ADB:Colloredo-Waldsee, Franz Graf von

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Artikel „Colloredo-Waldsee, Franz Graf von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 414–415, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Colloredo-Waldsee,_Franz_Graf_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:01 Uhr UTC)
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Colloredo-Waldsee: Franz de Paula Karl, Reichsgraf v. C., geb. in Wien 23. Mai 1736, Sohn des Grafen Camillo (geb. 17. Sept. 1712, † 21. Dec. 1797) und der Maria Franziska, Gräfin von Wolfsthal († 22. Oct. 1778). Am 19. April 1762 feierte er seine Vermählung mit Maria Eleonora, Gräfin von Wrbna (geb. 2. Januar 1740). Die wichtigen Aemter, die er in der Folge am Wiener Hofe bekleidete, verdankte er nicht minder seinen bedeutenden Fähigkeiten als seiner Geburt. Anfänglich niederösterreichischer Regierungsrath, wurde er später, 1772, Erzieher (Ajo) und Obersthofmeister des Erzherzogs Franz in Florenz. Kaiser Joseph II. ernannte ihn zum wirklichen geheimen Rathe und zeichnete ihn im Jahre 1790 durch Verleihung des goldenen Vließes aus. Als Kaiser Franz im Jahre 1792 den Thron bestieg, ernannte er sogleich seinen früheren Erzieher C. zu seinem geheimen Cabinets und Conferenz-Minister und erneuerte dessen geheime Rathswürde am 21. Sept. 1793. 1796 ernannte er ihn auch zum Oberstkämmerer. Colloredo’s Stimme war maßgebend im Staats- und Conferenzrath, er besaß das vollste Vertrauen seines kaiserlichen Herrn. Als nach dem Luneviller Friedensschluß Freiherr v. Thugut von der Leitung der auswärtigen Geschäfte zurückgetreten und die Staatskanzlei [415] mit dem geheimen Cabinete vereinigt worden war – im J. 1800 – wurde dem Grafen Ludwig Cobenzl die Leitung der auswärtigen Geschäfte und der geheimen Hof- und Staatskanzlei in Verbindung mit dem kaiserlichen Cabinete und im Einverständnisse mit dem geheimen Cabinets und Conferenzminister C. übertragen. Im September 1801 ordnete der Kaiser ausdrücklich an, daß C. als Cabinetsminister die Oberleitung der auswärtigen Angelegenheiten zu übernehmen habe. Der Vicekanzler Graf Ludwig Cobenzl sollte die einlaufenden Sachen lesen, mit den fremden Ministern sprechen. Wichtigere Geschäfte hatte Cobenzl stets der Entscheidung des Cabinetsministers C. zu unterbreiten, der auch die Hauptausfertigungen mit zu unterzeichnen hatte. An C. waren die Berichte der Gesandten zu adressiren, ihm war auch das ganze Departement und Personal der Staatskanzlei untergeben. Unter den allerschwierigsten Verhältnissen übernahm C. die Oberleitung der Staatsgeschäfte in Oesterreich. Den Stürmen, die Europa in jener Zeit der bittersten Prüfungen zumal für Deutschland und Oesterreich durchtobten, einem übermächtigen, völlig rücksichtslos vorgehenden Gegner wie Napoleon – war er nicht gewachsen. Er war in zweiter Ehe vermählt mit Victoria, Gräfin v. Folliot-Crenneville. Dem Einflusse dieser vielbegabten, geistreichen Frau wird größtentheils zugeschrieben, daß Oesterreich der im April 1805 zwischen Rußland und England verhandelten Coalition gegen Frankreich im August desselben Jahres beitrat. Der Haß, womit Napoleon den Cabinetsminister C. verfolgte, darf wol als ehrenvolles Zeugniß seiner Befähigung und seiner regen Vaterlandsgefühle gelten. Französische Intriguen verdrängten ihn zwar nicht aus dem Vertrauen seines kaiserlichen Herrn, jedoch von seinem Posten. Schon im November 1805 entfernte er sich vom kaiserlichen Hoflager und verfügte sich nach Ungarn. Alle von ihm bisher bekleideten Stellen und Aemter legte er dem Kaiser zu Füßen. Noch im selben Jahre nahm der Kaiser die erbetene Entlassung an. C. hielt sich fortan gänzlich von öffentlichen Geschäften zurück. Das Vertrauen, die Gunst seines kaiserlichen Herrn und Freundes blieb ihm. Er überlebte nicht lange die unglücklichen Tage von Ulm und Austerlitz. Bald darauf starb er in Wien am 10. März 1806. Seine Wittwe vermählte sich mit dem Prinzen von Lothringen-Lambesc und starb 15. October 1845.

Crollalanza l. c.