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ADB:Bäumer, Suitbert

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Artikel „Bäumer, Suitbert“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 257–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%A4umer,_Suitbert&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 01:55 Uhr UTC)
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Bäumer: Suitbert B., Benedictiner, geboren am 28. März 1845 auf Haus Leuchtenberg bei Kaiserswerth am Niederrhein, † am 12. August 1894 zu Freiburg i. B. Sein Taufname war Johann Adolf. Er besuchte das Gymnasium in Düsseldorf und studirte dann in Bonn und Tübingen zuerst Rechtswissenschaft, nachher Theologie. Von Tübingen aus lernte er auf einer Reise das Kloster Beuron kennen, das erst vor wenigen Jahren gegründet war und damals erst sechs Mönche zählte. Hier entschloß er sich zum Eintritt in den Benedictinerorden und wurde am 5. Januar 1865 in Beuron als Novize eingekleidet, wobei er den Klosternamen Suitbert erhielt. Am 5. October 1866 legte er die Ordensgelübde ab, empfing am 3. Juni 1869 die Priesterweihe und wurde dann im Kloster als Bibliothekar und als Lector für Kirchenrecht und Exegese beschäftigt. Im J. 1875 begab sich B., als infolge des Culturkampfs die Mönche von Beuron zur Auswanderung genöthigt waren, in das neugegründete Kloster Maredsous in Belgien; einige Zeit hielt er sich auch in England auf als Subprior zu Erdington bei Birmingham, von wo er als solcher wieder nach Maredsous zurückberufen wurde. Hier gab er sich mit Eifer liturgischen und patristischen Studien hin und leitete als gelehrter Beistand der liturgischen Druckerei von Desclée in Tournay die Drucklegung der dort erschienenen Ausgaben des Römischen Breviers (1882) und des Benedictiner-Breviers (Breviarium monasticum, 1884), des Missale und des Rituale und einer neuen Ausgabe der Vulgata (1885). Im J. 1890 kehrte er nach Beuron zurück, ebenfalls in der Stellung des Subpriors, wo er aber schon nach wenigen Jahren seiner Thätigkeit entrissen werden sollte. Im Frühjahr 1894 erkrankte er schwer, nach Vollendung seiner „Geschichte des Breviers“, da ein ererbtes Herzleiden durch die fortgesetzte Ueberanstrengung acut geworden war; nach eingetretener Besserung wurde er zur völligen Herstellung seiner Gesundheit in das Haus der Barmherzigen Schwestern nach Heitersheim bei Freiburg gesandt, von dort nach Eintritt eines heftigen Rückfalles in das Mutterhaus derselben nach Freiburg gebracht, wo er sein schmerzhaftes Leiden mit großer Geduld ertrug und am 12. August 1894 starb. Sein Leib ruht in der Klostergruft zu Beuron. – Die litterarische Thätigkeit P. Bäumer’s beginnt mit der aus den Vorarbeiten zur Ausgabe des Römischen Breviers hervorgegangenen, den kritischen Apparat bietenden Schrift: „Breviarii Romani editio nova Tornacensis 1882, collata Vaticanae Urbano Papa VIII. evulgatae 1632“ (Tournay 1882). Seine übrige sehr reichhaltige litterarische Thätigkeit, die in die Jahre 1886–1894 fällt, bewegt sich größtentheils auf liturgischem Gebiete, und zwar zunächst auf dem der Geschichte des Breviers, auf welchem Gebiete er in umfassendster Weise die ganze Litteratur beherrschte, wie er sich auch aus der Durchforschung von deutschen und ausländischen Bibliotheken und ihren handschriftlichen Schätzen ein großes Material gesammelt hatte. Nach einer Reihe von Vorarbeiten, die in verschiedenen Zeitschriften erschienen waren („Ein Beitrag zur Erklärung von Litaniae und Missae in Capp. 9–17 der heiligen Regel“, Studien u. Mittheilungen aus dem Ben.