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ADB:Czerwenka, Bernhard Franz

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Artikel „Czerwenka, Bernhard Franz“ von Hermann Dechent in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 606–607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Czerwenka,_Bernhard_Franz&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:17 Uhr UTC)
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Czerwenka: Bernhard Franz C., lutherischer Theologe, geboren am 25. März 1825 zu Ober-Widdin (Böhmen), † am 22. Mai 1886 zu Frankfurt a. M. Sein Vater, trotz ursprünglich slavischer Herkunft deutschgesinnt, war ein strebsamer katholischer Lehrer, der durch Fleiß und Ausdauer sich eine höhere Bildung angeeignet hatte, aber doch zeitlebens mit Sorgen kämpfen mußte. Er unterrichtete anfangs den begabten Knaben selbst, übergab ihn dann der Hauptschule zu Reichenberg und später dem Gymnasium zu Leitmeritz. C. sollte nach Wunsch des Vaters sich dem Studium der katholischen Theologie widmen und bezog zu diesem Zwecke die Universität Prag im J. 1842. Er hörte zunächst philosophische Vorlesungen, zeigte aber dann, als dieser Cursus beendigt war, wenig Neigung, dem Zukunftsplane des Vaters zu entsprechen, der darüber zwar betrübt war, aber den Widerstand des Sohnes nicht brechen konnte. Es folgte eine Zeit schwerer Sorgen für den Jüngling, der durch Unterrichten sich kümmerlich sein Brot verdienen mußte. Im J. 1846 siedelte er nach Wien über, um sich dem Studium der Medicin zu widmen, für welche er besonders aus Interesse an der Naturwissenschaft sich entschied.

Aber bald gab er auch diesen Plan auf. Die Ursache lag in einer inneren Wandlung. Durch Verkehr mit protestantischen Freunden lernte er die evangelische Kirche kennen und trat zur lutherischen Confession über. Zugleich begann er sich der evangelischen Theologie zu widmen. Mit großem Fleiß suchte er (seit 1849) die Lücken seines Wissens auszufüllen, immer noch mit Sorgen der Nahrung kämpfend. Nachdem er 1852 sein Studium vollendet hatte, wurde er durch begeisterte Predigten, die er auf einer Reise hielt, [607] in den evangelischen Gemeinden Kärntens bekannt und erhielt einen Ruf nach der Gemeinde Arriach, bei der er 1853 nach bestandenem Examen eingeführt wurde. Damit brach endlich eine ruhigere Zeit für ihn an, die er theils der Fürsorge für seine Gemeinde, theils kirchengeschichtlichen Studien widmete. Schon erschienen einzelne Artikel von ihm in Kirchenzeitungen, über das kirchliche Leben Oesterreichs in Vergangenheit und Gegenwart.

Besonders aber zeigte er sich litterarisch thätig in den 15 Jahren, die er seit 1858 zu Ramsau in Steiermark zubrachte. Hervorzuheben ist die Schrift „Die Khevenhüller; Geschichte des Geschlechtes mit besonderer Berücksichtigung des 17. Jahrhunderts“ (Wien 1867), sowie seine „Geschichte der evangelischen Kirche in Böhmen, nach den Quellen bearbeitet“ (Bielefeld und Leipzig). Der erste Band dieses größeren Werkes erschien 1869, der zweite 1870. Diese werthvollen historischen Arbeiten veranlaßten die theologische Facultät zu Wien, ihm die Doctorwürde zu verleihen, in Anerkennung seiner Verdienste um die Kirchengeschichte seines engeren Heimathlandes.

Daneben erschienen einige volksthümliche Schriften, von welchen das Lebensbild des Paulus Odontius und die alte Grabnerin weitere Verbreitung gefunden haben. Dabei hat er aber seine seelsorgerische Thätigkeit nicht versäumt, sondern sie als die Hauptsache angesehen – als Beweis dafür darf die Uebertragung des Seniorats an ihn im J. 1870 gelten. Das Jahr 1873 führte ihn auf ein noch größeres Arbeitsfeld, nach Frankfurt am Main, der Heimath seiner Gattin, wo er bis zu seinem Tode an der Peterskirche in Segen wirkte. Ein Freund der Musik und Kenner der Schätze des Kirchenliedes hat er in der Commission für Herausgabe eines Frankfurter Gesangbuchs in hervorragender Weise mitgearbeitet. Für Gustav Adolf-Verein und Mission hat er sich eifrig bemüht. Daneben hat er auch, soweit seine seelsorgerische Wirksamkeit es zuließ, die historischen Studien fortgesetzt. Wie ernst er sein Amt auffaßt, hat er besonders in den letzten Monaten seines Lebens bewiesen, als ein qualvolles Leiden ihn langsam dem Tode entgegenführte. Mit großer Energie ist er seinen Pflichten trotz großen Schmerzen nachgekommen, bis er kurz nach seiner letzten Confirmationshandlung zusammenbrach. Am 22. Mai 1886 wurde er abgerufen.

Aufzeichnungen und Notizen von der Hand eines pietätvollen Schülers haben als Quelle gedient.