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ADB:Bora, Katharina von

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Artikel „Bora, Katharina von“ von Julius Köstlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 151–152, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bora,_Katharina_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 10:07 Uhr UTC)
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Bora: Katharina von B., Luther’s Gattin, geb. 29. Januar 1499, † 20. December 1552, stammte aus einem meißnischen Geschlechte von altem Adel, das aber damals, wie es scheint, in bescheidenen äußeren Umständen sich befand. Ohne Grund ist die Meinung, daß ihr Geschlecht mit dem schlesischer Herren von Borau oder Bora zusammengehangen habe. Näheres über ihre Eltern und ihren Geburtsort läßt sich nicht feststellen. Sie wurde schon als Kind, 1508 oder 1509, ins Kloster Nimtsch bei Grimma gebracht, wo sie 1515 als Nonne eingesegnet wurde. Hier befand sich damals bereits seit längerer Zeit eine Tante von ihr, die später als „Muhme Lene“ in Luther’s Haus gelebt hat. Als Luther’s Lehre von der Nichtverbindlichkeit und Verwerflichkeit der Mönchsgelübde in ihr Kloster drang, wünschte sie mit einer Anzahl anderer Nonnen aus demselben loszukommen. Neun derselben, worunter Katharina, entflohen, nachdem sie vergebens die Hülfe ihrer Verwandten angerufen, mit dem Beistand des Torgauer Bürgers Leonhard Koppe in der Nacht vor dem auf den 5. April fallenden Osterfeste 1523 und kamen nach Wittenberg. Luther verschaffte hier Katharinen ein Unterkommen im Hause Philipp Reichenbach’s, nachmaligen Stadtschreibers und Bürgermeisters, und suchte seit dem folgenden Jahr sie einem seiner Freunde zu vermählen. Dem Geistlichen Glatz in Orlamünde aber, dem er sie zudachte, war sie so abgeneigt, daß sie in ihrer Noth Luther’s Vertrauten Amsdorf bat, diesen hiervon abzubringen, und ihm bekannte: wenn er selbst oder Luther eine ehrsame Ehe mit ihr eingehen wollte, wäre sie hierzu bereit. Da nahm Luther, der seit dem Frühjahr 1525 an seine eigene Verehelichung zu denken anfing, sie wirklich zur Gattin, indem er, wie er später einmal äußert, sich der Verlassenen erbarmte. Nachdem er seinen Entschluß festgestellt, führte er ihn, um jedes Gerede und Einreden abzuschneiden, plötzlich am 13. Juni aus: er ließ sich vor wenigen Zeugen in seiner Wohnung durch den Wittenberger Stadtpfarrer Bugenhagen mit Katharina (nach dem damaligen Ausdruck) „zusammengeben“, feierte jedoch – wie er sagt, zur öffentlichen Versieglung seines Ehebundes – am 27. Juni auch noch eine solenne Hochzeit vor Gästen von Nah und Fern. Die Heirath wurde so mit Vorbedacht in damals üblicher Form vollzogen, obgleich spätere Gegner dennoch vorgegeben haben, sie sei nie ordentlich geschlossen worden. – Luther war hernach glücklich, „ein fromm, getreu Weib gefunden zu haben, auf welche sich des Mannes Herz verlassen könne“. Aus ihrer Ehe entsprangen drei Söhne und drei Töchter. Katharina zeigte bei treuer Hingabe an Mann und Kinder, redlicher Fürsorge für ihren oft leidenden Gatten und rüstiger Verwaltung eines großen und unruhigen Hauswesens mehr einen kräftigen, als einen weiblich zarten Charakter, und keine hervorragende geistige Bildung, aber gesunden Verstand. Als Hauptfehler hat man ihr Hochmuth und Herrschsucht vorgeworfen; Luther selbst hatte sie deshalb schon vor seiner Verlobung im Verdacht und äußerte auch später offen, daß etwas daran sei. Aber die eheliche Liebe und Eintracht siegte über diesen Zug bei ihr und nicht minder über die seiner eigenen Natur eigene Heftigkeit so, daß auch böswillige Beobachter nie eine Störung ihres ehelichen Verhältnisses wahrnehmen konnten. – Nach Luther’s Tod kamen über sie und ihre Kinder, von denen zwei Mädchen vorher gestorben waren, schwere und demüthigende Sorgen. Luther’s Hinterlassenschaft war an sich nicht unbedeutend; ihr Ertrag reichte aber unter den Drangsalen des schmalkaldischen Kriegs für seine Familie doch nicht aus; die Güter wurden mit Abgaben überlastet; die vom sächsischen Kurfürsten und vom König von Dänemark zugesagten regelmäßigen Unterstützungen gingen nicht ein. Katharina mußte durch Aufnahme von Kostgängern in ihr Haus sich ihr [152] nothdürftiges Auskommen suchen. Während des Krieges flüchtete sie aus Wittenberg, Kopenhagen zu, konnte jedoch bald zurückkehren. Als im J. 1552 die Universität wegen einer Pest nach Torgau wegzog und auch sie mit ihren Kindern dorthin reisen wollte, zog sie sich unterwegs, da die Pferde scheu wurden, durch einen Sprung aus dem Wagen und Fallen in kaltes Wasser eine Krankheit zu, an deren Folgen sie in Torgau am 20. December starb.

Siehe das Material bei F. G. Hofmann, Kath. v. Bora, 1845 (nicht genug kritisch gesichtet), und bei Seidemann in Luther’s Briefen, herausg. v. de Wette etc., B. VI. S. 647 ff., 677 und in Lauterbach’s Tagebuch 1872, S. 162 ff. Anm.; ferner Köstlin, M. Luther, Bd. II. S. 654.