Zum Inhalt springen

ADB:Cerf, Raphael Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Cerf, Karl Friedrich“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 89–90, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cerf,_Raphael_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 22:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ceratinus, Jakob
Band 4 (1876), S. 89–90 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Friedrich Cerf in der Wikipedia
Karl Friedrich Cerf in Wikidata
GND-Nummer 116480262
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|89|90|Cerf, Karl Friedrich|Joseph Kürschner|ADB:Cerf, Raphael Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116480262}}    

Cerf: Karl Friedrich C., Schauspieldirector, geb. 1782 zu Unterreißheim a. M., † am 6. November 1845. Jüdischer Abkunft, „pfiffiger“ als [90] gebildet und von einem immer regen Unternehmungsgeist getrieben, wurde er schon in seinem siebzehnten Jahre der Ernährer seiner Familie, schwang sich, nachdem er längere Zeit den Pferdehandel betrieben und von 1802–1811 seinen Aufenthalt in Dessau genommen hatte, zum Oberkriegscommissär empor, als welcher er sich unter dem Commando des Grafen von Wittgenstein, Generals in der russischen Armee, an dem Feldzuge v. 1813–1815 betheiligte. Für bewiesene Unerschrockenheit und Pflichttreue vom Kaiser Alexander mit der großen goldenen Medaille decorirt, ließ er sich nunmehr in Berlin nieder und erhielt vom König Fried. Wilh. III. „für sich und seine Leibeserben“ die nachgesuchte Concession zur Errichtung eines zweiten Theaters daselbst. Nicht im Besitz der zu einem solchen Unternehmen erforderlichen Mittel übertrug er seine Rechte vorläufig einer Actiengesellschaft, die den Bau des „königstädtischen Theaters“ wie auch dessen artistische Leitung übernahm, aber durch die Ungunst der Verhältnisse sich veranlaßt sah, ihre Thätigkeit, noch nicht 5 Jahre nach der Eröffnung (4. Aug. 1824) wieder zu beschließen. C., der hierauf die alleinige Direction übernahm, wurde vom König theilweise von den drückenden Bestimmungen befreit, die seinen Vorgängern im Interesse des Hoftheaters auferlegt worden waren, auch mit reichlich fließenden Subventionen bedacht, aber trotzdem erreichte die ihm unterstehende Kunstanstalt ihr eigentliches Ziel: Volkstheater zu werden, nie. Hatte die Oper früher dominirt, so wurde ihr auch jetzt, neben Lustspielen und Localpossen, eine hervorragende Stellung eingeräumt. Der Erfolg eines Bühnenstückes war für C. maßgebender, als dessen innerer Werth, den er – fast der dürftigsten Elementarkenntnisse baar – ohnehin nicht zu erkennen vermochte. Cerf’s Bedeutung liegt hauptsächlich darin: daß er durch seine Unternehmung neuen Richtungen den Weg bahnte und das Hoftheater durch Concurrenz vor dem Stillstand bewahrte. Beide Verdienste, unbewußt geübt, wurden ihm von Friedr. Wilh. III. durch Ernennung zum kgl. Commissionsrath und Verleihung des rothen Adlerordens über Gebühr gelohnt. Bei nicht zu verkennender Güte des Herzens, war er als Mensch doch roh, taktlos und namentlich gegen seine Untergebenen anmaßend. – Cerf’s Sohn, Rudolf, ist der Begründer des Victoriatheaters zu Berlin.

Nekrol. v. Friedr. Adami in Wolf’s Almanach 1846 S. 134 ff.