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ADB:Dalfinger, Ambrosius

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Artikel „Dalfinger, Ambrosius“ von Albert von Pfister in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 710–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dalfinger,_Ambrosius&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 21:12 Uhr UTC)
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Dalfinger: Ambrosius D., ein geborener Ulmer, † 1532, befand sich im Anfange des 16. Jahrhunderts als Geschäftsträger des Hauses Welser am Hofe Karls V. zu Madrid. – Die mannigfachen Verbindlichkeiten, welche Karl V. gegen das Haus Welser wegen verschiedener Anlehen in baarem Gelde eingegangen hatte, veranlaßten ihn, diesem die Nutznießung des neuentdeckten Landes Venezuela und ihren Stellvertretern die Statthalterschaft zu überlassen. Im letzten Jahre des 15. Jahrhunderts hatte Alonzo de Hajeda in Begleitung der gelehrten Steuermänner Juan de la Cosa und Amerigo de Vespucci die Küste von Venezuela entdeckt und bald darauf die Stadt Coro am Halse der Halbinsel Paraguana gegründet. Der mit den Welsern geschlossene Vertrag lautete nun dahin, sie sollten Schiffe ausrüsten, Mannschaft und außerdem 50 deutsche Bergleute werben, Niederlassungen an der Küste und im Innern des Landes nebst drei Festungen gründen. Dafür sollten sie alle Gerechtsame auf den Handel haben und außerdem 4 Procent des ganzen Gewinnes, der an den König gelangen würde. Zur schweren Arbeit sollten sie 4000 Negersclaven kommen lassen. Es sei ihnen aber auch erlaubt, die Indianer, wenn sie sich nach vorhergegangener Warnung nicht fügen, zu Sclaven zu machen.

Zur Ausübung aller dieser Rechte für das Haus Welser und zur Uebernahme der Statthalterschaft wurde Ambrosius D. bestimmt, der nach seinem Ehrgeiz, seiner Habsucht und Abenteuerlust sich würdig an die spanischen Conquistadoren anschließt. – Kaum waren die Jahrhunderte verflossen, in welchen der Drang nach Abenteuern, die Sucht ein Fürstenthum, eine Herzogskrone sich zu erkämpfen, Ritter und Krieger aller Nationen nach den Küsten des Mittelmeers, insbesondere nach der Levante hinführte. Dort lockte ein Fürstenhut und kriegerischer Ruhm, jetzt, nachdem über die Schätze der neuen Welt so fabelhafte Gerüchte verbreitet waren, war es der Dorado, jener gepriesene Goldmann, der täglich in Goldstaub sich baden sollte, welcher die Phantasie, Abenteuerlust und Habsucht aufregte. Mit 3 Schiffen, 400 Mann und 80 Pferden verließ D. im J. 1528 den Hafen von Sevilla und landete in Coro. An der Stelle dieser Stadt baute er auf Felsen im Meere Venezuela; auch soll er den Grund [711] zu Maracaibo gelegt haben. Mit weiteren Niederlassungen aber gab er sich nicht ab, sondern folgte seinem Drange nach Erforschung des Innern und Ausbeutung der geträumten Schätze, indem er im J. 1530 eine Expedition in das Gebiet des Rio grande da Maddalena antrat; er drang hier vor bis zum 7. Grad nördl. Breite. Mit äußerster Strenge unterwarf er eine Reihe von Indianerstämmen und plünderte viele ihrer Dörfer aus, ohne aber viel des gewünschten Goldes zu erhalten. Im Mai 1530 kehrte er nach Venezuela zurück und ging seiner angegriffenen Gesundheit wegen einige Zeit auf die Gesundheitsstation nach San Domingo, während Nikolaus Federmann, der ihm von den Welsern zur Unterstützung nachgesandt war, für ihn die Statthalterschaft führte. D. kehrte jedoch bald zurück und machte im J. 1532 in das Land südlich vom See von Maracaibo einen neuen Zug, auf welchem er dem Val Ambrosio seinen Namen gab und über die Gebirge nach Neugranada eintrat, immer dem fabelhaften Goldlande des Dorado nachstrebend. Nicht unbedeutende Mengen Goldes erpreßte er von den Indianern, kam aber bald in die kälteren Gebirgsregionen und fand hier bei den kriegerischen Stämmen energischen Widerstand. In einem heftigen Treffen gegen dieselben erhielt er einen Pfeilschuß in den Hals, was ihn zum Rückzug nach Coro veranlaßte. Im selben Jahre aber noch erlag er seiner Wunde.

Von den spanischen Schriftstellern wurde er nach seinem Tode sehr hart beurtheilt, während seines Wirkens in seiner Statthalterschaft aber hatte er von den Spaniern, welche die Einmischung und Herrschaft der Deutschen sehr ungern sahen, viele Anfeindungen und Widerwärtigkeiten erfahren. Sein Nachfolger im Amte war Nikolaus Federmann.