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ADB:Brockhausen, Karl Christian von

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Artikel „Brockhausen, Karl Christian von“ von Julius von Hartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 340–341, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brockhausen,_Karl_Christian_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:17 Uhr UTC)
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Brockhausen: Karl Christian v. B., geb. im J. 1766 auf dem väterlichen Gute Coldemantz bei Greifenberg in Hinterpommern, † 1829. Sein Vater war Major von der Cavallerie, hatte am siebenjährigen Kriege mit Auszeichnung Theil genommen, sich dann auf seine Erbgüter in Hinterpommern zurückgezogen; die Mutter war eine Gräfin v. Küssow und Megow. Im J. 1782 wurde B. aus der Cadettenschule zu Stolp in die zu Berlin überwiesen und dem Minister Grafen Herzberg nahe gebracht, der sich für ihn interessirte und seine Aufnahme in die académie militaire April 1781 veranlaßte, einem Institute, das Friedrich II. zur Heranbildung von Officieren für die höhere militärische oder diplomatische Laufbahn errichtet hatte. B. entsprach ganz den Erwartungen seines Gönners, auf dessen Vorschlag er 1786 vom Könige Friedrich Wilhelm II. bald nach dessen Thronbesteigung zum Legationsrath ernannt wurde. Für die Jahre 1787 und 1788 schickte ihn Herzberg nach Paris und nach dem Haag. Seine eingehenden Berichte, die von den vielseitigsten Berührungen Zeugniß gaben und die französischen Zustände als unaufhaltsam zur Revolution drängend darstellten, überraschten außerordentlich. Die Auflehnung der österreichischen Niederlande gegen die Maßnahmen Josephs II. interessirte den Minister, dessen Lebensaufgabe es gewesen, das Gegengewicht Preußens in den politischen Kriegen mit Oesterreich vollwichtig zu erhalten, ganz vorzugsweise. Er sandte B. an Ort und Stelle, um Beziehungen und Verbindungen anzuknüpfen. Von [341] den Vorgängen gemeinsam berührt, bedurften die Mächte der Tripleallianz des lebendigsten Austausches ihrer Auffassungen; B. ging nach London, verhandelte mit Pitt und förderte mit großem diplomatischem Geschicke die Herzberg’schen Pläne. Mit dem Umschwunge der preußischen Politik, der mit dem Abschlusse des Reichenbacher Vertrages eintrat, und der den früheren Träger derselben bald zum Ausscheiden aus dem Rathe des Königs zwang, wurde auch B. den Brennpunkten der schwebenden Verwickelungen entrückt. Der König schickte ihn im Februar 1791 als Gesandten an den Hof Gustavs III. von Schweden. Er wurde Zeuge von dessen Ermordung. Erst im April 1795 wurde er zurückberufen und als Gesandter nach Dresden bestimmt, wo er über 11 Jahre verblieb. Seinem Einflusse war es wesentlich zuzuschreiben, wenn Sachsen 1806 gemeinsam mit Preußen den Krieg an Frankreich erklärte; er konnte aber allerdings nach der Niederlage von Jena nicht verhindern, daß der Kurfürst Friedrich August gänzlich zum Trabanten Napoleon’s wurde. Sein Geschick, sein Eifer und seine Zuverlässigkeit hatten sich indessen so bewährt, daß er nach dem Tilsiter Frieden zum Staatsminister ernannt und für den unendlich schwierigen Posten eines Gesandten am kaiserl. Hofe in Paris ausersehen wurde. Nachdem er während verhängnißvoller Jahre mit Festigkeit und Würde das Interesse Preußens zu vertreten gesucht hatte, wurde er 1810 zurückberufen. – Den spätern Entwickelungen fremd, fand er nur noch einmal eine diplomatische Verwendung, vom Beginn des Jahres 1814, nach der Reconstituirung Hollands bis 1816, als Gesandter am niederländischen Hofe. Im März 1817 ernannte ihn der König zum Mitgliede des Staatsrathes, in welchem er den Abtheilungen für Handelsangelegenheiten, wie für den Cultus und die Erziehung vorsaß. Er starb 12. Decbr. 1829 zu Berlin. Seine Gattin, eine geborene v. Unruh, war früh verschieden; sein zweiter Sohn, Adolf Freiherr v. B., geb. 10. Sept. 1801, trat in die Fußstapfen des Vaters; war 1824 preußischer Legationssecretär in Stockholm, 1827 Legationsrath und später Geschäftsträger in Wien, 1884 Gesandter in Stockholm, 1842 in Neapel, 1852 in Brüssel und starb unvermählt am 5. Oct. 1858 in Baden-Baden.