Zum Inhalt springen

ADB:Frey, Johann Michael

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Frey, Johann Michael“ von Johann Josef Hermann Schmitt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 743–744, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frey,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 18:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Frey, Heinrich
Band 48 (1904), S. 743–744 (Quelle).
Michael Frey bei Wikisource
Michael Frey (Historiker) in der Wikipedia
Michael Frey in Wikidata
GND-Nummer 116783737
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|743|744|Frey, Johann Michael|Johann Josef Hermann Schmitt|ADB:Frey, Johann Michael}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116783737}}    

Frey: Johann Michael F., kathol. Pfarrer, wurde geboren am 21. Sept. 1788 in dem damals zur gefürsteten Propstei Weißenburg i. Elsaß, heute zur bairischen Pfalz gehörenden Dorfe Schweighofen, † am 8. Jan. 1854. Seine Eltern waren Bauersleute, sein Vater eine Zeitlang Bürgermeister der Gemeinde. Er hatte sieben Geschwister, von denen ein jüngerer Bruder, Johann Martin (geboren 1803), Medicin studirte, sich als Arzt zu Mindelheim im bairischen Schwaben niederließ und als Bezirksarzt in Günzburg a. D. gestorben ist. F. studirte die „Humaniora“ in Rastatt und Philosophie und Theologie in Straßburg, wo er 1812 zum Priester geweiht wurde. Schweighofen gehörte unter Napoleon I. zum Departement Unter-Elsaß, und so erhielt F. seine erste Verwendung in der Diöcese Straßburg, und zwar zunächst als Caplan in Wanzenau bei Straßburg und 1813 in Weißenburg a. Lauter in der Nähe seines Geburtsortes. Da damals an Geistlichen großer Mangel war, wurde er schon 1814, im Alter von 25 Jahren, Pfarrer in Jockgrim, wo er als Beweis seines historischen Sinnes ein „Pfarrbuch“ anlegte. 1816 wurde Jockgrim bairisch, und mit Wiedererrichtung des Bisthums Speier für die Pfalz 1817 trat F. in die Diöcese Speier über. 1822 wurde er von der k. Regierung zum Districtsschulinspector für die katholischen Volksschulen des Landcommissariates, jetzigen Bezirksamtes Germersheim ernannt. 1825 erhielt er die gute Pfarrei Rheinzabern. Da ihm jedoch diese wegen eines Brustleidens – er lebte deshalb auch sehr zurückgezogen – beschwerlich war, erhielt er schon 1826 die nahe, aber nicht einträgliche Pfarrei Hatzenbühl, wo er 28 Jahre bis zu seinem Tode wirkte, neben seiner amtlichen Thätigkeit mit geschichtlichen Studien beschäftigt. Im Spätsommer machte er öfters Reisen zum Besuche seines Bruders nach Schwaben, in die Schweiz und den Rhein hinunter bis nach Belgien und Holland. 1837 wählten ihn seine Amtsbrüder zum Senior des Decanats Germersheim, welche Würde er bis zu seinem Tode bekleidete.

