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ADB:Estorff, Emmerich Otto August von

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Artikel „Estorff, Emmerich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Estorff,_Emmerich_Otto_August_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 06:00 Uhr UTC)
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Estorff: Emmerich Otto August von E., kurfürstlich braunschweig-lüneburgischer Generallieutenant, einem in der Lüneburger Haide angesessenen Adelsgeschlechte entstammend, am 28. October 1722 im Flecken Ebstorf [435] geboren, wurde 1741 Officier und 1753 Rittmeister bei der Leibgarde. Als das Kurfürstenthum Hannover sich anschickte Theil am siebenjährigen Kriege zu nehmen kam E. am 1. April 1757 als Brigademajor von der Cavallerie in den Generalstab, welchem er, zunächst unter dem Oberbefehle des Herzogs August Wilhelm von Cumberland, dann des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, seit 1760 als 2. Generaladjutant, bis zum Friedensschlusse angehört hat. In der Generalordre, durch welche Herzog Ferdinand der Armee sein Danksagungscompliment für ihre in der Schlacht bei Minden am 1. Aug. 1759 bezeigte Bravour und Conduite abstattete, wird Major v. E. unter den Officieren der Suite genannt, „deren Comportements Seine Durchlaucht besonders mit admirirt hätten“; den Lord Sackville zum Vorgehen mit seiner Cavallerie zu bewegen war diesem freilich nicht gelungen. E. wurde mit der Nachricht von dem erfochtenen Siege nach London geschickt und hier vom Könige am 10. August zum Oberstlieutenant befördert. Am 8. December 1761 wurde er Oberst und am 9. December 1762 Generalquartiermeister. Diese Stellung hat er bis zu seinem Lebensende innegehabt. Sie war aber, nachdem der Friede geschlossen war, ein Nebenamt geworden. E. war außerdem Chef eines Cavallerieregiments, dessen Commando von nun an den Haupttheil seiner dienstlichen Thätigkeit bildete. Zunächst befehligte er das 3. Regiment (Reuter) und seit 1766 das 8. (Dragoner). Sein Stabsquartier hatte er zuerst im Flecken Grohnde an der Weser, dann in der Stadt Northeim. Als Regimentschef nahm er sich sofort der Ausbildung seiner Officiere mit großem Eifer an; in Northeim errichtete er eine ordentliche Schule, in welcher die Cadetten für ihren künftigen Beruf systematisch vorbereitet wurden. An dieser Lehranstalt hat seit 1778 Scharnhorst unterrichtet, welchem E. zu diesem Zwecke nach Auflösung der Schule des Grafen Wilhelm zur Lippe auf dem Wilhelmsteine den Eintritt in den hannoverschen Dienst vermittelt hatte. In Schlözer’s Staatsanzeigen (Göttingen 1786, 8. Band, 32. Heft, S. 465) ist eine von Scharnhorst herrührende eingehende Beschreibung der Northeimer Schule mitgetheilt, welche letztere durch seine Thätigkeit an ihr und die dort gemachten, später von ihm in Hannover und in Berlin verwertheten Erfahrungen eine über ihren beschränkten Wirkungskreis hinausgehende Bedeutung erhalten hat. Seine eigenen Ansichten über die Ausbildung von Officieren und deren wissenschaftliche Fortentwicklung hat E. in einer Denkschrift niedergelegt, aus welcher Bruchstücke im Militärwochenblatte (Berlin 1899, Nr. 43) veröffentlicht sind. Am 9. September 1777 zum Generallieutenant aufgerückt wurde er 1781, daneben seine übrigen Dienstverrichtungen beibehaltend, Generalinspecteur der Cavallerie. Es war dies eine Stellung, deren Inhaber unter den Regimentschefs nicht nach dem Dienstalter, sondern nach der ihm zugetrauten Befähigung gewählt wurde. Er starb am 19. October 1796 zu Northeim.

L. v. Sichart, Geschichte der Königl. Hannoverschen Armee, 2–4. Bd. Hannover 1870/71.