ADB:Clossius, Karl Friedrich

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Artikel „Clossius, Karl Friedrich“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 343, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Clossius,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 12:52 Uhr UTC)
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Clossius: Karl Friedrich C., Sohn von Johann Friedrich C., Arzt, 1768 in Hanau geboren, erhielt, nachdem er 1792 in Marburg die medicinische Doctorwürde erlangt hatte, einen Ruf als Prof. extraord. der Medicin nach Tübingen, wurde 1795 zum Prof. ord. daselbst ernannt, starb aber schon am 10. Mai 1797. – Trotz der kurzen Spanne Zeit, welche C. für wissenschaftliche Leistungen gegönnt war, hat er eine größere Zahl von Arbeiten hinterlassen, welche sprechende Beweise für die tüchtige Ausbildung und die Selbständigkeit im Urtheile des Verfassers abgeben. Sein kritisches Talent bekundete sich bereits in der von ihm gelieferten Inaugural-Dissertation und der sich an dieselbe anschließenden Habilitationsschrift, welche die Frage vom Seitensteinschnitte nach eigenen Beobachtungen behandeln („Tract. de ductoribus cultri lithotomi sulcatis“ und „Analecta quaedam ad method. lithotomiae Celsianam“, 1792); sodann lieferte er eine gute Kritik der Lehre von der Irritabilität und Sensibilität („Anmerkungen über die Lehre etc.“, 1794), besonders gegen Metzger gerichtet, in welcher C., mit Verwerfung jeder metaphysischen Speculation über Lebenskraft behufs Beseitigung des mit jener Lehre Haller’s gesetzten Dualismus, nachweist, daß beide vitale Erscheinungen nicht Principien, sondern Functionen und als solche an die Thätigkeit eines Organs (des Nervensystems) geknüpft sind. Seine Arbeit über „Die Lustseuche“, 1797, gehört zu den besten Schriften jener Zeit über diesen Gegenstand; C. ist einer der ersten, welcher gegen Girtanner, Gruner u. a. behaupteten, die Syphilis sei gegen Ende des 15. Jahrh. weder nach Europa eingeschleppt worden, noch daselbst autochthon entstanden, sondern habe von jeher geherrscht, er ist, nach Balfour, der erste, welcher Trippergift und syphilitisches Gift als absolut differente Krankheitsstoffe bezeichnet etc.; außerdem hat C. eine kleine Gelegenheitsschrift über die „Indicationen zur Durchbohrung des Brustbeines“ (1795, deutsch 1799) und eine Arbeit „Ueber die Krankheiten der Knochen“ verfaßt, welche erst nach seinem Tode (1798) erschienen ist und als Lehrbuch für seine chirurgischen Vorlesungen dienen sollte; Beweis der Vielseitigkeit Clossius’ gibt der Umstand, daß er seit 1795 auch Vorlesungen über Geburtshülfe gehalten hat.