-Orden, 1886, II, S. 285–294; „Einfluß der Regel des h. B. Benedict auf die Entwicklung des römischen Breviers“, Studien u. Mittheilungen 1887, S. 1–18, 157–175; „Laudes und Vesper“, Katholik 1887, I, S. 384–404; 1888, I, S. 166–183, 297–312, 400–416; „De officii seu cursus Romani origine“. Studien u. Mittheilungen 1889, S. 364 bis 397; „Zur Geschichte des Breviers“, Katholik 1889, I, S. 390–411, 513–534, 617–642; 1890, II, S. 385–408, 511–528; 1891, I, S. 53 [258] bis 69, 139–148; II, S. 314–332, 413–433, 528–550), arbeitete er endlich als Frucht seiner langjährigen Studien das umfassende und umfangreiche Werk aus: „Geschichte des Breviers. Versuch einer quellenmäßigen Darstellung der Entwicklung des altkirchlichen und des römischen Officiums bis auf unsere Tage“ (Freiburg i. B. 1895), dessen Erscheinen er nicht mehr erlebte. Von anderen liturgischen Arbeiten sind zu nennen: „Das Fest der Geburt des Herrn in der altchristlichen Liturgie. Epiphanie oder Weihnachten?“ (Katholik 1890, I, S. 1–25); „Blick auf die Geschichte der Liturgie und deren Literatur im 19. Jahrhundert“ (Histor. Jahrbuch 1890, S. 44–76); „Das Stowe-Missale aufs neue untersucht“ (Zeitschr. f. kath. Theologie 1892, S. 446–490); „Ueber das sogenannte Sacramentarium Gelasianum“ (Histor. Jahrbuch 1893, S. 241 bis 301); „Der Micrologus ein Werk Bernold’s von Konstanz“ (Neues Archiv d. Gesellsch. f. ält. deutsche Geschichtskunde, 1893, S. 429–446); dazu eine Anzahl von Artikeln im Freiburger Kirchen-Lexikon, davon die umfangreicheren: „Hymnus“ (VI. 519–552); „Kirchensprache oder liturgische Sprache“ (VII, 638–668); „Kreuz“ (VII, 1054–1088). Andere Arbeiten sind der Geschichte seines Ordens gewidmet, darunter besonders die Monographie: „Johannes Mabillon. Ein Lebens- und Literaturbild aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert“ (Augsburg 1892); zuvor im ersten Entwurf in einer Reihe von Artikeln in den Historisch-politischen Blättern mitgetheilt (Bd. 105 u. 106, 1890). Dahin gehören weiter die Aufsätze: „Die Cluniacenser im 10., 11. u. 12. Jahrhundert“ (Hist.-polit. Blätter, Bd. 103, 1889, S. 337–352; 420–442); „Bedeutung der Klosterreform von Cluny“ (Hist.-polit. Blätter, Bd. 103, S. 489–508; vgl. auch seinen Artikel: „Hugo der Große, Abt von Clugny“, im Kirchen-Lexikon, 2. Aufl., VII, 372–382); „Die Benedictiner-Martyrer in England unter Heinrich VIII.“ (Studien u. Mittheilungen 1887, S. 502–531; 1888, S. 22–38, 213–234); „Der Klostersturm in England unter Heinrich VIII.“ (Zeitschr. f. kath. Theologie 1889, S. 461–505). Der unter den Protestanten entbrannte Streit um das Apostolicum veranlaßte die zuerst für den „Katholik“ bestimmte, wegen des größeren Umfangs aber als Buch veröffentlichte Schrift: „Das Apostolische Glaubensbekenntniß. Seine Geschichte und sein Inhalt“ (Mainz 1893). Weitere größere litterarische Pläne, eine Bearbeitung der vom Papste ausgeschriebenen Preisaufgabe über die Thätigkeit Gregor’s des Großen für die Liturgie, und eine seit Jahren geplante Geschichte der theologischen Litteratur, konnte er nicht mehr zur Ausführung bringen. Zahlreiche Recensionen schrieb er auch für den Literarischen Handweiser und die Literarische Rundschau.

Bruno Albers in den Studien und Mittheilungen aus dem Ben.-Orden, 1894, S. 721 f. Katholik 1894, II, S. 208–210. – Nep. Ganter im Literarischen Handweiser 1894, S. 345–350. – Lebensbild vor der Geschichte des Breviers, S. XIII–XX. – Ursmer Berlière in der Revue Bénédictine 1894, p. 481–499. – (Porträt vor der Gesch. d. Breviers.)