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ADB:Does, Johann van der

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Artikel „Does, Johann van der“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 293–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Does,_Johann_van_der&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 04:56 Uhr UTC)
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Does: Johann v. d. D., gewöhnlich Janus Dousa genannt, niederländischer Gelehrter, Dichter und Staatsmann, Herr von Noordwyk, geb. am 6. Decbr. 1545, war einer der hervorragendsten Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden. Seiner Studien halber besuchte er die Universitäten von Löwen, Douai und Paris, 1561–64, dann ward er von dem Strudel der Revolution ergriffen, ward Mitglied des Compromiß und emigrirte. Mit den Geusen kam er 1572 zurück. Von Oranien ausgezeichnet, ging er ein Mal im geheimen und nachher öffentlich als Gesandter der Patrioten nach England. Großen Ruhm erwarb er sich 1574 als Gouverneur von Leyden oder, besser gesagt, als Chef der bewaffneten Bürger, denn erst während der Belagerung empfing er die Bestallung als Gouverneur. Ihm und dem Secretär van Hout nebst dem Bürgermeister van der Werff ist die unvergleichliche Haltung der Stadt während einer sieben Monate langen Belagerung mit allen Leiden der Hungersnoth zuzuschreiben. Die Stelle eines Curators der neuen Universität war seine Belohnung. Nach dem Tode des Prinzen 1584 versah er wieder die Stelle eines Gesandten in England, dann ward er 1591 Mitglied des hohen Justizraths, als solches † er 12. Octbr. 1604. So groß seine Verdienste als Staatsmann (er nahm als Mitglied der Ritterschaft fast immerfort Antheil an allen Geschäften des Staats) und Krieger waren und schon ausreichten, ihm eine bleibende Stelle in der Geschichte zu sichern, so hat D. doch seinen Namen [294] noch mehr seiner Gelehrsamkeit zu danken. Wie keiner seiner Zeitgenossen verband er mit großer classischer Gelehrsamkeit, mit einer poetischen Begabung, welche ihm einen höheren Rang unter den modernen lateinischen Dichtern sicherte, Interesse für die Geschichte seines Landes und dadurch auch für dessen Litteratur. Denn 1591 gab er zuerst die Reimchronik des Melis Stoke heraus, die vorzüglichste Quelle des alten Grafengeschlechts. In Besitz einer bedeutenden Manuscriptensammlung, konnte er aus alten Chroniken und Acten vieles in die von seinem Sohne Johann fortgesetzten Annalen aufnehmen, was noch nicht bekannt war; freilich auch manches, was die Kritik nicht bestätigte. Namentlich den lateinischen Dichtern war sein Studium gewidmet, zu Catull, Tibull und Petronius schrieb er „Praecidanea“, Einleitungen und Noten von großem Umfang, ferner zu Plautus „Explanationes Plautinae“; einen kurzen Commentar zu einzelnen Stellen des Horaz und Anmerkungen zu den Geschichtswerken des Sallust. Unter seinen eigenen lateinischen Versen steht die Ode an die Königin Elisabeth obenan. D. war ein rechter Sohn seiner Zeit und seines Landes im besten Sinne. Ein tapferer Patriot und Protestant, ein praktisch gebildeter Staatsmann, ein tüchtiger und eleganter Gelehrter, dessen Sitten ein Spiegel seines Classicismus waren, ein Dichter, leider nur in der Gelehrtensprache, im Cabinet, in der Studirstube, in der Versammlung der Staaten und auf den Wällen einer belagerten Stadt gleich thätig und überall der rechte Mann an der rechten Stelle. Von den Söhnen Johanns v. d. D. verdienen zwei wegen ihrer philologischen Arbeiten Erwähnung: Janus Dousa der jüngere wegen seiner mit kurzen Anmerkungen ausgestatteten Ausgabe der Komödien des Plautus (Antwerpen 1589 u. ö.) und Franciscus D. wegen seiner offenbar unter Scaliger’s Leitung ausgeführten Sammlung und kritischen Behandlung der Fragmente des römischen Satirendichters Lucilius (Leyden 1597 u. ö.).