ADB:Döblin, Johann Christian

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Artikel „Döblin, Johann Christian“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 274, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:D%C3%B6blin,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:40 Uhr UTC)
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Döblin: Johann Christian D., geb. 1698 zu Krossen, † 9. Aug. 1752 zu Breslau; Schuhmacher und Volksführer zur Zeit der preußischen Besitzergreifung. In Breslau hatte auf die Nachricht von dem Einrücken der Preußen die Regierung von dem Rathe verlangt, er solle zur besseren Vertheidigung kaiserliche Truppen, welche ein eifersüchtig bewachtes Privileg sonst von den Mauern Breslau’s ausschloß, ausnahmsweise aufnehmen, und der Rath hatte, wenn auch widerstrebend, eingewilligt, ward aber am 14. Dec. 1740 durch den tumultuarischen Widerspruch der Zünfte unter Führung Döblin’s gezwungen, den Beschluß zurückzunehmen, um die Stadt aus eigenen Mitteln zu vertheidigen, was dann in seinen Consequenzen wesentlich dazu beigetragen hat, die befestigte Hauptstadt so leicht in preußische Hände kommen zu lassen. D. hat zu seiner Haltung nicht religiöser Eifer bestimmt (wie Friedrich der Große irrthümlich angibt), denn er war katholisch, noch auch preußische Sympathie, sondern wesentlich die Erinnerung an die im 30jährigen Kriege von der Stadt zu ihrem Heile glücklich bewahrte Neutralität. Der Erfolg seiner Agitation hat ihm den erbitterten Haß der österreichisch Gesinnten, die sogar eine Spottmedaille auf den Schuster, der Breslau regiert habe, schlagen ließen, dagegen auch die Gunst König Friedrichs eingetragen, der ihm 2000 Thlr. schenkte und von ihm Nachrichten über die Stimmung in Breslau sich bringen ließ. D. ist dann, als er im September 1741 dem preußischen Heere Lebensmittel zuführen wollte, verwundet worden. Zur Entschädigung hat der König 1742 ihn, der früher nur „Beischuster“ war, zum Hofschuhmacher ernannt und ihm das Recht zum Lederausschnitt verliehen. Eine politische Rolle hat er nicht weiter gespielt und auch die Rathsherrnstelle, um die er 1742 den König bittet, schwerlich erhalten.

Grünhagen, Zwei Demagogen im Dienste Friedrichs des Großen, Breslau 1861, in den Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft und eine nachträgliche Bemerkung dazu in der Zeitschrift des schlesischen Geschichtsvereins XI. Heft 2.