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ADB:Freylinghausen, Gottlieb Anastasius

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Artikel „Freylinghausen, Gottlieb Anastasius“ von Gustav Kramer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 369–370, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Freylinghausen,_Gottlieb_Anastasius&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 20:00 Uhr UTC)
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Freylinghausen: Gottlieb Anastasius F., Sohn des Joh. Anast. F., Professor der Theologie und Director des Waisenhauses zu Halle, geboren am 12. October 1719, † am 18. Februar 1785, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung theils im väterlichen Hause, theils im königl. Pädagogium, von welchem er bereits in seinem 16. Jahre als reif zu den akademischen Studien entlassen wurde. Seine Erziehung war ganz dem Geiste der einfachen und milden Frömmigkeit seines Vaters entsprechend, den er völlig in sich aufnahm und bis an sein Lebensende bewahrte. Zugleich bewegte sie sich in sehr engen Schranken, wodurch sein von Natur weniger lebhaftes Temperament das Gepräge einer gewissen Schüchternheit erhielt, die ihm stets anhaftete und die ihm später übertragenen schwierigen Aemter und Geschäfte in hohem Grade erschwerte. Die Studien betrieb er mit Eifer und gutem Erfolge, so daß er sich eine gründliche, besonders philologische Gelehrsamkeit erwarb. Nachdem er zunächst an der lateinischen Schule angefangen hatte zu unterrichten, und 1742 einer der Inspectoren derselben geworden war, habilitirte er sich als Docent an der Universität und wurde 1753 zum außerordentlichen, 1771 zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt, und in demselben Jahre zum Doctor theol. promovirt. Bereits vorher hatte ihn, nach dem 1769 erfolgten Tode G. A. Francke’s, der Nachfolger dieses in der Direction des Waisenhauses Jos. Georg Knapp zu seinem Condirector erwählt, und schon 1771 trat er, als dieser starb, an dessen Stelle. Damit begann für ihn eine Zeit mannichfacher schwerer Sorgen und für die Anstalten des Waisenhauses eine Zeit allmählichen Sinkens, zunächst am empfindlichsten im Aeußern. Durch den Eintritt starker Theuerung, verschiedener Unglücksfälle auf den Gütern und mancher Veruntreuungen sah man sich genöthigt, da die früher reichlich fließenden milden Gaben mehr und mehr aufhörten, die Erträge der erwerbenden Institute abnahmen, und man sich scheute, die in so ausgedehntem Maße gewährten Wohlthaten einzuschränken, Capitale aufzunehmen, um die Kosten zu decken. Die daraus erwachsenden Schwierigkeiten führten indessen bald die Nothwendigkeit herbei, die Zahl der Benefizien, namentlich in Gewährung der Freitische und der Aufnahme von Waisenkindern, und zwar in steigendem Maße, zu vermindern. Nicht geringer waren die Schwierigkeiten in Bezug auf die inneren Verhältnisse. Bei dem völlig veränderten Geiste, der sich auf dem Gebiete der Theologie und Pädagogik sowol auf der Universität als im Allgemeinen mehr und mehr entwickelt hatte, wurde es immer schwerer, die geeigneten Kräfte für die Ausführung der an den verschiedenen Anstalten geforderten [370] Aufgaben zu gewinnen. Der Geist des Glaubens und der uneigennützigen Hingebung, aus dem sie hervorgegangen, war immer seltener geworden, und F., obwol er ihn selbst besaß und die ihm obliegenden Pflichten mit größter Gewissenhaftigkeit erfüllte, war nicht der Mann, ihn in Anderen zu wecken. Er war eine mehr passive Natur und begnügte sich damit, in den hergebrachten Formen nichts Wesentliches zu ändern. So sanken allmählich die Leistungen der Anstalten und das ihnen früher in so hohem Maße bewiesene Vertrauen schwand. Die Frequenz in den Schulen, besonders den höheren, nahm mehr und mehr ab: in der lateinischen Schule betrug sie, als F. starb, etwa 200 Schüler, im königl. Pädagogium nur 17, von denen 13 in der Anstalt wohnten. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er, außer den schwer auf ihm lastenden Sorgen, mit manchen körperlichen Leiden zu kämpfen, die er, wie alles, mit großer Geduld trug, bis er sanft entschlief. Verheirathet war er nie. Er lebte in größter Einfachheit still mit seiner Mutter bis zu deren 1770 erfolgtem Tode, dann mit einer verwittweten Schwester zusammen. Schriftstellerisch war er wenig thätig. Außer einer Anzahl akademischer Programme und einiger anderer Gelegenheitsschriften hat er Berichte über die ostindischen Missionsanstalten (Neue Folge 3–28. St.) und über einige evangelische Gemeinden in Amerika (13–15. Fortsetzung) herausgegeben.

J. L. Schulze, Denkmal der Liebe und Hochachtung dem etc. Dr. G. A. F. etc. gestiftet, Halle 1786.