Zum Inhalt springen

ADB:Edzard, Sebastian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Edzardus, Sebastian“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 652–653, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Edzard,_Sebastian&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Edzard, Georg Elieser
Band 5 (1877), S. 652–653 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Sebastian Edzardus in der Wikipedia
Sebastian Edzardus in Wikidata
GND-Nummer 117497061
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|652|653|Edzardus, Sebastian|Otto Beneke|ADB:Edzard, Sebastian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117497061}}    

Edzardus: Sebastian E., geb. in Hamburg 1. Aug. 1673, Esdras Edzardus’ (s. d.) Sohn, und neben seinem Vater wol der bedeutendste der hamburgischen Gelehrtenfamilie dieses Namens. Bereits im 23. Lebensjahre Magister und Adjunct der philosophischen Facultät zu Wittenberg, kehrte Sebastian E. 1698 in seine Vaterstadt zurück, wo er schon im folgenden Jahre die Professur der Logik und Metaphysik am dortigen akademischen Gymnasium erhielt. In diesem Lehramte, bei fünfmaliger Bekleidung des Rectorats, lebenslang thätig, ließ er gleichzeitig in anderen wissenschaftlichen Fächern, vorzüglich in der Theologie seinem kritischen Geiste mit unerhörter Lebhaftigkeit die Zügel schießen. Als streitbarster unter den Vorkämpfern des Lutherthums verfaßte er bis zum Jahre 1729 mindestens 133 gedruckt erschienene Schriften (größtentheils in lateinischer, aber auch in hoch- und sogar in plattdeutscher Sprache), in deren Mehrzahl er nicht nur einzelne Personen, sondern auch ganze Facultäten, z. B. die hallische, schonungslos angriff. Vielfach gewarnt, mehrfach bestraft wegen solcher Ausschreitungen in Büchern, welche theils confiscirt, theils (in Hamburg und Berlin) durch Henkershand verbrannt wurden, konnte er seinen häufig in litterarische Klopffechterei ausartenden kritischen Hang dennoch nicht bändigen, obschon Unbetheiligte seines grundguten Herzens Freundlichkeit priesen und seine Uneigennützigkeit und Freigebigkeit allgemein anerkannt war. Die gelehrte Welt athmete auf, als er im J. 1724 die ganze Fülle seines Feuereifers über den ungelehrten „Hamburgischen Patrioten“ ausschüttete, das zwar wohlmeinende aber etwas oberflächlich und philiströs redigirte Organ einer vernunftliebenden Aufklärungs-Gesellschaft, welche er in 6 Druckschriften („Patriot-Schnattriot“ etc.) arg verspottete. Indessen überschritt er in seiner 1729 edirten Schrift: „Pietistische Intriguen in Litthauen, vielen Städten Deutschlands etc.“ so sehr die Grenzen des Erlaubten, daß er nach längerem Proceß, im J. 1733 zwar mit Amtsentsetzung verschont, doch aber zu dreijähriger Suspension und zu beträchtlicher Geldbuße verurtheilt, auch ihm jede Schriftstellerei ohne specielle Gestattung verboten wurde. Gleich nach Ablauf dieser drei Jahre, während welcher seine Stellung unter Censur ihm völliges Schweigen abnöthigte, starb er am 10. Juni 1736. – Uebrigens beseelte auch ihn seines Vaters Bekehrungseifer, er soll einige 50 Katholiken und Reformirte in die lutherische Confession gewonnen und unzählige Juden dem Christenthum zugeführt haben. – Mit seinem jüngsten Sohn Ludwig Dietr. E., einem Arzt zu Elmshorn in Holstein, gest. 26. März 1797, scheint die männliche Linie ausgestorben zu sein.

[653] Das Hamb. Schriftsteller-Lexikon Bd. 2. S. 135–147 enthält ein Verzeichniß seiner Schriften.