ADB:Colloredo-Mannsfeld, Franz de Paula Gundaker Fürst von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Colloredo-Mannsfeld, Franz de Paula Gundaker Fürst von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 413–414, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Colloredo-Mannsfeld,_Franz_de_Paula_Gundaker_F%C3%BCrst_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 4 (1876), S. 413–414 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz de Paula Gundaker von Colloredo-Mannsfeld in der Wikipedia
Franz de Paula Gundaker von Colloredo-Mannsfeld in Wikidata
GND-Nummer 116654813
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|413|414|Colloredo-Mannsfeld, Franz de Paula Gundaker Fürst von|Anton Victor Felgel|ADB:Colloredo-Mannsfeld, Franz de Paula Gundaker Fürst von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116654813}}    

Colloredo-Mannsfeld: Franz de Paula Gundaker I., Fürst v. C., geb. 28. Mai 1731, ältester Sohn des Fürsten Rudolf Joseph (geb. 6. Juli 1706, † 1. Nov. 1788), der erste, auf den die Fürstenwürde nach dem Rechte der Erstgeburt überging. Mit nicht gewöhnlichen Fähigkeiten begabt, wurde er für die diplomatische Laufbahn erzogen. Frühzeitig legte er eine glückliche Fähigkeit für Geschäfte an den Tag, und schon am 31. Januar 1753 erfolgte seine Ernennung zum Reichshofrath. Der Kaiser betraute ihn mit verschiedenen Aufträgen, namentlich bei Wahlgeschäften geistlicher Reichsfürsten. Der Eichstädtischen Bischofswahl wohnte er im Jahre 1757 als kaiserlicher Commissär bei. Drei Jahre später wird er mit der Botschaft von der Vermählung des Erzherzogs Joseph mit der Infantin von Parma an den französischen Hof gesandt. Im J. 1763 finden wir ihn als kaiserlichen Commissär bei der Wormser Bischofswahl. Aus Frankfurt bringt er im nächsten Jahre die Nachricht von der erfolgten Wahl Josephs II. zum deutschen Kaiser an Maria Theresia und die in Wien zurückgebliebene kaiserliche Familie. In der Folge wurde er kaiserlicher [414] Commissär am sächsischen Hofe und am 1. Juni 1766 legte er den Eid als geheimer Rath ab. Das Jahr 1767 brachte ihn als Botschafter an den spanischen Hof. Dort hatte er Gelegenheit, seinen diplomatischen Takt bei den nach dem Tode der Erzherzogin Josepha (geb. 19. März 1751, † 15. October 1767) beginnenden Verhandlungen zu zeigen, die zur Vermählung der Erzherzogin Caroline mit Ferdinand IV. von Neapel führten. Vom spanischen Hofe abberufen, verließ er im April 1770 Madrid und begab sich nach Wien. Zu Anfang des J. 1771 vermählte er sich mit Maria Isabella Anna Ludmilla, Reichsgräfin von Mannsfeld und fügte nach dem Tode ihres Halbbruders, des letzten Fürsten v. Mannsfeld, seinem Namen den seiner Gemahlin bei. Durch Verleihung des goldenen Vließes ausgezeichnet (1772), stand er als erster kaiserlicher Commissär der damaligen Visitation des Reichskammergerichtes zu Wetzlar bis zu deren Beendigung vor. Am 1. November 1788 folgte er seinem Vater im Besitze der Herrschaften in Böhmen und Oesterreich, und wurde am 24. Dec. desselben Jahres zum Reichsvicekanzler präsentirt. Er legte am 6. Jan. 1789 den Eid ab und wurde am selben Tage bei der Reichskanzlei vorgestellt. Seine Wirksamkeit als Reichsvicekanzler wird gar verschieden und zwar meistens sehr abfällig beurtheilt. Dem von außen übermächtig andringenden Reichsfeinde, den centrifugalen Sonderbestrebungen der Reichsglieder gegenüber, war C. allerdings außer Stande, der einreißenden Zersetzung des römisch-deutschen Reichskörpers Einhalt zu thun. Unbestritten aber ist die große Redlichkeit und Vaterlandsliebe, mit der bis in sein hohes Greisenalter der letzte Reichsvicekanzler seinem mühseligen, sorgenvollen Berufe oblag, bis mit dem Aufhören des römisch-deutschen Reiches auch die von ihm verwaltete Würde erlosch – am 6. August 1806. Den Rest seines Lebens verbrachte er – ganz von öffentlichen Geschäften zurückgezogen – auf seinen Gütern, geehrt von Allen, die im persönlichen Umgange mit ihm seine liebenswürdigen Gaben des Geistes und Herzens schätzen lernen konnten. Künste und Wissenschaften fanden bei ihm wohlwollenden Schutz und Ermunterung. Seine Gerechtigkeitsliebe, sein gerader, offener Charakter werden gerühmt. Den Glanz seines Hauses mehrte und erhöhte er; sein Einkommen betrug jährlich 400000 Gulden. Von körperlichen Leiden geschwächt, starb er zu Wien am 27. Oct. 1807 als 76jähriger Greis. Seine Gemahlin war schon am 21. Oct. 1794 gestorben.

Wurzbach, l. c. Crollalanza, Memorie storico-geneal. della stirpe Waldsee etc.