ADB:Crome, August Friedrich Wilhelm

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Artikel „Crome, August Friedrich Wilhelm“ von Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 606–607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crome,_August_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 10:59 Uhr UTC)
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Crome: August Friedrich Wilhelm C. ist zu Sengwarden in der oldenburgischen Herrschaft Kniphausen am 6. Aug. 1753 geboren, wo sein Vater Johann Friedrich C. von 1752–1804 der erste Geistliche war und in einem Alter von 81 Jahren starb, seine Mutter war eine geborne Büsching. Er war das dritte Kind der mit 20 Kindern gesegneten Ehe. Sorgfältig vom Vater erzogen, besuchte er 1772 die Universität Halle um Theologie zu studiren und genoß dort den Unterricht von Semler, Nösselt, Gruner und Andern, schloß Freundschaft mit dem nachherigen Generalsuperintendenten zu Gotha Löffler, Professor Stuve in Braunschweig, Professor Lieberkühn in Breslau u. A.; schon 1774 wurde C. durch seinen Verwandten, den Oberconsistorialrath Büsching nach Berlin gerufen, um die Stelle eines Erziehers im Hause des Generals v. Holtzendorf anzunehmen, auch machte er sein theologisches Examen daselbst. Nach einigen Jahren trat er die Stelle eines Erziehers bei Karl Alexander v. Bismarck auf Schönhausen an, woselbst er bis 1778 blieb, dann aber durch seinen Landsmann Professor Wolke an das Basedow’sche Philanthropin zu Dessau als Lehrer der Geographie und Geschichte gezogen wurde. In dieser Stellung blieb er bis 1783, von wo an er bis 1786 Instructor des [607] 16jährigen Erbprinzen von Dessau[WS 1] ward und dann einen Ruf als ordentlicher Professor der Statistik und Cameralwissenschaften an der Universität Gießen annahm. In dieser Stellung blieb er, natürlich mit den verschiedenen Rangerhöhungen und Orden bedacht (er war zuletzt Geheimrath) fast seine ganze Lebenszeit bis zum Jubelfest seines 50jährigen Lehramts am 26. März 1829, legte 1831 sein Amt nieder und starb 11. Juni 1833 zu Rödelheim bei Frankfurt. Von seinem Fürsten wurde er vielfach mit diplomatischen Sendungen beauftragt und kam so mit manchem berühmten Manne in nähere Verbindung, ja der Kaiser Leopold II. übertrug ihm die Uebersetzung des damals Epoche machenden, von Leopold selbst herausgegebenen Werkes „Il governo della Toscana“. Die meisten Schriften Crome’s (es sind deren über dreißig) beschäftigen sich mit der Statistik und Cameralistik; sie haben im ganzen nur noch einen historischen Werth, doch ist seine Productenkarte Europa’s (1782, 1783, 1785, 1804) auch jetzt noch sehr brauchbar. In dem Buche: „Ueber die Culturverhältnisse der europäischen Staaten“ (1792), das dann später vermehrt[WS 2] unter verändertem Titel erschien, war eine Verhältnißkarte gegeben, in welcher durch Quadrate der Flächeninhalt der Länder und deren Bevölkerung angegeben war, eine damals ganz neue Idee und dem Dessauischen Philanthropin entsprungen, wo man beim Unterricht alles zu versinnlichen und anschaulich zu machen suchte. Diese Karte, die ins Französische, Holländische und Englische übersetzt wurde, hat vorzüglich Crome’s Ruf als Statistiker begründet und in gutem Andenken erhalten und ihn den Bahnbrechern dieser neuen Wissenschaft zugezählt. Obgleich sich von politischen Dingen fern haltend und nur seinem Amte und gelehrten Studien lebend, ward er gegen seinen Willen durch eine unter seinem Namen erschienene Schrift: „Krise und Rettung von Deutschland“, die gleich nach der Schlacht von Lützen im Mai 1813 erschien, in politisches Gezänk verflochten, denn die Schrift war nur im Geiste des damaligen rheinischen Bundes geschrieben, ehe und bevor Oesterreich und Baiern sich gegen Frankreich erklärten. Die Wogen des Volksgefühls gingen bereits hoch und nur mit Mühe konnte Crome’s Schrift „Ueber Deutschland’s und Europa’s Staats- und National-Interesse bei und nach dem Congresse zu Wien“, Germanien 1814, vermehrt 1817, die Stürme besänftigen. Mag C. auch kein weitsehender Politiker gewesen sein, ein guter Statistiker und Cameralist war er doch, wie sein letztes Hauptwerk: „Geographisch-statistische Darstellung der Staatskräfte von den sämmtlichen, zu dem teutschen Staatenbunde gehörigen Ländern“ (Leipzig 1820–28, 4 Bde.) beweist.

Crome (A. F. W.), Selbstbiographie. Stuttgart 1833. Strieder’s Hess. Gel. und Schriftst.-Geschichte. Scriba, Hess. Schrift.-Lex. N. Nekrolog 1833 Thl. I. S. 427.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich von Anhalt-Dessau (* 27. Dezember 1769 in Dessau; † 27. Mai 1814 ebenda) aus dem Haus der Askanier war Erbprinz des Fürstentums Anhalt-Dessau; er starb drei Jahre vor seinem Vater, Leopold III. Friedrich Franz.
  2. Vorlage: vermehr