ADB:Engel-Dollfus, Frédéric
Johann Dollfus, einem Chef der großen Kattunfabrik Dollfus Mieg & Cie zu Dornach bei Mülhausen, und trat in das Geschäft seines Schwiegervaters ein. Hier machte er sich hauptsächlich dadurch verdient, daß er der Baumwollspinnerei, welche die Firma seit kurzer Zeit ihren anderen Betrieben zugesellt hatte, seine besondere Sorgfalt widmete. Er brachte diese Industrie bald auf eine solche Höhe, daß ihre Producte seitdem auf dem Weltmarkte erfolgreich mit den englischen Nähzwirnen concurriren. Seine gründliche Kenntniß aller die Production und Verarbeitung der Baumwolle betreffenden Fragen wurde von der Regierung oder von Preisgerichten auf Ausstellungen mehrfach zu Rathe gezogen.
Engel: Friedrich E., genannt Engel-Dollfus, Industrieller und Philanthrop, wurde am 27. März 1818 zu Sennheim im Elsaß geboren als Sprößling einer Fabrikantenfamilie aus dem benachbarten Mülhausen. Den höheren Schulunterricht erhielt er im Collège Henri IV zu Paris, dann arbeitete er längere Zeit in einem Handelshause zu Havre. Nach der Heimath zurückgekehrt, heirathete er im J. 1843 die Tochter vonE.-D. stand stets in der vordersten Reihe der Männer, welche durch Gründung der verschiedensten Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter den Mülhauser Fabrikanten ihren Ruf als Philanthropen verschafft haben. Ganz sein Werk aber ist der im J. 1867 gebildete Verein zur Verhütung von Unfällen beim Betriebe der Maschinen. Dieser Verein stellte sich die Aufgabe, die Erfindung von Schutz-Vorrichtungen anzuregen und dieselben in den Fabriken zu verbreiten; sein Wirken hatte auch den schönen Erfolg, die Zahl der Unfälle bedeutend zu vermindern. Der Urheber des Unternehmens scheute selbst weder Mühe noch Kosten, um überall für dasselbe Propaganda zu machen. Er ließ Modelle der vom Vereine geschaffenen Apparate auf zahlreichen Gewerbeausstellungen vorführen und hatte die Genugthuung, auch in Deutschland und Oesterreich Beifall zu finden. Unter den anderen Schöpfungen dieses edlen Mannes möge noch die mit allen therapeutischen Einrichtungen versehene Heilanstalt für arme Kinder zu Mülhausen genannt werden. Er wies auch zuerst im Elsaß auf das Unheil hin, welches der billige norddeutsche Branntwein unter der Arbeiterschaft anzurichten begann.
Was E.-D. noch ganz besonders auszeichnet, ist sein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft und sein unermüdliches Bestreben, gegen die Ueberwucherung des Geistes durch materielle Interessen, die „Baumwollseuche“, wie er sich scherzhaft ausdrückte, anzukämpfen. Ihm verdankt Mülhausen die Hebung des Zeichenunterrichts, die Entwicklung des historischen Museums, den Besitz einer archäologischen Sammlung, namentlich aber das Zustandekommen einer Gemäldegalerie, welche hervorragende Werke moderner Meister birgt. Ebenso fördernd wirkte er auf dem Gebiete der localen Geschichtsforschung. So wurde in seinem Auftrage ein umfangreiches Urkundenbuch von Mülhausen durch X. Moßmann zusammengestellt, und mehrere Werke der elsässischen Gesschichtslitteratur konnten nur dank seiner finanziellen Unterstützung erscheinen, die er manchmal, als wahrer Mäcen, ohne Wissen des Autors dem Verleger zukommen ließ. Durch Stiftung eines Preises hat er den historischen Studien eine dauernde Aufmunterung zu Theil werden lassen. Er starb zu Paris am 16. September 1883. Die meisten gemeinnützigen Unternehmen Engel’s sind durch die Vermittlung der Industriellen Gesellschaft in Mülhausen ausgeführt [370] worden, welche den Brennpunkt des geistigen Lebens in dieser Stadt bildet. Im Bulletin dieser Gesellschaft hat er auch eine Anzahl gediegener Berichte über die ihn beschäftigenden Fragen veröffentlicht.
- E. Zuber , Notice nécrologique sur M. Frédéric Engel-Dollfus, in: Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse LIV. Mulhouse 1884. X. Moßmann, Vie de Fr. Engel-Dollfus. Mulhouse 1886; deutsche Uebersetzung von E. Auspitzer. Wien 1887.