ADB:Callenbach, Franz
[1] in der zweiten Hälfte des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts, von dessen näheren Verhältnissen jedoch durchaus nichts bekannt ist, doch scheint er im südlichen oder südwestlichen Deutschland gelebt zu haben. Er schrieb mehrere dramatische Satiren oder Komödien, wie sie ehemals auf den Jesuitentheatern gegeben wurden, untermengt mit lateinischen Versen und zahlreichen Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten, in denen er die Gebrechen seiner Zeit im Staate, in der Kirche, der Gelehrsamkeit und dem gemeinen Leben durchzieht, aber in einer groben und plumpen Sprache. Gleichwol verrathen diese Sittengemälde eine genaue Welt- und Menschenkenntniß und große Lebendigkeit, so daß sie einen getreuen Spiegel der Ausartung und Uebertreibung in den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen gewähren und deshalb und da sie zugleich den vollkommensten Gegensatz zu den geschraubten und vornehmthuenden Schriften des protestantischen Nordens jener Periode bilden, in mehr als einer Hinsicht merkwürdig und wichtig sind. Die Titel einiger dieser Schriften, welche sämmtlich (8 an der Zahl), anonym und ohne Angabe des Druckortes erschienen, sind: „Quasi sive Mundus quasificatus. Gedruckt in der Quasi-Welt“ o. O. 1714. 6 Theile. 8. „Quasi vero, der hinckende Bott hat sich wohl“, o. O. 1715. 4. „Puer centum annorum“, o. O. und J. 8.
Callenbach: Franz C., ein Jesuit und satirischer Schriftsteller- Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten. O. L. B. Wolff, Encyklopädie der deutschen Nationallitt. II. S. 1–3.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 707. Z. 26 v. u.: Ueber den Jesuiten Franz Callenbach ist neuerdings von Dr. R. Dammert eine Monographie erschienen, welche ihn cultur- und litterarhistorisch behandelt, seine Biographie und Bibliographie bringt (1903); zu beziehen durch Troemer’s Univ.-Buchhandlung, Freiburg i. Br. [Bd. 55, S. 889]