ADB:Fränkel, David (Rabbiner)
Moses Mendelssohns, den er im Talmud unterrichtete. Der durch seine Geistesanlagen ausgezeichnete arme Knabe folgte dem verehrten Lehrer (bereits 1743) nach Berlin, um unter dessen Leitung sein Talmudstudium fortzusetzen. Er wurde dort in der ersten Zeit auch durch Fränkel’s Vermittelung und persönliche Beihülfe unterstützt, so daß er – gleich anderen Talmudschülern – kümmerlich sein Dasein fristen konnte, bis er dann auf der von ihm betretenen neuen Bahn zu einer besseren Lebensstellung gelangte. – F. schlug damit, daß er den von den meisten damaligen Rabbinern wenig beachteten palästinensischen Talmud zum Gegenstande eines speciellen Studiums machte, eine neue Richtung ein, wandte sich überhaupt von der verkehrten Methode der deutschen und polnischen Talmudisten jener Zeit ab und nahm sich die nüchterne und geradsinnige Erklärungsweise [270] der älteren Commentatoren zum Muster. Moses Mendelssohn wies im J. 1760 in den „Briefen, die neueste Litteratur betreffend“ (W. IV, 2, 136) auf das Werk seines Lehrers hin. – Ueber den Einfluß Fränkel’s auf Mendelssohn spricht sich Ben-David (Etwas zur Charakteristik der Juden, S. 33) folgendermaßen aus: „Mendelssohn brachte einen Theil seiner Jugendjahre in dem Hause eines Mannes zu, der zu rechtschaffen und zu phlegmatisch war, um in die nächtlichen Beschäftigungen der Mendelssohn’schen Gesellschaft ein Mißtrauen zu setzen oder dieser Gesellschaft aus eigenem Antriebe beiwohnen zu wollen. In der Meinung, daß sie den Talmud studirten, ließ er sie ungestört studiren, und hier bildeten sich Männer, die alle mit Mendelssohn gleich, wenn auch nur durch ihn, dachten.“ – Von dem Commentare Fränkel’s sind drei Theile (der letzte unvollständig) im Drucke erschienen. Der gelehrte Jonathan Eybenschütz rühmt denselben als eine Frucht großen Fleißes (Predigtsammlung Jaarot Debasch II, 66a).
Fränkel: David F., geb. 1707, war Rabbiner zu Dessau, kam 1743, in welchem Jahre der erste Theil seines gediegenen Commentars über den palästinensischen Talmud erschienen war, als Ober-Landesrabbiner nach Berlin und starb daselbst am 4. April 1762. Er stammte aus einer Familie (Mirels), der mehrere talmudische Schriftsteller angehörten. Sein Vater (Naphtali Hirsch) bemühte sich mit großer Anstrengung, um die Herausgabe des genannten Werkes zu ermöglichen und pries sich vor seinem Tode glücklich, noch einen Theil desselben vollendet gesehen zu haben. In die Zeit, da F. Rabbiner zu Dessau war, fällt die erste Jugend- Carmoly, Revue orientale III, p. 815. – J. Auerbach, Lessing und Mendelssohn, S. 29 ff. – Kayserling, Moses Mendelssohn, S. 9 Anm.