Neben den großen pfälzischen Geschichtschreibern des 19. Jahrhunderts Joh. Georg Lehmann († 1876) und Franz Xaver Remling († 1873) verdient F. als dritter genannt zu werden. Durch sein großes vierbändiges Werk, das er bescheiden „Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des k. bayerischen Rheinkreises“ nannte und das in den Jahren 1836–37 erschienen ist, hat er sich in der Geschichte der Pfalz ein dauerndes Denkmal gesetzt. Als Vorbild diente ihm Johann Goswin Widder, der seine vierbändige in den Jahren 1786–1788 erschienene „Geographisch-historische Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein“ gleichfalls einen „Versuch“ nannte. Doch das Werk von Widder war total vergriffen, und von den 708 Gemeinden der Pfalz waren in Widder’s Buch nur die 208 ehemals kurpfälzischen Ortschaften geschildert, so daß F. die Geschichte von 500 pfälzischen Gemeinden fast durchaus neu zu erforschen und darzustellen hatte. F. war trotz seines schwächlichen Körpers ein ungemein fleißiger Mann und hat für sein umfassendes Werk alle [744] damals erreichbaren Quellen und Bücher benützt, weshalb das Buch selbst heute noch für jeden Forscher in der pfälzischen Geschichte unentbehrlich ist, wenn auch manches veraltet und überholt ist und deshalb eine neue, verbesserte Auflage des Werkes von F. sehr zu begrüßen wäre. Bei Schilderung confessioneller Verhältnisse ermangelt F. der nöthigen Objektivität; wenn der Katholicismus in Frage kommt, ist er nicht zuverlässig und man muß alles nachprüfen, was wir durch Hinweis auf einen Fall erhärten wollen. Während nach Häusser, „Geschichte der Rheinischen Pfalz“, die Reformation in der Pfalz unter den Kurfürsten Ludwig V. und Friedrich II. ohne Unterstützung von oben „Wurzel faßte“ (I, 538 f. u. 600) und selbst unter dem glaubenseifrigen Kurfürsten Ott Heinrich „ohne Mühe und Gewaltschritte“ sich vollzog, wurden nach F. (I, 484 f.) „aus Anlaß der kurfürstlichen Herrschaft“ u. a. „die Dörfer des Amtes Altstadt“, zu dem sein Geburtsort Schweighofen gehörte, „mittels militärischen Kirchen- und Schulzwanges sämmtlich zur reformirten Lehre verleitet“; und während nach Häusser (a. a. O. II, 782 ff. u. 802 ff.) Ludwig XIV. den evangelischen Glauben in der Pfalz wie in Frankreich durch die brutalste Gewalt unterdrückte und durch die bekannte Klausel des Ryswicker Friedens von 1697 den mit Gewalt zum Katholicismus „Bekehrten“ die Rückkehr zu ihrem evangelischen Glauben trotz ihrer sehnlichsten Wünsche, entgegen den klaren Bestimmungen des westfälischen Friedens, verweigert wurde, „kehrten“ nach F. (I, 485) die Bewohner jener Dörfer „während der Reunionszeit und durch die Bemühungen (!) der Jesuiten von Straßburg zu dem verlassenen Glauben der Ahnen zurück“, als ob dies durchaus freiwillig geschehen wäre.

1845 gab F. mit dem bischöflich speirischen Historiographen Remling zusammen das „Urkundenbuch des Klosters Otterberg in der Rheinpfalz“ heraus, von dessen Druckkosten der bekannte Frankfurter Historiker Böhmer die Hälfte trug. 1847 plante er mit demselben Gelehrten die Herausgabe eines „Urkundenbuches des Klosters Stürzelbronn“ in Lothringen, allein seine zunehmende Kränklichkeit oder, wie Remling sich ausdrückt, seine „Eigenthümlichkeit“, ließ den Plan nicht zur Ausführung gelangen, ein Beweis, daß F. die Hauptarbeit thun sollte, sonst hätte Remling, der bis 1873 lebte, nach dem Tode Frey’s die Urkunden allein herausgegeben.

F. war ein Mann, den die katholische Geistlichkeit mit Stolz den ihrigen nennt und der für immer unter den Geschichtschreibern der Pfalz einen geachteten Namen sich erworben hat.

Johann Michael Frey 1788 bis 1854 von Dr. J. Mayerhofer, Kgl. Kreisarchivar in Speier in den Mittheilungen des Historischen Vereins der Pfalz, XIX, 1895, S. 170–176. – Personalact Frey’s im bischöfl. Ordinariat Speier. – Handschriftliche Einträge Frey’s im Pfarrgedenkbuch zu Jockgrim. – Vorwort zum 1. Bde der Geschichte d. Rheinkreises von Frey.