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ADB:Burglechner, Matthias

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Artikel „Burglechner, Mathias“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 608–609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Burglechner,_Matthias&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 17:28 Uhr UTC)
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Burglechner: Mathias B., geb. 1573 zu Innsbruck, † 7. Sept. 1642, Sohn des Secretärs der tirolischen Kammer, Mathias B. († 1603). Das Geschlecht der Burglechner (Burglehner) stammte von dem bei Rattenberg gelegenen Hofe, „die Burglehne“ am „Zimmermoos“, der seit Jahrhunderten schon im Besitze der Familie war. 1571 wurde Mathias B. senior mit dem neuen Wappenkleinod bedacht, erhielt 1580 den Rathstitel, die Oberkammersecretärstelle und 1594, 6. Febr., für sich und seine Nachkommen den Adelstand. Sein Sohn machte mit Unterstützung der Regierung die juridischen Studien durch, wurde Doctor der Rechte, nahm eine Anstellung bei der Reichsprocuratur in Speier, kehrte 1598 in die Heimath zurück und trat als siebenter Kammerrath in den Dienst der Tiroler Regierung. Gleich seinen Freunden, den unermüdlichen Forschern in Tirols Landeskunde, Freih. M. Sittich v. Wolkenstein[WS 1] und Jakob A. Freih. v. Brandis (s. o. S. 246) – wandte B. seine den vielen Amtsgeschäften abgerungene Muße der Geschichte zu, vorerst der allgemeinen, dann, in ungleich dankenswertherer Weise, der heimathländischen. Die Frucht seiner universalhistorischen Studien erschien 1602 unter den Titel „Thesaurus historiarum, continens de summis pontificibus, de Imperatoribus Romanorum, de scriptoribus ecclesiasticis et profanis primi et secundi seculi“ – schön ausgestattet, zu Innsbruck bei Joh. Agricola; 2 Thl. in Fol. (565 u. 388 S.). – Dieses Werk, eine Staats-, Kirchen- und Litterargeschichte der ersten zwei Jahrhunderte nach Chr. zeugt jedenfalls von Belesenheit und einem starken kirchlichen Eifer. Ungleich größer ist Burglechner’s Verdienst um Geschichte und Landeskunde Tirols. In dieser Richtung kann nur der Wolkensteiner mit ihm rivalisiren, dessen Autopsie und Freiheit von allen amtlichen und dienstlichen Rücksichten der größern Systematik, Vollständigkeit und officiellen Materialfülle [609] Burglechner’s ein Gegengewicht hält. B. fand auch an dem Regenten Tirols, Erzherzog Max III., einen werkthätigen Gönner, der ihn mit umfassenden Vollmachten und Reisegelde für seine statistischen, chorographischen und archivalischen Forschungen im Lande versah. So konnte B. schon nach drei Jahren den ersten Band seines großen, leider handschriftlich gebliebenen Werkes, „Der tirolische Adler“ betitelt, dem Erzherzoge überreichen. Er erhielt dafür 2000 fl. Ehrensold und arbeitete rüstig weiter, trotz der gehäuften dienstlichen Pflichten als Kanzler (s. 6. Juni 1612), Kammerprocurator etc. Auch als Erzherzog Max 1618 starb, fand B. an dessen Nachfolger, Erzherzog Leopold, einen geneigten Fürsten, dem er auch 1619 sein Werk widmete. B. starb 7. Sept. 1642 mit Hinterlassung dreier Söhne und des großen handschriftlichen Werkes, einer bleibend wichtigen Fundgrube der Geschichte und Landeskunde Tirols, von welcher Franz A. Freih. v. Brandis in seinem Buche „Des tirolischen Adlers immergrünendes Ehrenkräntzl“ die Bemerkung macht: „Den andern (Teil) von den fürstlichen Stifften und löblichen Landständen handleten Thail dises Buechs belangend, hat der Woledl Herr Mathias Burcklechner etc. … aus landsfürstlichen Befelch mit grosser Mühe vnd Vnkosten von Orth zu Orth wanderent alle alte schriftliche Vrkundten vnd Beweißthumben durchsuecht vnd solicher gestalt alles was von Clöstern, Stätt, Marckt, Gericht, Schlösser und Adlsitz merckwürdiges befindlich war in ain überauß große Verfassung (die in Landfürstlichen Archivo oder Schrifftenbehaltnuß zu Insprugg noch vorhanden) vnder dem Titl des Tirolischen Adlers zusammengetragen.“ Das Original in 12 starken Bänden befindet sich gegenwärtig im Wiener H. Hof- und Staatsarchiv; eine sorgfältige Abschrift im Innsbrucker Museum Ferdinandeum. Das ganze zerfällt in vier Abtheilungen, wovon jede wieder in Bücher gegliedert ist. Die zehn Bücher der I. Abtheilung behandeln das Land Tirol nach seinen Grenzen, chorographisch-statistischen Verhältnissen; das 11. Buch bespricht die Landesreligion, in streng orthodoxer Weise, das 12. die Landesordnungen, das 13.–17. die Geschichte Tirols im allgemeinen und besondern (Trient, Brixen, deutscher Orden). Im Nachtrage wird Erzherzog Maximilians Leben und Tiroler Regierung (1602–1618) geschildert. Die II. Abtheilung, den vier Ständen Tirols gewidmet, enthält in fünf Büchern die allgemeine und Specialgeschichte des heimathlichen Ständewesens; die III. Abtheilung beschreibt alle Schlösser, Adelsitze und gefreiten Häuser bis 1609, die IV. endlich umfaßt in der einen Hälfte: Rechtsbeweise und Actenstücke über die Jurisdiction der Habsburger in den drei Bünden[WS 2]; in der zweiten: Erörterungen der habsburgisch-tirolischen Grenz- und Nachbar-Rechte.

S. Dr. Jos. Egger, Die ältesten Geschichtschreiber, Geographen und Alterthumsforscher Tirols, im Programm der Innsbrucker O.Realschule. Innsbruck 1867, bei Wagner, im Sep.Abdr. 4°. 62 S. (S. 24–43).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marx Sittich von Wolkenstein (1563–1620), Verfasser einer Chronik Tirols in 14 Büchern.
  2. Vorlage: Bänden