklung und den Eihüllen beizubringen, theils das Gebiet der Zootomie und vergleichenden Anatomie mit Thatsachen und gesunder Kritik zu bereichern suchte (Acta Acad. Leop. Car.).